• In einem Außenlager des KZ Neuengamme wurde Berger 1945 als Wachmann eingesetzt. 
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Mit 95 Jahren: Amis schieben Hamburger KZ-Wächter in Spezial-Flugzeug ab

Neuengamme –

Die USA haben den früheren KZ-Wächter Friedrich Karl Berger nach Deutschland abgeschoben. Der heute 95-Jährige wurde 1945 In einem Außenlager des Hamburger Konzentrationslagers Neuengamme eingesetzt. Am Samstagvormittag traf er am Flughafen Frankfurt (Main) ein. 

Berger war 1959 in die USA in den Bundesstaat Tennessee gezogen und hatte dort viele Jahre unerkannt gelebt. Wie auch das US-Justizministerium bestätigte, ist Berger nun zurück in Deutschland. Schon im letzten Jahr veranlasste die amerikanische Einwanderungsbehörde die Abschiebung des 95-Jährigen. Dieser klagte dagegen – ohne Erfolg. 

Der Mann sei „aktiver Teilnehmer in einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte der Menschheit” gewesen, erklärte ein Vertreter der Einwanderungsbehörde ICE, Louis A. Rodi III. Die USA böten „Kriegsverbrechern” keinen Schutz, betonte er.

95-jähriger Ex-KZ-Wachmann nach Deutschland abgeschoben

Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Celle sagte, Berger sei in ihrem Auftrag bei seiner Ankunft von der Polizei gefragt worden, ob er grundsätzlich bereit sei, sich zu äußern. Das habe er bejaht, sah sich aber nicht mehr am selben Tag dazu in der Lage.

Ein früheres Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft Celle gegen den 95-Jährigen wegen Beihilfe zum Mord war im Dezember „mangels hinreichenden Tatverdachts“ eingestellt worden. Nun werde noch entschieden, ob die Ermittlungen wieder aufgenommen werden und Berger in diesem Rahmen vernommen werde, sagte der Sprecher.

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Für die Überstellung des 95-Jährigen aus den USA nach Deutschland wurde dem „Spiegel“ zufolge extra ein Ambulanz-Jet angemietet. Berger geht es demnach gesundheitlich seinem Alter entsprechend gut.

Ehemaliger KZ-Wachmann setzte sich in den USA ab

Berger hatte bei seinen Vernehmungen in den USA seine Rolle als KZ-Wächter eingeräumt. Über Misshandlungen von Gefangenen oder Todesfälle unter den Häftlingen sei ihm aber nichts bekannt gewesen, sagte er.

Der US-Staatsanwalt Brian Benczkowski bezeichnete ihn im März 2020 als „Teil der SS-Maschinerie der Unterdrückung“.

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Der heute 95-Jährige war Maschinengefreiter der Kriegsmarine und 1945 als Wächter in einem Außenlager des Hamburger Konzentrationslagers Neuengamme nahe dem niedersächsischen Meppen eingesetzt. Das KZ Neuengamme war 1938 zunächst als Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen gegründet worden.

Ex-Wachmann vom KZ Neuengamme wieder zurück in Deutschland

Nach Angaben der KZ-Gedenkstätte Neuengamme wurde es dann 1940 zu einem eigenständigen Konzentrationslager. Es war demnach bis 1945 das zentrale KZ Nordwestdeutschlands und hatte mehr als 85 Außenlager.

Die Häftlinge wurden als Zwangsarbeiter für die Kriegswirtschaft eingesetzt. Mehr als 42.000 Menschen kamen in den Lagern, während der Zwangsarbeit, bei Todesmärschen oder dem Bombardement von KZ-Schiffen ums Leben. (dpa/se)

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