Hamburg ist Omikron-Hauptstadt: Woran das liegt und was es zu bedeuten hat
Am 7. Dezember wurde die Omikron-Variante in Hamburg zum ersten Mal offiziell nachgewiesen. Mittlerweile ist Hamburg Omikron-Hauptstadt. Nirgendwo sonst gibt es so viele Fälle der neuen Corona-Variante wie hier. Woran liegt das und was könnte das für die nächsten Wochen bedeuten?
Vom Musterschüler zum Sorgenkind, das ist wohl eine adäquate Beschreibung für Hamburg in der derzeitigen Phase der Pandemie. Noch vor wenigen Wochen mit Niedrig-Inzidenzen und der niedrigsten Hospitalisierungsrate gesegnet, hat sich der Trend mittlerweile umgekehrt. Nirgendwo in Deutschland verbreitet sich die Omikron-Variante derzeit so gut wie zwischen Hummelsbüttel und Harburg.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Am 7. Dezember wurde die Omikron-Variante in Hamburg zum ersten Mal offiziell nachgewiesen. Mittlerweile ist Hamburg Omikron-Hauptstadt. Nirgendwo sonst gibt es so viele Fälle der neuen Corona-Variante wie hier. Woran liegt das und was könnte das für die nächsten Wochen bedeuten?
Vom Musterschüler zum Sorgenkind, das ist wohl eine adäquate Beschreibung für Hamburg in der derzeitigen Phase der Pandemie. Noch vor wenigen Wochen mit Niedrig-Inzidenzen und der niedrigsten Hospitalisierungsrate gesegnet, hat sich der Trend mittlerweile umgekehrt. Nirgendwo in Deutschland verbreitet sich die Omikron-Variante derzeit so gut wie zwischen Hummelsbüttel und Harburg.
Keines der westdeutschen Bundesländer kommt laut RKI auf so eine hohe Sieben-Tage-Inzidenz wie Hamburg. Während in der ganzen Republik die Corona-Zahlen zuletzt kontinuierlich sanken, stiegen sie an der Alster.
Maßgeblich daran beteiligt sein dürfte die neue, deutlich ansteckendere Corona-Variante Omikron, die sich in Hamburg schon längst daran gemacht hat, die bislang dominierende Variante Delta zurückzudrängen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Dienstag in Deutschland insgesamt 10.443 Omikron-Fälle – allein auf Hamburg entfallen dabei 1487. Der Großteil wurde durch eine variantenspezifische PCR-Testung ermittelt (sogenannte „Verdachtsfälle“), muss aber noch durch eine Sequenzierung bestätigt werden. In 169 Fällen ist dieser Nachweis bereits erfolgt.
Hamburg ist Omikron-Spitzenreiter
Mit 1487 liegt Hamburg damit auf Rang drei, hinter Nordrhein-Westfalen (3476 Fälle) und Bayern (1896). Setzt man die Omikron-Infektionen aber ins Verhältnis zur Einwohnerzahl, ist die Hansestadt mit großem Abstand Spitzenreiter: In Hamburg entfallen auf 100.000 Einwohner 78,1 Omikron-Fälle, im bundesweiten Durchschnitt sind es nur 12,6. Bremen kommt auf 24,3 Omikron-Fälle pro 100.000 Einwohner, Schleswig-Holstein auf 21,5 und NRW auf 19,4.
Die verbleibenden zwölf Bundesländer verzeichnen zusammengenommen weniger Omikron-Fälle pro 100.000 Einwohner als Hamburg (65,0).
So erklärt die Sozialbehörde die Omikron-Fälle in Hamburg
Wie konnte es dazu kommen? „Wir wissen aus der Erfahrung der vergangenen Pandemie-Monate, dass das Infektionsgeschehen grundsätzlich in Städten und urbanen Räumen höher ist“, so Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde zur MOPO. Der Logik folgend hätte dann auch in den vergangenen Monaten die Ausbreitung des Coronavirus in Hamburg vergleichsweise hoch sein müssen. „Zuletzt hatte Hamburg sehr von der hohen Impfquote profitiert, die dazu beigetragen hat, dass das Infektionsgeschehen beherrschbar bleibt“, erklärt Helfrich die eigentlich gute Ausgangslage für Hamburg.
Weitere Artikel zum Thema Corona in Hamburg:
Super-Mutation entdeckt: Delta und Omikron verschmelzen zu Deltakron
Hamburg ist Omikron-Hauptstadt: Woran das liegt und was es zu bedeuten hat
Negativ obwohl Omikron-infiziert: Meine bittere Erfahrung mit Corona-Selbsttests
Inzidenzen explodieren: Notruf aus Hamburger Gesundheitsamt
Razzia in Hamburg: Gesundheitsamt schließt Supermärkte
Allerdings ist die Ansteckungsgefahr durch die Omikron-Variante erhöht und es kommt vermehrt zu Impfdurchbrüchen bei Menschen, die noch keine Booster-Impfung hatten. Helfrich schlussfolgert: „Derzeit dürfte die räumliche Nähe zu europäischen Nachbarländern, die von der Omikron-Variante sehr betroffen sind – etwa Dänemark, die Niederlande, Großbritannien – auch Auswirkungen auf das gesteigerte Infektionsgeschehen in Hamburg haben.“
Was bedeutet die Omikron-Ausbreitung für Hamburg?
Wie es nun weitergeht, ist schwer abzusehen – die Forschungslage zu Omikron ist noch dünn. Es könnte allerdings sein, dass die Variante tendenziell für mildere Verläufe sorgt. In Krankenhauszahlen kann man den Effekt der Omikron-Ausbreitung und Infektionsdynamik erst rund zwei Wochen später beobachten. Noch ist die Lage allerdings stabil. Sollten die Zahlen aber durch Omikron stark ansteigen, wird es in den Krankenhäusern der Stadt problematisch, selbst wenn die Krankheit mit dieser Variante milder verlaufen sollte. Die Rechnung ist einfach: mehr Infektionen gleich mehr schwere Verläufe.
Das könnte Sie auch interessieren: Kontaktnachverfolgung in Hamburg eingestellt – und jetzt kommt Omikron
Derzeit ist kaum auszumachen, ob Hamburg weiter mit steigenden Zahlen zu kämpfen haben wird, oder bald die härteren Corona-Maßnahmen seit Heiligabend Wirkung zeigen. Zum einen ist es noch zu früh, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu bewerten, zum anderen kam es aufgrund der Feiertage zu weniger Testungen, weil zum Beispiel die Tests für Schüler:innen entfielen. „Daher ist aus logischen Gründen die Fallzahlentwicklung in diesen Tagen nur bedingt interpretationsfähig“, heißt es aus der Gesundheitsbehörde. Das kann man von der Entwicklung der Omikron-Zahlen in Hamburg nicht behaupten.