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  • Hamburger Joachim Voß (87) übernimmt als Bergwanderführer immer noch Touren durch die Alpen. 
  • Foto: Florian Quandt

Mit 87 Jahren: Dieser Hamburger führt noch durch die Alpen

Marmstorf –

Der weite, grenzenlose Blick in die Ferne: Das ist es, was Joachim Voß an den Bergen liebt. Jedes Mal, wenn der Hamburger den Gipfel erreicht, ist alle Anstrengung vergessen. Auch mit 87 Jahren gibt der staatlich geprüfte Bergwanderführer noch Touren durch die Alpen – ans Aufhören denkt er nicht. 

Seine Faszination fürs Wandern entdeckte Joachim Voß schon in jungen Jahren. „Nachdem ich immer nur in Hamburg und Umgebung unterwegs gewesen bin, sind ein Freund und ich ins Allgäu gefahren. Dort habe ich mich in die Berge verliebt“, schwärmt er im MOPO-Gespräch. Seitdem verbrachte er jeden Urlaub in den Bergen – ob zum Wandern im Sommer oder zum Skilaufen im Winter.

Mit 87 Jahren: Dieser Hamburger führt noch durch die Alpen

In jungen Jahren haben ihn vor allem die Orte begeistert, die mit Gondeln nicht zu erreichen waren. „Einmal war ich als Gast bei einer Tageswanderung auf den Fluchtkogel in knapp 3500 Metern Höhe mit“, erinnert sich Voß.

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„Wir mussten am Ende eine relativ steile Fläche zum Gipfel hoch und waren alle mit einem Seil miteinander verbunden. Obwohl Sommer war, hatte es in der Nacht zuvor Neuschnee gegeben. Es herrschte eisiger Wind und eine Frau aus unserer Gruppe rutschte immer wieder aus.“ Doch am Ende schafften es alle – die Frau habe vor Freude geweint. Einer von vielen Momenten in den Bergen, die dem Hamburger besonders in Erinnerung geblieben sind. 

Wie der Hamburger zum Tiroler Bergwanderführer wurde

Auch seine spätere Frau teilte die Leidenschaft des gelernten Versicherungskaufmanns, mit ihr ging es meistens nach Oberstdorf im bayerischen Oberallgäu, mit den gemeinsamen Kindern dann nach Österreich. „Meine Frau ist dann leider sehr früh verstorben, die Kinder waren bald auch aus dem Haus. Von da an bin ich mit der Alpinschule Innsbruck gewandert“, sagt Voß. Bei einer Wanderung im Ötztal in Tirol kam er mit dem Gründer der Schule ins Gespräch – und bekam eine Stelle als Bergwanderführer angeboten.

„Da habe ich überlegt: Ich bin alleine und frei und fahre sowieso jedes Jahr in die Berge.“ Damit war die Entscheidung schnell getroffen: Nach einigen Lehrgängen durfte sich der 87-Jährige „Tiroler Bergwanderführer und Lehrwart für Wanderer“ nennen, womit er auch andere Bergwanderführer aus- und weiterbilden darf. Von der Alpinschule und zwei Touristenvereinen aus Hamburg wurde er etwa in den Harz und die Sächsische Schweiz geschickt.

Hamburger übers Wandern: Gesündeste Sportart – unabhängig vom Alter

Joachim Voß machte sich schnell einen Namen: Er bekam weitere Angebote als Bergwanderführer von einem Tiroler Hotel am Achensee und vom Touristenverband in Tirol. „Bis etwa 2016 war ich mindestens dreimal im Jahr dort. Jetzt fühle ich mich zwar noch fit, möchte aber keine Verantwortung mehr für die großen, fest ausgeschriebenen Touren übernehmen. Mittlerweile mache ich daher nur noch die kleineren Touren“, erklärt Voß.

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Trotzdem genießt er das Wandern immer noch genauso sehr wie vorher. „Der ganze Körper ist gefordert, man bewegt sich an der frischen Luft und sieht viel von der Landschaft – Wandern ist die gesündeste und beste Sportart, die man unabhängig vom Alter machen kann.“

Hamburg: Das sind die schönsten Orte zum Wandern

Schon am 19. Mai startet er seine nächste zweiwöchige Tour nach Achenkirch am Achensee – seinem Lieblingsort zum Wandern. Doch auch in seiner Heimat Hamburg ist der Bergwanderführer gern unterwegs. Ganz in seiner Nähe: der Außenmühlenteich am Harburger Stadtpark. „Den kennen leider relativ wenige. Ansonsten bin ich gern im Klövensteen in Rissen und im Billetal bei Aumühle.“

Auch von seiner Wohnung in Marmstorf aus kann der Hamburger einen weiten Blick genießen: „Von der einen Seite aus sehe ich den Fernsehturm und kann, wenn die Sonne auf das Dach scheint, durchs Geäst die Elbphilharmonie erkennen. Auf der anderen Seite blicke ich über den Außenmühlenteich.“ Er wohnt im neunten Stock, steigt manchmal sogar die Treppen zu seiner Wohnung noch zu Fuß hoch. Wie der 87-Jährige es geschafft hat so fit zu bleiben, darüber kann er nur spekulieren. „Ich behaupte, es hängt an drei Dingen: gute Gene, viel Sport treiben – und ein bisschen Glück.“

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