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  • Tobias Schlegl ist seit knapp einem Jahr ausgebildeter Notfallsanitäter. Mit seinem neuen Podcast „2Retter1Mikro“ will er mehr aus der Welt der Kliniken und dem Rettungsdienst zeigen.
  • Foto: Lars Meier Management & PR

Moderator und Sanitäter: Tobias Schlegl: „Kam mit Bildern im Rettungsdienst nicht klar“

20 Jahre lang war Tobias Schlegl ein bekanntes TV-Gesicht, war Moderator bei „Aspekte“ im ZDF und beim Satiremagazin „Extra3″ im NDR. Vor vier Jahren entschied er sich, etwas, wie er sagt, „gesellschaftlich Relevantes“ zu machen und startete mit Ende 30 einen Neuanfang als Auszubildender zum Notfallsanitäter. Seit einem Jahr ist die Ausbildung beendet, Schlegl fährt regelmäßig im Rettungsdienst und hat auch den Weg zurück zu Journalismus gefunden. Mit der MOPO hat er über die Vereinbarkeit beider Welten und sein neuestes Projekt, den Podcast „2Retter1Mikro“ gesprochen.

MOPO: Wie kam es zu der Entscheidung, noch einmal neu anzufangen?

Tobias Schlegl: Ich habe ja sehr früh angefangen mit dem Moderieren, und mit der Zeit ist eine Frage in mir immer lauter geworden: Was machst du eigentlich besonderes? Reicht es aus, als Journalist nur tolle Gesprächspartner zu präsentieren und so Themen zu setzen? Ich wollte was zurückgeben, was Konkretes und gesellschaftlich Relevantes machen. Und was gibt es Bedeutsameres als zwischen Leben und Tod zu agieren und im besten Fall ein Leben retten zu können?

Warum gerade Notfallsanitäter? 

Ich habe da für mich einen radikalen Schnitt gemacht. Ich musste sozusagen mit Ende dreißig wieder klein anfangen und der kleine Praktikant sein. Ich hatte Respekt vor dem Beruf und den Bildern, die ich sehen würde – darauf kann man sich nicht vorbereiten. Während der klinischen Ausbildung war ich einmal hautnah bei einem Kaiserschnitt dabei und musste die Haken halten, damit das Loch im Bauch groß genug ist. Das war eine Herausforderung.

Eineinhalb Jahre nach Ausbildungsbeginn kam ich mit den Bildern im Rettungsdienst nicht mehr klar. Mir hat damals ein Kollege geholfen, der nach einem heftigen Tag mit einem Toten und einem schwer verletzten Kind das Krisen-Interventionsteam rief – das war mein Glück.

Ist daraus auch die Idee des Podcasts „2Retter1Mikro“ entstanden?

Ich habe bei meinem ersten Podcast „Fighting Corona“ gemerkt, dass ich mit den Menschen noch länger hätte sprechen können. Ich habe mir überlegt, dass ich Pflege- und Rettungsdienstpersonal eine Plattform geben und mit Kollegen auf Augenhöhe sprechen möchte. Wir werden über gesellschaftliche und politische Themen wie die Arbeitsbedingungen sprechen, aber auch über skurrile oder verrückte Einsätze.

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Ich hatte beispielsweise mal einen Patienten, der uns rief, weil er in der Nase gebohrt hatte und dann Nasenbluten bekam. Als wir ankamen, war schon alles wieder gut. Wir wollen Bock auf den Beruf machen, sagen aber ehrlich, wo die Fallstricke liegen. Die Welten in der Klinik und im Rettungsdienst sind sehr verschlossen. Wir wollen den Menschen da draußen einfach intensivere Einblicke hinter die Bilder in den Nachrichten geben. 

Ist der Podcast für Sie ein Verbindungsstück zwischen der Arbeit als Notfallsanitäter und den Medien?

Ja, definitiv. Gerade weil ich gemerkt habe, dass der Rettungsdienst noch keinen Klassensprecher hat, der nach vorne tritt. Ich bin da so ein bisschen reingewachsen in diese Rolle, weil ich ja immer noch irgendwo Journalist bin: Wenn ich Missstände sehe, dann muss ich sie einfach ansprechen. Dass ich nicht zu hundert Prozent Notfallsanitäter bin, das ist einfach Selbstschutz. Weil ich gemerkt habe, da würde ich nicht lange durchhalten. Ich finde die Mischung jetzt eigentlich perfekt. Wenn ich mit dem, was ich medial mache, auch noch meinen Kollegen helfen kann – umso besser.

Worum wird es in der ersten Folge gehen? 

Der erste Gast ist Matthias. Er ist Intensivpfleger, fährt im Rettungsdienst und er war in meiner Ausbildung auch einer meiner Dozenten an der Rettungsdienstschule – er hat mir beigebracht, wie die Beatmung funktioniert. Wir reden über seine heftigsten Fälle und Einsätze, die ihm sehr nah gegangen sind. Wir reden darüber, dass er sich wie Kanonenfutter fühlt. Sprich, dass er quasi an die Front geschickt wird und Pfleger verheizt werden. Dass nicht klar gemacht wird, dass das auch Menschen und keine Maschinen sind.

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Mit welchen Gästen dürfen wir noch rechnen?

Es ist alles erlaubt. Von der Altenpflege bis zur Intensivpflege. Vom Rettungsdienst bis gerne auch mal zum Arzt. Hauptsächlich sollen es die sein, die noch keiner kennt, die aber ganz viele interessante Geschichten in sich tragen. Und ich bin auch sehr froh, dass ich auf meiner Liste schon viele Frauen habe, weil gerade der Rettungsdienst noch eine sehr männerlastige Welt ist.

Um schon einmal auf den Podcast einzustimmen, der immer mit einer Erste-Hilfe-Lektion enden soll: Können Sie uns einen kleinen Vorgeschmack geben, wie das ablaufen wird?

Das ist ein großes Herzensthema von mir. Erste Hilfe leisten zu können, ist in der Bevölkerung total schlecht ausgeprägt. Und deshalb gibt es immer in den letzten zehn Minuten dieses Podcasts Erste Hilfe für alle. Wenn beispielsweise zu Hause jemand umfällt, muss man die Atmung überprüfen. Das macht man am besten, indem man die Hand auf den Brustkorb legt und spürt ob sich dieser hebt und senkt. Wenn ja, sollte die stabile Seitenlage angewendet werden.

Wenn nein, muss eine Herz-Druck-Massage gemacht werden. Da gibt es auch gute Songs für den Rhythmus: Der Klassiker ist „Stayin‘ Alive“, etwas zynischer geht auch „Highway To Hell“ und für die Schlagerfans „Atemlos“.

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