Verrostet und vergammelt: So geht es jetzt mit Deutschlands berühmtestem Tor weiter
Sorgen um die vermutlich berühmteste Sichtblende der Welt: das Metalltor zur Herbertstraße auf dem Hamburger Kiez. Die Sehenswürdigkeit, einst von den Nazis errichtet, setzt Rost an und wird immer gammliger. Nun ist auch noch die Werbefläche verschwunden. Engagierte Kiez-Bewohner fragen sich, wie es mit dem rotten Tor weitergehen soll. Und was sagt eigentlich der Bezirk?
Sorgen um die vermutlich berühmteste Sichtblende der Welt: das Metalltor zur Herbertstraße auf dem Hamburger Kiez. Die Sehenswürdigkeit, einst von den Nazis errichtet, setzt Rost an und wird immer gammeliger. Nun ist auch noch die Werbefläche verschwunden. Engagierte Kiez-Bewohner fragen sich, wie es mit dem rotten Tor weitergehen soll. Und was sagt eigentlich der Bezirk?
Abweisend sieht sie aus, die Konstruktion aus einem doppelflügeligen Eisentor und zwei versetzten Sichtblenden. Lange war das Tor eine beliebte Werbefläche für einen Zigarettenhersteller mit Anzeigenmotiven, die extra für diesen besonderen Standort erdacht waren. „Für mehr Fremdenverkehr“, stand da, oder „Das Schönste an der Versuchung ist, ihr nachzugeben.“

Damit konnten alle leben, aber in den vergangenen anderthalb Jahren wurde die Fläche an eine Sex-Hotline vermietet, das fanden die Bordellbetreiber in der Herbertstraße nicht so prickelnd. „Edeka hängt sich ja auch keine Werbung für Rewe ins Fenster“, stellt Quartiersmanagerin Julia Staron trocken fest.
Seit Ende Juli steht das Tor entblößt da. Die Werbefläche ist verschwunden, zum Vorschein kam ein altes Grafitto: zwei halbnackte Teufelinnen mit hohen Stiefeln. Rechts und links die berühmten Verbotsschilder: Frauen und Männer unter 18 dürfen nicht rein.
Herbertstraße: „Die Tore rosten weg“
Dazu: jede Menge Rost. „Die Tore rosten weg“, sagt Quartiersmanager Lars Schütze, einst Betreiber der berühmten Esso-Tankstelle am Spielbudenplatz: „Wir fänden es gut, wenn das künstlerisch gestaltet wird, so, dass es wertschätzend ist für das Gewerbe in der Herbertstraße und auch als Fotomotiv funktioniert.“
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Derzeit sieht die eiserne Barriere unansehnlich aus, wie ein Sinnbild für die Straße dahinter, in der längst nicht mehr in jedem Haus Sex verkauft wird. Müsste das Tor nicht mal saniert werden? Der Bezirk Mitte winkt ab: „Solange die Standfestigkeit nicht beeinträchtigt ist, ist von unserer Seite nichts geplant“, sagt Sprecherin Sorina Weiland zur MOPO.

Das Tor wurde – ebenso wie sein Pendant am Ausgang der Straße – im Mai 1933 von den Nazis errichtet, um die anständigen Bürger vor dem Anblick der Prostitution zu bewahren. Inzwischen ist es ein Schutz vor Gaffern. Die (rechtlich nicht bindenden) Verbotsschilder wurden 1981 aufgehängt, auf Betreiben der Frauen, die ihrem Gewerbe nachgehen und nicht wie im Zoo bestaunt werden wollen.
Wie es weitergeht? Nackt soll das Tor nicht bleiben, wie Werberiese Ströer der MOPO erklärt: „Aktuell befinden wir uns in der Vermarktung der Flächen.“