Mit Pyro und Metall-Flügel: So wild war Joja Wendts Wacken-Debüt
Mit seinem Auftritt beim Wacken Open Air hat Joja Wendt erneut bewiesen: Er ist kein klassischer Konzertpianist! Vom feinen Konzertsaal stürzte sich Wendt in die schlammige Wacken-Welt und haute auf dem ersten Heavy-Metal-Flügel in die eisernen Tasten. Einige Tage später verrät der Weltklasse-Pianist, wie sich der Auftritt vor den Metalheads angefühlt hat, wie der einzig für ihn geschmiedete Flügel entstand – und ob es nächstes Jahr ein Wacken-Comeback geben wird.
Funken sprühen um Joja Wendt und sein „Biest“, als der Pianist die ersten Töne von Metallicas „Nothing Else Matters“ anstimmt. Plötzlich wankt der große Metallflügel hin und her, scheint zum Leben erweckt – genau wie das Publikum vor der Bühne. Knapp eine Woche ist es her, dass Konzertpianist Joja Wendt bei einem der weltweit größten Heavy-Metal-Festivals aufgetreten ist.
Vor dem Wacken-Auftritt: „Da ist schon Druck“
„Plötzlich kommt alles zusammen – alles, was man sich über anderthalb Jahre zusammengereimt hat, muss in 45 Minuten auf die Bühne. Das ist schon Druck“, erinnert sich der 61-jährige Konzertpianist an die letzten Momente, bevor er im Steampunk-Outfit die Wasteland-Bühne betrat. Ein Jahr zuvor hatte ihn Wacken-Mitgründer Holger Hübner nach einem seiner Neujahrskonzerte in der Elbphilharmonie gefragt: „Hättest du nicht mal Lust, beim Wacken Open Air zu sein?“

Und ob Wendt Lust hatte! Begleitet von Pyrotechnik, Nebelmaschinen und Lasereffekten gab er nicht nur Beethoven im Metal-Style, sondern auch Rockhymnen wie AC/DCs „Thunderstruck“ zum Besten – „eine Hommage an die Musikrichtung“, wie er im MOPO-Gespräch erzählt. Mehr als 2000 Metalheads seien zu seinem Auftritt gekommen. „Die Leute haben es super angenommen und haben mich da wirklich getragen. Es hat echt Spaß gemacht!“, sagt der Hamburger.
Metallflügel „Biest“ nach 150 Arbeitsstunden fertig
Mit ihm auf der Bühne: das „Biest“. Mehrere Hundert Kilo schwer ist der Metallflügel, an dem Wendt ein Jahr lang mit Metallbauer Jan Rohde getüftelt hat. „Ich hatte immer schon einen Hang zur Kunst“, erzählt Rohde, der mit seiner Werkstatt in Niendorf bei Rostock selbstständig ist. Etwas Vergleichbares habe der 50-Jährige aber auch noch nicht gebaut.
- Joja Wendt Es sollte „lebendig“ aussehen: Seine erste Idee des Metallflügels hielt Joja Wendt mit dieser Skizze fest.
Es sollte „lebendig“ aussehen: Seine erste Idee des Metallflügels hielt Joja Wendt mit dieser Skizze fest. - Privat. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz wurde aus der ersten Skizze ein dreidimensionales Bild.
Mithilfe von Künstlicher Intelligenz wurde aus der ersten Skizze ein dreidimensionales Bild. - Jan Rohde Rund 150 Stunden arbeitete Metallbauer Jan Rohde über ein Jahr hinweg an dem Metallflügel.
Rund 150 Stunden arbeitete Metallbauer Jan Rohde über ein Jahr hinweg an dem Metallflügel.
Das Ergebnis von rund 150 Arbeitsstunden: ein Unikat mit Hörnern, Schweif und einem E-Piano-Kern mit eisernen Tasten. „Ein Flügel ist ja für einen Pianisten auch immer ein lebendiger Dialogpartner. Man hat immer das Gefühl, es spricht zu einem“, so Wendt. Lebendig wirkt der Flügel unter anderem wegen der Beine, die das Instrument hochfahren lassen können. „Eigentlich waren wir schon fertig und dann kam noch diese Idee“, so Rohde. Auch der weltbekannte Pianohersteller Steinway & Sons half mit, indem er seine geheimen Pläne zur Verfügung stellte.
„Ich bin wild entschlossen, das weiterzumachen“
Eine sechsstellige Summe floss in die Produktion des Auftritts. Auch deshalb meint Wendt: „Ich bin wild entschlossen, das weiterzumachen.“
Neben seinen Neujahrskonzerten in der Elbphilharmonie und dem Classic Open Air in Berlin würde er sich darüber freuen, wenn auch das Wacken Open Air einen festen Platz in seinem Konzertkalender fände. Auch weitere Festivalauftritte oder eine ganze „Iron Keys“-Tour mit seinem „Biest“ könnte er sich vorstellen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Solange wartet der Flügel in Wendts Studio auf seinen nächsten Einsatz.
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Im September steht unter anderem noch das Konzert „Hamburger Pianosommer – vier Pianisten“ an, danach sei Wendt auch international unterwegs. „Man darf nicht selbstverständlich nehmen, dass das gerade so gut läuft“, sagt er dankbar. Auf Wacken verabschiedete er sich stilecht mit Heidi Kabel: „Auf Wacken sagt man Tschüss, das heißt Auf Wiedersehen“. Vielleicht ja 2026.
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