• Die Kameras von Dermalog können Menschen auf zwei Meter Entfernung die Temperatur vom Gesicht ablesen. In Hannover kam das System Ende Februar bereits auf einer Reifenmesse zum Einsatz.
  • Foto: obs/DERMALOG Identification Systems GmbH

Mitten in der Corona-Krise: Hamburger Firma kann sich vor Anfragen nicht retten

Während manche Unternehmen stark unter der Corona-Krise leiden, boomt das Geschäft bei anderen geradezu. So geht es auch der Hamburger Firma Dermalog, die momentan Anfragen ohne Ende bekommt. Grund: Dermalog stellt biometrische Thermalkameras her, die unter anderem auch Fieber messen können.

Am 4. Februar berichtete Günther Mull bereits auf dem Europäischen Polizeikongress von der neuesten Entwicklung seiner Firma Dermalog. Fünf Tage zuvor stufte die Weltgesundheitsorganisation das Sars-CoV-2-Atemwegssyndrom als „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ ein. Trotzdem scheint keiner zuzuhören, während Mull seine biometrischen Kameras vorstellt, die auch auf zwei Meter Entfernung Fieber messen können. Knapp acht Wochen später sieht die Welt ganz anders aus.

Hamburger Unternehmen bekommt haufenweise Anfragen

Dermalog erhält seit Beginn der Corona-Pandemie viele Anrufe von Behörden, Veranstaltern und Unternehmen, die sich plötzlich für die Thermalkameras interessieren. Vor allem Veranstalter sind aber mit konkreten Aufträgen noch zögerlich – schließlich ist noch ungewiss, wann Messen und andere Treffen in Deutschland überhaupt wieder stattfinden können.

Erste Versuche mit den neuen Kameras

Das erste Pilotprojekt mit Dermalog-Kameras, die auf der Stirn die Körpertemperatur messen, ging Anfang Februar an den Start. Auf Bangkoks Flughafen, über den der innerasiatische Luftverkehr abgewickelt wird, wurden zwei Kameras mit Temperaturmessfunktion installiert.

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Ende Februar stellt das Unternehmen dann erstmals an einem öffentlichen Ort in Deutschland seine Kamera auf – an den Eingängen zur Tire Technology Expo in Hannover. Laut Unternehmensangaben wurde bei keinem der etwa 5000 Besucher der Messe akutes Fieber festgestellt. Da allerdings nicht jeder Corona-Infizierte Fieber entwickelt und man auch bereits vor Eintreten der Symptome ansteckend ist, können die Kameras auch keine absolute Sicherheit bieten. Für diesen Zweck wurden sie allerdings ursprünglich auch nicht entwickelt.

Neue Entwicklung wurde ursprünglich für andere Zwecke geplant

Durch die Temperaturmessung sollte vor allem sichergestellt werden, dass Menschen mit Gesichtsmasken die biometrischen Kameras nicht überlisten. Denn anders als etwa die US-Firma Flir Systems ist Dermalog nicht auf Wärmebildkameras spezialisiert, sondern auf Fingerabdruck-Scanner und andere Biometrie-Anwendungen. Insbesondere im Bereich von Grenzkontrollen an Flughäfen sollen die Entwicklungen von Dermalog eine schnelle Identifizierung von Reisenden gewährleisten und viele Betrugsversuche und Identitätsdiebstähle aufdecken.

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In einigen Regionen Südostasiens und Lateinamerikas, wo das Dengue-Fieber verbreitet ist, kommen Thermalkameras an Flughäfen schon länger zum Einsatz, um kranke Reisende zu erkennen und anschließend zu untersuchen. Einen Vorteil hat das Kamera-Verfahren auf jeden Fall gegenüber dem Fiebermessen mit herkömmlichen Methoden: es senkt das Infektionsrisiko für die Grenzbeamten. (mp/dpa)

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