Mieter verdrängt: So absurd teuer ist Wohnen jetzt im ehemaligen „Schimmelhaus“
Es steht stellvertretend für das, was auf dem Hamburger Wohnungsmarkt schief läuft: Vor seinem Abriss wurde das Eimsbüttler Haus an der Osterstraße vor Jahren als „Schimmelhölle“ bekannt. Die Mieter erzählten der MOPO damals von unhaltbaren Zuständen – doch es passierte lange nichts. Schließlich wurde das Gebäude platt gemacht, ein Neubau entstand. Jetzt tauchen die ersten Miet-Angebote im Internet auf, für rund 38 Euro pro Quadratmeter. Wie ist so etwas möglich?
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Es steht stellvertretend für das, was auf dem Hamburger Wohnungsmarkt schief läuft: Vor seinem Abriss wurde das Eimsbüttler Haus an der Osterstraße vor Jahren als „Schimmelhölle“ bekannt. Die Mieter erzählten der MOPO damals von unhaltbaren Zuständen – doch es passierte lange nichts. Schließlich wurde das Gebäude platt gemacht, ein Neubau entstand. Jetzt tauchen Miet-Angebote im Internet auf, für rund 38 Euro pro Quadratmeter. Wie ist so etwas möglich?
„Die Wohnung ist ab sofort bezugsfertig. Sie liegt im zweiten OG und überzeugt durch luxuriöse Innenausstattung“, steht in der Anzeige auf dem Online-Portal „Immobilienscout 24“. 2500 Euro werden dort als monatliche Kaltmiete für gerade einmal 65,87 Quadratmeter aufgerufen, warm klettert der Preis auf 2730 Euro.
Haus an Osterstraße als „Schimmelhölle“ bekannt
So teuer war es dort nicht immer – dafür geriet das Mietshaus bereits 2016 in die Schlagzeilen: Wer damals das Gebäude betrat, bekam einen Schock. Im Eingangsbereich fraß sich der Schimmel regelrecht durch die Mauern, die Wände waren feucht und fleckig, ebenso in den Wohnungen. Im Sommer ließen die Bewohner die Haustür immer offen stehen, um den verschimmelten Eingangsbereich wenigstens ein bisschen zu belüften. Seit 2010 sei überhaupt nichts mehr passiert, berichteten sie.
Die Schimmelflecken wurden dann zwar tatsächlich noch entfernt und die Fenster ausgebessert, jedoch sei der Zustand des Gebäudes schlechter gewesen als erwartet, erklärte die Hausverwaltung nur wenig später. Ingenieurbüros erstellten Gutachten, in denen ein Abriss empfohlen wurde. Ein entsprechender Antrag ging ans Bezirksamt Eimsbüttel, das im September 2017 grünes Licht gab.
2020 wurde das Gebäude an der Osterstraße abgerissen
Mitte 2018 zogen die letzten Bewohner aus, an das Asia-Restaurant und den Wurstimbiss im Erdgeschoss erinnerte wenig später nur noch die Reklame über den Türen. Eine Mieterin mutmaßte damals in den „Eimsbütteler Nachrichten“, dass dort teure Eigentumswohnungen entstehen werden – und sie behielt Recht.
Im Februar 2022, zwei Jahre nach dem Abriss, tauchten die ersten Eigentumswohnungen im Internet auf – für üppige 11.000 bis 14.000 Euro pro Quadratmeter. Die meisten sind inzwischen laut der Website verkauft – und einige werden jetzt vermietet, wie das Angebot auf „Immobilienscout 24“ zeigt.
Der Preis liegt weit über dem Hamburger Mietenspiegel. Das ist möglich, weil die Mietpreisbremse für Neubauten eben nicht gilt.
Eimsbüttler Linke kritisieren Hamburger Wohnungsmarkt
„Die Ausnahme von der Mietpreisbremse soll das Bauen eigentlich für private Investoren attraktiv und die Mieten günstiger machen. Die Auswüchse davon sehen wir allerdings bereits seit Jahren“, kritisiert Mikey Kleinert, Fraktionsvorsitzender der Eimsbüttler Linken. „Wo früher günstiger Wohnraum war, wird teurer Wohnraum neu geschaffen. Die Osterstraße ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür. Der Neubau versprach wesentlich mehr Rendite als eine Sanierung. Es muss endlich umgesteuert werden.“
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Alleine ist er mit seiner Forderung übrigens nicht: Auch der Mieterverein zu Hamburg fordert bereits seit Jahren eine Nachbesserung bei der Mietpreisbremse, um eben genau solche Fälle wie an der Osterstraße zu vermeiden.