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  • Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) vor der wieder in Schuss gebrachten Messstation Bunthaus.
  • Foto: (c) dpa

In diesem „Hausboot“ testen Flöhe und Algen das Elbwasser

Flöhe, Algen, Radioaktivitätsmessung – in Hamburg wird ganz genau auf die Wasserqualität geguckt. Die MOPO war zu Besuch bei der gerade fertig gewordenen neuen Messstation Bunthaus an der Elbe und hat erfahren, wie Hamburgs Gewässer überwacht werden und wo derzeit der Schuh drückt. 

Nein, das Boot, vor dem er am Mittwoch posiert, ist nicht das neue Hausboot von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne)! Auf dem Ponton am Moorwerder Hauptdeich steht die neueste der neun Wassermessstationen Hamburgs und liefert rund um die Uhr alle möglichen wichtigen Daten zur Wasserqualität der Elbe – und zwar bevor das Wasser im Hafen ankommt. Das macht sie ganz besonders wichtig, wenn es darum geht festzustellen, ob das Wasser im Hafen verunreinigt wird.

Drei Jahre lang wurde die Messstation wieder flott gemacht. Eigentlich hätte sie schon 2019 wieder in Betrieb gehen sollen, doch das verzögerte sich. Nun ist das 300.000-Euro-Projekt abgeschlossen und liefert Wasser-Daten en masse: Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit, Trübung, Temperatur, Nährstoffe und sogar Radioaktivität – all diese Daten werden von hier ins Wassergütemessnetz eingespeist. 

Hamburg: Frühwarnsystem für Elbe

An der Messstation Bunthaus kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu: Hier stehen spezielle Frühwarnsysteme, sogenannte Toximeter. In dem einen sind Wasserflöhe, in dem anderen werden Algen gezüchtet. Die Bewegungen der Wasserflöhe werden von einer Kamera durchgehend aufgezeichnet. Die Tierchen reagieren sensibel auf mögliche Verunreinigungen im Wasser: Bemerkt der Algorithmus, dass sie anders als normalerweise schwimmen, schlägt er Alarm. Bei dem anderen Gerät werden Algen gezüchtet und ihre Photosynthese-Aktivität in Leitungswasser und Elbwasser verglichen – weichen die Werte voneinander ab, wird der Alarm aktiviert. 

Links steht das Algentoximeter und rechts das Daphnientoximeter, wo die Wasserflöhe aufgezeichnet werden (die Punkte). (c) dpa
Links steht das Algentoximeter und rechts das Daphnientoximeter, wo die Wasserflöhe aufgezeichnet werden (die Punkte). (dpa)

Die Station entnimmt dann in beiden Fällen selbstständig eine Wasserprobe, die anschließend im Labor untersucht wird. Allein in Deutschland werden 50.000 Chemikalien produziert, die zum Beispiel bei Unfällen oder durch den Einsatz in der Landwirtschaft in die Gewässer gelangen können.  

Sauerstoffgehalt in Hamburg ein Problem

Kopfschmerzen bereitet den Prüfern derzeit vor allem der geringe Sauerstoffgehalt der Elbe. Elbvertiefung und Schlickbaggerarbeiten haben negative Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt. Durch die Elbvertiefung kommt in der Tiefe nicht genug Licht an, damit Algen wachsen und Sauerstoff Wasser produzieren können.

Umweltsenator Jens Kerstan verweist darauf, dass man derzeit an einer Lösung arbeite, um immerhin die „Kreisbaggerei“ zu beenden. Um die Fahrrinnen frei zu halten muss ständig Schlick gebaggert werden, doch es gibt keine geeignete Fläche, um den Schlick loszuwerden. „Wir sind in Gesprächen mit Schleswig-Holstein, um eine Lösung zu finden“, verspricht Kerstan.

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Acht Prozent der Hamburger Fläche ist Wasser, und überall werden vom Umwelt- und Hygieneinstitut Proben genommen. Jeder kann die Werte übrigens öffentlich einsehen und sich selbst ein Bild davon machen, wie es zum Beispiel um das Wasser der Alster steht. Baden sollte man aber weder in der Elbe noch in der Alster: Strömung, Schiffsverkehr, geringe Sichttiefe und in der Alster noch Blaualgen und Bakterien machen den Sprung ins Wasser zu einem gefährlichen ​​​​​​​Vergnügen. 

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