• MOPO-Reporter Mike Schlink im Würgegriff von MMA-Profi Olaf Hommel. 
  • Foto: Patrick Sun

Mixed Martial Arts: Best of MOPO: Hier wird ein Reporter vom Profi vermöbelt

Alsterdorf –

Schlag links, Punch rechts, ein Kick – und dann der finale Wurf zu Boden. Beim Mixed Martial Arts (MMA) werden diverse Kampfstile vereint. MOPO-Reporter Mike Schlink (24) hat mit einem echten Profi trainiert – und sich auf die Bretter schicken lassen. Rendezvous mit einer Kampfmaschine.

„Trau dich!“, sagt mein Sparringspartner und nimmt die Fäuste zur Deckung hoch. Mein Sichtfeld schrumpft auf einen Tunnel zusammen, Adrenalin schießt ein – jetzt gibt es nur noch mich und meinen Gegner. Mein Herz pocht bis zum Hals, ich muss mich zwingen, ruhig zu atmen. Stahlblaue Augen funkeln mich herausfordernd an, pure Provokation. Es reicht! Ich mache einen Schritt nach vorne, hole aus und setze meinen ersten Schlag.

Hamburg: MOPO-Reporter lässt sich vom MMA-Profi vermöbeln

Das hat gesessen! Hommel (r.) tritt Schlink in die Beine.

Das hat gesessen! Hommel (r.) tritt Schlink in die Beine.

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Patrick Sun

Im Dojo des SV Polizei Hamburg dreht sich alles um Kampfsport – heute um Mixed Martial Arts (zu Deutsch etwa „gemischte Kampfkünste“). Rund 20 Männer trainieren hier eine Mischung aus Karate, Boxen, Judo und weiteren Kampfsportarten. Einer von ihnen: Olaf Hommel. Der 36-Jährige bereitet sich auf sein Saison-Highlight am Sonnabend vor, das „We Love MMA“-Event in der Barclaycard-Arena. Der gebürtige Niederländer tritt im Leichtgewicht bis 70 Kilo an – und hat nur ein Ziel: „Ich will gewinnen!“ Vorher wird aber erst mal trainiert. Mit mir als Sparringspartner.

Zunächst wärmen wir uns auf. Ein paar Runden durch die Halle laufen, Liegestütz, Sit-ups. Alles noch okay. Doch als ich mehrmals 30 Sekunden auf der Stelle trippeln und dabei so schnell wie möglich Schatten-boxen soll, komme ich ganz schön ins Schwitzen. Ausgepowert und aufgeheizt zeigt mir Trainingspartner Olaf dann einige Trockenübungen.

Dojo in Hamburg: Nach ersten Schlägen die Ermahnung

„Du hast Power, das ist gut“, lobt Hommel (r.) den MOPO-Reporter.

„Du hast Power, das ist gut“, lobt Hommel (r.) den MOPO-Reporter.

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Patrick Sun

Nach meinen ersten Schlägen gleich die Ermahnung: „Der Daumen muss außerhalb der geballten Faust liegen“, sagt er. Sonst würde ich ihn mir bei einem harten Schlag selber brechen. Klassischer Anfängerfehler. Kein Wunder: Meine Kampf-Erfahrungen beschränken sich auf eine Rauferei in der Grundschule.

Mixed Martial Arts: Olaf Hommel kämpft im Oktagon

Olaf hat da deutlich mehr Routine. Seit 15 Jahren betreibt er den Sport, hat als kleines Kind erste Erfahrungen im Jiu Jitsu gesammelt. Nun kämpft er im Käfig, dem sogenannten Oktagon. „Eigentlich muss man bekloppt sein, in so ein Ding zu steigen“, sagt er und lächelt. Ihm mache der Kampf einfach Spaß. Außerdem gehe es immer fair zu.

Fachgerecht flachgelegt: Der MOPO-Reporter wirft den Profi auf die Matte.

Fachgerecht flachgelegt: Der MOPO-Reporter wirft den Profi auf die Matte.

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Patrick Sun

Dabei gibt es im MMA wenig Beschränkungen. Selbst Stampftritte auf den Kopf eines am Boden liegenden Gegners sind nicht verboten. Doch dazu lässt Olaf sich nicht hinreißen. Er bevorzugt ohnehin den Bodenkampf – und zeigt mir dabei gleich mal meine Grenzen auf.

Er fixiert mich, ich klopfe auf die Matte – das Zeichen der Aufgabe

Mit zwei Schlägen auf den Kopf zieht er meine Deckung nach oben. Ehe ich mich versehe, ist er im Nahkampf, hebelt mich aus und wirft mich schließlich hart auf die Matte. Orientierungslos ringe ich nach Luft, da drückt mir der 36-Jährige bereits sein Knie auf die Brust und befeuert meinen Bauch mit leichten Schlägen. Ich versuche mich zu wehren – vergebens. Letztlich liege ich auf dem Rücken, von Olafs Beinen fixiert, während er mir droht, den Ellenbogen zu brechen. Ich klopfe mit der freien Hand auf den Boden – das Zeichen zum Aufgeben. So hilflos habe ich mich noch nie gefühlt. Doch wir trainieren weiter.

Nach zwei Stunden Schlagtraining brennen die Muskeln, der Schweiß fließt in Strömen.

Nach zwei Stunden Schlagtraining brennen die Muskeln, der Schweiß fließt in Strömen.

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Patrick Sun

Meine Knochen schmerzen – die Muskeln brennen

Wir üben nun intensiv Schläge, Tritte, Würfe. „Du hast Power, das ist gut“, sagt Olaf. Doch es ändert nichts: Sobald er Ernst macht, lande ich wieder auf dem Boden – in erdrückender Position. Gegen einen echten Profi habe ich einfach keine Chance. Nach zwei Stunden schmerzen meine Knochen, die Muskeln brennen. Doch am Ende reichen wir uns respektvoll die Hand.

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Da will ich von Olaf wissen, wie ich seiner unfassbaren Technik entgehen kann. Die Antwort: „Distanz schaffen“, sagt er mit einem Grinsen. Also weglaufen? Fast. „Weglaufen ist eine gute Verteidigung – aber eben kein Kampf.“

Der Artikel ist eine Geschichte aus unserem Archiv und erstmals am 8. Oktober 2015 in der Hamburger Morgenpost erschienen. In unregelmäßigen Abständen kramen wir in unserem Archiv und suchen Stücke heraus, die auch heute noch lesenswert sind.

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