Hamburger Mieter klagen: „Es verrottet hier alles!“
Wasserschäden, eine Tiefgarage die immer wieder vollläuft, kaputte Spülkästen und teilweise kein warmes Wasser – die Beschwerdeliste der Mieter in der Königstraße ist lang. Seit das Haus verkauft wurde, gehe es nur noch bergab, klagen sie. Der neue Besitzer sieht die Sache naturgemäß etwas anders – verspricht aber Besserung.
Wasserschäden, eine Tiefgarage die immer wieder vollläuft, kaputte Spülkästen und teilweise kein warmes Wasser – die Beschwerdeliste der Mieter in der Königstraße ist lang. Seit das Haus verkauft wurde, gehe es nur noch bergab, klagen sie. Der neue Besitzer sieht die Sache naturgemäß etwas anders – verspricht aber Besserung.
„Es ist wirklich unaushaltbar!“, sagt D., während er ein paar unbeleuchtete Stufen in die Tiefgarage der Königstraße 8 hinuntersteigt. „Immer wenn es regnet, fließt das Wasser in einem großen Schwall hier rein und steigt sogar bis auf Kniehöhe.“ Mit seinem Handy hat er ein Video davon aufgenommen. „Zusammen mit den ganzen geklebten Leitungen kann das echt gefährlich werden“, befürchtet der Inhaber des Gemüse-Ladens „Erden Market“, der sich genau neben dem Gebäude befindet.
Nach Besitzerwechsel: Mieter klagen über Zustände im Haus
Immer wieder deutet er auf die fleckigen Wände und Ecken, an denen der Belag abblättert. „Es verottet hier alles und keiner macht etwas dagegen“, beschwert er sich. In seiner eigenen Wohnung in der Königstraße funktioniere der Warmwasser-Boiler nicht mehr. „Das ist doch kein Zustand. Seit Wochen versuchen wir, jemanden von der Verwaltung zu erreichen, aber Fehlanzeige.“

Alles habe vor anderthalb Jahren begonnen, als der Eigentümer des Grundstücks in der Altonaer Altstadt nahe der Reeperbahn wechselte. Im Mai 2021 bekamen die Mieter einen Brief von der „4Q Invest“, der neuen Hausverwaltung, die sie dazu aufforderte, die Miete ab dem 1. Juni 2021 an den neuen Besitzer zu überweisen. Dabei handelt es sich laut dem Schreiben um die „FN Amalthea GmbH“, die laut Impressum an derselben Rostocker Adresse gemeldet ist wie „4Q Invest“. Am 1. Juli 2021 folgte dann die offizielle Bekanntgabe der vorherigen Hausverwaltung, dass das Grundstück jetzt an „FN Amalthea“ verkauft worden sei.

Bei der dort angegebenen Telefon- und Mailadresse ist laut der Mieter niemand zu erreichen. „Meine Haustür fällt beim Öffnen und Schließen fast aus den Angeln“, berichtet der 69-jährige Michael Dwinger. „Der Spülkasten auf der Toilette war monatelang kaputt, darum habe ich mich jetzt selbst gekümmert. Auf meine E-Mails und Telefonanrufe hat nämlich nie jemand reagiert.“ Seit 15 Jahren wohnt er jetzt hier, davor habe es nie Probleme gegeben.

So sieht das auch der 67-jährige Reiner Pachauer, der sogar seit 30 Jahren in der Königstraße 8 lebt. „Wir fühlen uns alleingelassen und hilflos“, fasst er die Situation zusammen. „Dazu zählt auch, dass die Haustür des Gebäudes seit Wochen mit einem lauten Knall ins Schloss fällt. Es wurde notdürftig repariert, aber das ist jetzt schon wieder hinfällig. Dazu stehen einige Wohnungen seit Monaten leer.“ Er ist sich unsicher, was die neuen Eigentümer mit dem Grundstück vorhaben.
Das könnte Sie auch interessieren: „Leichengeruch noch in der Nase“: Hilfe! Unsere Wohnung ist eine Ungeziefer-Hölle
Auf MOPO-Anfrage lässt die FN Amalthea über ihre Anwälte mitteilen, dass vor allem Krankheitsausfälle ihre Tätigkeit erschwerten, beziehungsweise verzögerten. Übernommen hätten sie die Immobilie von einer 18-köpfigen Erbengemeinschaft. „Bei Übernahme bestand daher ein erheblicher Sanierungsstau, der ersichtlich nicht innerhalb eines Jahres behoben werden konnte“, heißt es in dem Statement. Es sei jedoch in ihrem Interesse, „alle notwendigen Sanierungsarbeiten und Reparaturen schnellstmöglich vorzunehmen“.

Schwieriger sieht es wohl bei der erwähnten Tiefgarage aus. Dort bestehe „ein gemeinsames Nutzungsrecht mit dem Eigentümer des Nebengrundstücks, dem Bauverein der Elbgemeinden“, weswegen dort eine Abstimmung erforderlich sei. Dies sei jedoch wegen wechselnder Personalverantwortung in besagtem Bauverein trotz verschiedener Versuche bisher nicht möglich gewesen.
Das Gleiche gelte für die geplante energetische Sanierung der Fassade. Da mit dem Nachbargrundstück fassadenseitig eine einheitliche Erscheinung herzustellen sei, könnten die Arbeiten nur in Abstimmung mit dem Bauverein vorgenommen werden. Laut eigenen Angaben rechnet die FN Amalthea deshalb erst für 2024 mit dem Start der Bauarbeiten, die Planungen hätten aber bereits begonnen. Sie versichern, dass alle Mieter in ihren Wohnungen bleiben können.
Bei besagtem Bauverein zeigt man sich mehr als irritiert. Sprecher Felix Ebeling teilte der MOPO mit, dass man weder für die Tiefgarage noch für die Sanierung des Gebäudes ein Konzept des Nachbareigentümers bekommen habe. „Für Gespräche stehen wir aber jederzeit zur Verfügung.“ Den Vorwurf der wechselnden Personalverantwortung weist er entschieden zurück. „Selbst mögliche Personalwechsel würden nicht zum Abriss unserer umfänglichen Betreuung des Wohnungsbestandes an der Königstraße führen.“
Mieter fühlen sich hilflos – Das sagt der Eigentümer
Mit der schlechten Erreichbarkeit konfrontiert, zeigt sich FN Amalthea allerdings tatsächlich einsichtig. „Nachdem sich der Eindruck der schlechten Erreichbarkeit der beauftragten Hausverwaltung teilweise verfestigt, ist unsere Mandantschaft auch bemüht, hierfür ein neues Unternehmen einzusetzen“, lässt der Eigentümer über Anwälte mitteilen.
Das könnte Sie auch interessieren: Monate ohne Wasser: SAGA entschuldigt sich bei Mietern mit Bratwürsten
Rolf Bosse, Chef vom Mieterverein zu Hamburg, ermutigt die Mieter zudem, ihre Anliegen schriftlich klar vorzubringen, wenn sie wiederholt keine Antwort erhalten. „Bei Mängeln von weniger als einer Monatsmiete sollte dort stehen: Es gibt diese Mängel, ich gebe euch Zeit, bis zu einem bestimmten Datum tätig zu werden, ansonsten rufe ich die Handwerke und die Kosten verrechne ich mit der Miete.“ Bei größeren Mängeln empfiehlt Bosse, eine Frist zu setzen und dann vor Gericht zu gehen. „Wir helfen den Mietern gerne auch persönlich weiter“, bietet er an.