Warum die Begeisterung für Olympia in München womöglich größer ist
Seit mehr als 50 Jahren hat Deutschland keine Olympischen Spiele mehr ausgetragen. Hamburg ist einer von vier möglichen Austragungsorten, die sich Hoffnungen auf die Spiele 2036, 2040 oder 2044 machen können. Im Wettlauf der Bewerber-Städte hat München momentan zwar die Nase vorn. Doch deshalb aufzugeben, ist wirklich keine Option. Der Autor dieser Zeilen weiß aus eigener Anschauung, wie sehr eine Stadt von Olympia profitieren kann.
Der Senat versucht bereits seit einiger Zeit, die Hamburger für das Thema Olympia zu begeistern. Doch so recht scheint der Funke nicht überspringen zu wollen. In einer nicht ganz repräsentativen Umfrage des NDR sprechen sich 60 Prozent gegen den Versuch Hamburgs aus, sich als Ausrichtungsort zu bewerben.
Ganz anders ist es in München, wo die Stadtgesellschaft für eine Bewerbung zu brennen scheint. Das zeigt das Olympia-Votum vom vergangenen Wochenende, in dem sich mehr als zwei Drittel der Teilnehmer für eine Bewerbung aussprachen.
Olympia hat weltweit für ein positives Image gesorgt
Woher kommt dieser scheinbar so große Unterschied? In vielen Dingen ähneln sich München und Hamburg durchaus. Da der Autor dieser Zeilen die ersten 28 Jahre seines Lebens in München verbracht hat, keimt in ihm ein Verdacht: Viele Münchner wissen noch aus eigener Anschauung, wie positiv die Olympischen Spiele von 1972 trotz des Terror-Anschlags palästinensischer Terroristen die Stadt geprägt haben – eine Erfahrung, die Hamburgern bisher fehlt.
Olympia ist im Stadtbild Münchens bis heute extrem präsent. Fast jeder Münchner kann eine persönliche Geschichte erzählen, die irgendwie mit den Spielen zusammenhängt. Auch diejenigen, die sie gar nicht mehr selbst miterlebt haben. In meinem Fall erinnere ich mich noch gut an mein erstes Konzert. Es fand damals in der Olympia-Halle auf dem Gelände der Spiele mitten in München statt. Mit meinem Vater ging ich damals auch – wie viele junge Münchner – zum ersten Fußballspiel. Haltestelle Olympia-Park und dann ein kurzer Fußweg am Olympia-Berg vorbei, der noch aus den Trümmern der Stadt aus dem Zweiten Weltkrieg aufgeschichtet wurde.
Das olympische Dorf wird heute klug genutzt
Die Spiele von ’72 sind aber auch anderswo in der Stadt zu spüren. So erhielt ich damals beispielsweise Mathe-Nachhilfe im ehemaligen Olympischen Dorf. Bei einem Mathe-Studenten, der dort für kleines Geld die Wohnung mieten konnte. Diese Regelung für Studenten gilt bis heute und ermöglicht es vielen jungen Menschen überhaupt erst, in München zu leben.
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Aber auch jenseits der unmittelbaren Sportstätten ist das heutige München ohne Olympia nicht zu denken. Damals wurde die U-Bahn gebaut und die S-Bahn neu strukturiert. Die Stadt hat damals auch den „Mittleren Ring“ gebaut, ohne den der Verkehr in München wohl nur noch stillstehen würde. Und bis heute ist zu merken, dass Olympia das Image Münchens in der Welt stark geprägt hat – als moderne, weltoffene Metropole. München hat sich durch Olympia von einer verschlafenen Provinzstadt zu einer weltweit bekannten Marke entwickelt.
Was Münchner können, können Hamburger schon lange
Natürlich hat Hamburg diese Entwicklung zur weltweit geachteten Stadt schon lange hinter sich. Und es hat auch in München Schattenseiten von Olympia gegeben, wie beispielsweise steigende Mieten und Grundstückspreise. Wenn es Hamburg gelingt, die geplanten Sportstätten ähnlich für die Stadtgesellschaft nutzbar zu machen, wie das München 1972 gelungen ist, wünsche ich mir, dass meine neue Heimatstadt die „Erfahrung Olympia“ auch eines Tages machen kann. Dazu müssen es die Hamburger am 31. Mai 2026 nur wirklich wollen, wenn das hiesige Olympiareferendum stattfindet. Meiner Erfahrung nach: Was Münchner können, können Hamburger schon lange – sie müssen es eben nur wollen.
 
  
  
  
 
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