„Mir droht der Tod“: Großer Kahlschlag in Groß Flottbek?
Fast 40.000 Autos rauschen täglich den vierspurigen Osdorfer Weg entlang, jene Ausfallstraße, die von der A7-Ausfahrt Bahrenfeld Richtung Wedel führt. Seit kurzem hängen Schilder an den Bäumen auf dem Mittelstreifen: „Mir droht der Tod“, darunter ein QR-Code, der zu einer Petition führt. Die MOPO fragte bei der Verkehrsbehörde nach: Sollen diese großen alten Linden, Eichen, Pappeln wirklich gefällt werden? Und wenn ja, warum?
Fast 40.000 Autos rauschen täglich den vierspurigen Osdorfer Weg entlang, jene Ausfallstraße, die von der A7-Ausfahrt Bahrenfeld Richtung Wedel führt. Seit kurzem hängen Schilder an den Bäumen auf dem Mittelstreifen: „Mir droht der Tod“, darunter ein QR-Code, der zu einer Petition führt. Die MOPO fragte bei der Verkehrsbehörde nach: Sollen diese großen alten Linden, Eichen, Pappeln wirklich gefällt werden? Und wenn ja, warum?
Initiatorin der Petition ist Carolin Menzel, die noch im März 2023 eine alarmierende Auskunft vom „Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer“ bekommen hatte: Die Planung für den Osdorfer Weg, die 2018 begonnen habe, sei abgeschlossen. Von den 200 Bäumen sollen 17 auf jeden Fall gefällt werden, um Platz zu schaffen für Radfahrer und Fußgänger, aber auch für Ersatzparkplätze. Bei weiteren sechs Bäumen entscheide man erst während der Maßnahmen, ob sie auch weichen müssen.
An jedem der 17 Bäume, die in den Plänen bereits für das Abholzen markiert waren, befestigte die Anwohnerin ein „Mir droht der Tod“-Schild – entschlossen, die teilweise mehr als 140 Jahre alten Bäume nicht einfach aufzugeben.
Fast 1000 Unterschriften für die Petition
Die Nachbarschaft reagierte besorgt, eine Bürgerbeteiligung hatte nicht stattgefunden. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass nicht bei jeglichem Bauvorhaben die Beteiligten im Gleichheitsprinzip eingebunden werden, was mit sehr viel Aufwand, Zeit und Geld verbunden ist“, hieß es lapidar seitens des Landesbetriebes.
Fast 1000 Menschen haben die Petition zur Rettung der Bäume inzwischen unterschrieben. Die gute Nachricht: Derzeit scheint den teilweise mehr als 100 Jahre alten Schattenspendern keine Gefahr durch städtische Motorsägen zu drohen.
Abholzung bis auf Weiteres verschoben
Offenbar hat man die Abholz-Idee beim Landesbetrieb kürzlich auf Eis gelegt. Die Pläne, die noch im September im Netz einsehbar waren, sind nicht mehr aufzurufen: „Die Petition bezieht sich auf eine nicht aktuelle Planung, es stehen dort für die kommenden Jahre keine Umbaumaßnahmen und keine Baumfällungen an“, erklärt Dennis Heinert, Sprecher der Verkehrsbehörde, auf MOPO-Nachfrage. „Derzeit ruht die Planung zu den Umbaumaßnahmen am Osdorfer Weg. Eine Umsetzung kann erst nach Fertigstellung des A7-Deckels erfolgen.“
Wenn es so weit sei, würde „die Thematik Straßenbäume“ noch einmal ganz neu durchleuchtet, so das Versprechen aus der Behörde. Carolin Menzel bleibt skeptisch: „Wir brauchen dringend ein Umdenken hin zu Anerkennung und Erhalt der alten Straßenbäume in Hamburg. Jeder gefällte, alte Baum ist nicht durch eine Neuanpflanzung ersetzbar. Deswegen fordere ich weiterhin mit meiner Petition, dass die Straßenbäume erhalten bleiben und sammle weiter Unterschriften.“
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Auf neuen Schildern für die Bäume könnte also stehen: „Mir droht erst einmal nicht der Tod.“ Hamburg hat nach Angaben des Senats rund 227.000 Straßenbäume, davon sind gut 30.000 älter als 80 Jahre. Seit Jahren allerdings sinkt die Zahl, weil mehr abgesägt als nachgepflanzt werden.