Schwere Mobbing-Vorwürfe – Bezirkschef vor Gericht
Mobbing, flüchtende Mitarbeiter:innen und sogar ein Krankheitsfall – die Vorwürfe gegen den Bezirksamtschef in Wandsbek, Thomas Ritzenhoff (SPD), wiegen schwer. Was ist da los?
In Raum 5.01 des Verwaltungsgerichts Hamburg werden nicht allzu häufig Verhandlungen geführt, die das Interesse der Stadtgesellschaft wecken. Doch am Donnerstag ist das anders. Hier sollen sich am Vormittag der Personalrat des Bezirksamts Wandsbek und der Leiter des Amts, Thoms Ritzenhoff, gegenüberstehen.
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Mobbing, flüchtende Mitarbeiter:innen und sogar ein Krankheitsfall – die Vorwürfe gegen den Bezirksamtschef in Wandsbek, Thomas Ritzenhoff (SPD), wiegen schwer. Was ist da los?
In Raum 5.01 des Verwaltungsgerichts Hamburg werden nicht allzu häufig Verhandlungen geführt, die das Interesse der Stadtgesellschaft wecken. Doch am Donnerstag ist das anders. Hier stehen sich am Vormittag der Personalrat des Bezirksamts Wandsbek und der Leiter des Amts, Thoms Ritzenhoff, gegenüber. Zumindest sollen sie das, Ritzenhoff ist allerdings nicht gekommen und lässt sich von seinem Anwalt vertreten.
Hat der Bezirksamtschef Mitarbeiter beleidigt?
Dem Bezirksamtsleiter wird vorgeworfen, sich – gelinde gesagt – nicht eines Chefs würdig verhalten zu haben. Es geht um Beschimpfungen, Beleidigungen und unwahre Aussagen. Das Wort Mobbing steht im Raum. Dass das alles nun vor Gericht landet, ist die jüngste Eskalationsstufe eines seit längerer Zeit schwelenden Konflikts.
Insgesamt acht konkrete Fälle seien protokolliert, bei denen es zu Zwischenfällen mit Ritzenhoff gekommen sei, heißt es vom Personalrat. Mitarbeiter:innen hätten die Dienststelle wegen der Zustände verlassen, eine Person sei sogar dauerhaft krankgeschrieben.
Vermittlung durch Staatsrätin half nicht
Vor Gericht heißt es am Donnerstag, dass es der Personalrat sich nicht leicht gemacht habe, das Verfahren einzuleiten. Aber man habe einfach keine andere Handhabe mehr gesehen. Sogar der innere Führungskreis des Bezirksamtes sei wegen der Missstände auf den Personalrat zugekommen. Interne Lösungen wie eine Vermittlung durch die Staatsrätin seien gescheitert. Ritzenhoff selbst streitet alle Vorwürfe ab.
Zu näheren Ausführungen der Vorwürfe kommt es am Donnerstag aber nicht. Der Vorsitzende Richter kassiert das Verfahren mehr oder minder ein, bevor es überhaupt losgeht. Für die eingereichte Klage des Personalrats gäbe es keine Rechtsgrundlage.
Ritzenhoff soll sich gebessert haben
Der Personalrat gibt dann auch noch zu Protokoll, dass sich seitdem die Vorwürfe vor über einem Jahr aufkamen, das Verhalten des Bezirksamtsleiters gebessert habe. Am Ende zog er seine Klage zurück – im Gegenzug gab Ritzenhoff eine persönliche Erklärung ab, die allerdings ein wenig absurd anmutet. Demnach verpflichtet er sich, sich an die Personalvereinbarung zu halten (wie es selbstverständlich jeder im Bezirksamt tun muss) und verspricht, niemals ein Verhalten an den Tag zu legen, das er auch so noch nie an den Tag gelegt habe.
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Die Vorwürfe sind damit freilich noch nicht aus der Welt geschafft. Die Opposition fordert Aufklärung. „Auch wenn die Klage abgewiesen wurde, müssen die Vorwürfe des Mobbings und des fragwürdigen Umgangs mit Mitarbeitern aufgearbeitet werden. Wenn Zweifel an der Führungsqualität und Arbeitsatmosphäre im Bezirksamt Wandsbek bestehen, ist das für die Attraktivität als Arbeitgeber ein Problem“, sagte Natalie Hochheim, Vorsitzende der CDU-Fraktion in Wandsbek.
Auf MOPO-Anfrage wollte sich der sich seit 2011 im Amt befindende Bezirksamtsleiter nicht weiter äußern. Auch der Personalrat nannte auf Nachfrage keine Details zu den erhobenen Vorwürfen.