Mit 59 Jahren! Hamburgs ältester Azubi schließt Ausbildung ab
Eigentlich könnte Jörg Larisch sich bald zur Ruhe setzen. So wie seine Freunde und Bekannten. Ein langes Berufsleben liegt hinter ihm. Doch der Hamburger, der seinen Job in der Gastronomie vor drei Jahren an den Nagel hängte, um nochmal ganz von vorne anzufangen, startet jetzt erst richtig durch.
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Unter seinen Mitschülern an der Berufsschule stach er stets heraus. Jörg Larisch, das war der mit den grauen Haaren, die immer lichter wurden. Jetzt hat Hamburgs ältester Azubi seine Ausbildung abgeschlossen – mit 59 Jahren!
Eigentlich könnte Jörg Larisch sich bald zur Ruhe setzen. So wie seine Freunde und Bekannten. Ein langes Berufsleben liegt hinter ihm. Doch der Hamburger, der seinen Job in der Gastronomie vor drei Jahren an den Nagel hängte, um nochmal ganz von vorne anzufangen, startet jetzt erst richtig durch – als Altenpfleger.
Hamburgs ältester Azubi hat Ausbildung abgeschlossen – und Fachabi gemacht
Stolz hält Jörg Larisch sein Zeugnis über die bestandene Berufsausbildung in der Hand. Und nicht nur das: Parallel zu den Abschlussprüfungen für den Pflegeberuf hat Larisch noch sein Fachabitur gemacht. Dieses Zeugnis ist für ihn auch ein bisschen Selbstbeweis.
„Ich bin früher gar nicht gerne zur Schule gegangen“, gesteht Larisch. Durch das vorzeitige Ende seiner schulischen Laufbahn hat er sich damals viele Wege verbaut. Das bereut er. Einfach war es auch jetzt nicht. „Es war schon oft anstrengend und schwierig, sich zu motivieren“, sagt Larisch. Aber er hatte eine tolle Klassengemeinschaft, in der alle zusammen gehalten haben und es einen guten Austausch zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Altersgruppen gab. Auch das half ihm, durchzuhalten – und Corona!
Hohes Alter als Vorteil im Pflegeberuf
„Viele alte Menschen sind unendlich einsam. Sie freuen sich so, wenn ich komme. Diese Freude und Dankbarkeit bedeutet mir viel.“ Larisch, der vierfach geimpft ist, hat den Ansporn, die Pflegebedürftigem bei seinem Besuch zumindest einmal zum Lachen zu bringen. Sein Alter sieht er dabei als Vorteil an.
„Diese Generation ist noch zu Zucht und Ordnung erzogen worden. Ich weiß das von meiner eigenen Familie, bin näher dran und hab dadurch vielleicht mehr Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen als Jüngere.“ Für seinen Arbeitgeber, die Hartwig-Hesse-Stiftung, ist einer wie Larisch angesichts des akuten Fachkräftemangels Gold wert.
Frisch gebackener Altenpfleger will auch nach der Verrentung weiter machen
Die Pflegeeinrichtung hat den Azubi-Senior direkt aus der Ausbildung übernommen und möchte auch andere Hamburger älteren Semesters ansprechen, es wie Larisch zu halten. „Viele Leute über 40 haben in den letzten zwei Jahren die Perspektive verloren. Dabei werden sie noch gebraucht!“, sagt der frisch gebackene Altenpfleger.
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Dass es jetzt nur noch sechs Jahre bis zur Rente sind, macht Larisch traurig. „Mir macht der Job so viel Spaß, ich möchte gar nicht aufhören.“ Deshalb hat der Pfleger sich mit der Hartwig-Hesse-Stiftung schon geeinigt, auch nach seinem 65. Geburtstag noch weiter im Team zu arbeiten. Nicht mehr in Vollzeit, aber zumindest in Teilzeit. Denn Larisch hat noch einen anderen Traum: Sein frisch erworbenes Fachabitur soll ihm auch noch etwas nützen.
„Ich könnte mir vorstellen, nun doch nochmal zu studieren!“, sagt Larisch. Welches Fach, ist für ihn völlig klar: Pflegewissenschaft. Es wäre ein dritter Neuanfang für Larisch. Und wieder wäre er der Älteste in der Runde. Aber damit hat Jörg Larisch ja nun viel Erfahrung.