• Vivian Velle und Johannes Richter reisen um die Welt und lassen die Menschen daran teilhaben. 
  • Foto: @jovi_travel

Mit Urlaub Geld verdienen: Wie diese beiden Hamburger zu Stars bei Instagram wurden

Ciao und adieu! Vor zwei Jahren haben Vivian Velle und Johannes Richter ihre Koffer gepackt und ihr gewohntes Leben in der Bankenmetropole Frankfurt hinter sich gelassen. Sie brauchten dringend eine Auszeit. Eine Flucht aus dem lästigen Alltag. Jetzt sind sie mit über 280.000 Followern Deutschlands größtes Reiseinfluencer-Paar @jovi_travel.

Eine schöne Wohnung, tolle Freunde und aufstrebende Berufe: Manch einer würde das nicht so einfach hergeben. Doch dem jungen Paar fehlte die Leidenschaft, jeden Tag dem alltäglichen Stress aufs Neue mit Energie zu trotzen. Die Luft war raus. Keiner fragte den anderen mehr nach seinem Tag, aus Angst vor der Antwort. Es verging ein Jahr, bis Johannes seiner Freundin die eine Frage stellte: „Was können wir tun, um glücklicher zu sein?“ Die Antwort war Vivian sofort klar: Raus hier! Am liebsten das Ersparte zusammenkratzen und auf Reisen gehen. Raus aus dem Alltag, rein ins Abenteuer.

Gesagt, getan.

Über den Wolken der Türkei

Vivian und Johannes gemeinsam in der Türkei.

Foto:

@jovi_travel

„Wir sind dann mal weg“

Ganz so frei und wild zu sein, haben sich die beiden dann doch nicht getraut. Ein „Gap-Year“ war vorerst die Idee: Neun Monate von dem Ersparten leben und Süd-Ostasien erkunden.

Ohne jegliche Fotografie-Erfahrung machten sich die beiden Deutschen mit nur einer Kamera in der Tasche auf den Weg. Zur Inspiration sahen sie sich Reiseblogger im Internet an – und machten es ihnen gleich. Erst mit Landschaftsbildern, dann beide vor einer traumhaften Kulisse, mit der Zeit folgten ihnen immer mehr Fans.

Mittlerweile haben sich die beiden professionelles Equipment angeschafft und verfahren nach einer strikten Tagesplanung. Denn das, was auf den ersten Blick nach Urlaub und Freizeit aussieht, entpuppte sich mehr und mehr als aufwändige und präzise Arbeit. „Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal am Strand lag und ein Buch gelesen habe“, sagt die 25-Jährige.

Die Leggings und die Birkenstock sieht man auf den Fotos nicht

Die Sonne hebt sich und mit ihr auch das Paar. Im Halbdunkel findet es seinen Weg zu der ausgesuchten Fotostelle. Dort wird ein Bild nach dem anderen gemacht, oft Stunden lang. Drohnen schwirren umher, Winkel werden ausgetestet und immer dabei: ein Lächeln auf den Lippen, als wäre es das erste Foto an diesem Tag. Doch damit nicht genug: die Fotos müssen ähnlich lang bearbeitet werden, bevor man den @Jovi_travel-Anhängern auch die entsprechende Qualität bieten kann.

„Unter den langen Kleidern sieht man nicht die Leggings und die Birkenstock. So glamourös wie es auf den Fotos scheint, ist es oftmals gar nicht.“, betont Vivian. „In unseren Instagram-Stories gewähren wir unseren Followern den Einblick in das echte Leben zwischen den Fotoaufnahmen.“ Die Unterkünfte sind oft einfach und unspektakulär, ein Abhol- und Bringservice steht ihnen auch nicht zur Verfügung. Stattdessen ziehen sie als Low-Budget-Reisende durch die Welt. Im vergangenen Jahr haben sie inklusive Flügen, Unterkünften und Tauchscheinen jeweils von 6.000 Euro gelebt.

Saturnina in Italien

Johannes und Vivian reisen auch in Europa zu den schönsten Fotospots.

Foto:

@jovi_travel

Das Leben als „Digitale Nomaden“

Heute haben sie keine Angst mehr davor, den anderen nach seinem Tag zu fragen. Wo anfangs fehlende Erfahrung im Umgang mit sozialen Netzwerken stand, steht nun ihr eigenes Geschäft. Mit ihrem Blog, dem Erstellen von Content und Kooperationen verdienen sie ihr Geld. Haupteinnahmequelle ist jetzt die Geschäftsidee, unerfahrenen Unternehmen Beratung bei deren Auftritten in den Neuen Medien zu bieten.

Auf die Frage, warum sie so viel Anklang finden, denken sie an ihre Situation in Frankfurt zurück. Damals waren sie es, die sich in ihren Berufen festgefahren fühlten, Sehnsucht nach mehr hatten. Deshalb glauben sie, dass sie den Followern von @Jovi_travel eine kleine Auszeit an schönere Orte verschaffen. Platz zum Träumen sozusagen.

Zurück nach Deutschland kommen sie nur noch selten

Bei so viel Abenteuer und Einblicken stellt sich unweigerlich die Frage nach der Heimat. Wo haben die beiden ihr Zuhause? „Es ist eine Herausforderung, nie anzukommen, nicht Zuhause zu sein, wobei keinen festen Wohnsitz zu haben für uns nicht dramatisch ist, wir können trotzdem nach Hause kommen. Freunde und Familie zu sehen ist etwas schwieriger“, gibt der 29-Jährige zu. Johannes ist ein Hamburger Jung, in Reinbek geboren und im grünen Bergedorf aufgewachsen. Vivian hat ihre Wurzeln im Allgäu in der Nähe des Schlosses Neuschwanstein. In Bayern machen sie jedes Jahr auch sechs bis acht Wochen Urlaub vom Reisen. „An der A7, wo es immer Stau gibt“, lacht sie.

Der morgendliche Ausblick lässt keine Wünsch offen.

Fast 14 Flugstunden sind die Reisenden hier in Phang Nga in Thailand von Hamburg entfernt.

Foto:

@JoVi_travel

Das Problem mit dem ökologischen Fußabdruck

Auch an Vivian und Johannes geht der Klimawandel nicht spurlos vorbei. Ihr größtes Augenmerk gilt natürlich dem Fliegen. Auch sie sind sich darüber im Klaren, dass ihr ökologischer Fußabdruck enorm ist. Daher versuchen sie, an anderer Stelle zu verzichten. „Abgesehen von den Flügen verzichten wir auf Fleisch und unnötigen Konsum“, so Vivian. Sie versuchen, nach eigenen Angaben, ihren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Dennoch geht ihr Lebensstil mit dem Fliegen Hand in Hand. Als nächstes stehen Mexiko, Belize und Guatemala auf der Liste. Zur Kirschblüte wollen sie in Japan sein – und im Sommer zurück in Europa. 

Und in den nächsten Jahren?

Natürlich wollen die beiden Dauer-Reisenden auch zur Ruhe kommen, sich niederlassen und eine Familie gründen. „In fünf bis sechs Jahren könnte ich mir das vorstellen“, legt der Hamburger fest, sie korrigiert ihn mit den Worten: „Mach‘ mal lieber drei bis vier Jahre draus.“ Vivian plant gerne, aber nicht zu weit im Voraus, sie will auch nicht alles wissen, das Ende „lieber etwas offen lassen.“ (mdo)

Neuer Inhalt (2)

Der Blick in die Zukunft verspricht noch viele weitere Destinationen, an denen sie uns teilhaben werden lassen.

Foto:

@JoVi_travel_Indonesian

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