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  • Wer Lebensmittel aus den Mülltonnen von Supermärkten rettet, ist in Deutschland ein Verbrecher – so jedenfalls lautet das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Rein rechtlich betrachtet ist das wohl korrekt, denn auch Müll kann Eigentum sein, aber wenn man den Gesetzestext mal beiseite legt, stellt sich schon die Frage, wer eigentlich den größeren Schaden anrichtet: die Lebensmittel-Retter oder die ...

Urteil zum Containern: Kommentar: Ihr bestraft die Falschen!

Wer Lebensmittel aus den Mülltonnen von Supermärkten rettet, ist in Deutschland ein Verbrecher – so jedenfalls lautet das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Rein rechtlich betrachtet ist das wohl korrekt, denn auch Müll kann Eigentum sein, aber wenn man den Gesetzestext mal beiseite legt, stellt sich schon die Frage, wer eigentlich den größeren Schaden anrichtet: die Lebensmittel-Retter oder die Lebensmittel-Vernichter?

Rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in Deutschlands Mülltonnen, das sind 75 Kilogramm pro Person – eine alarmierende Zahl. Hinzu kommen natürlich noch die Ressourcen, die für der Produktion der Lebensmittel aufgewendet wurden. Denn Wasser, Energie und Futtermittel landen ebenso in der Tonne, wie die Burger-Patties selbst.

Containern gäbe es gar nicht, wenn nichts Essbares im Müll landen würde 

Wer diese Lebensmittel aus dem Müll holt, macht sich weiterhin strafbar. Dabei wäre die Lösung des Problems doch so einfach: Wenn ein Supermarkt nicht möchte, dass in seinen Containern nach Lebensmitteln gewühlt wird, sollte vielleicht dafür gesorgt werden, dass in den Tonnen nichts Essbares mehr zu finden ist.

Oft sind die Joghurts, Kekse und Käsestücke noch völlig in Ordnung. Es ist schließlich ein „mindestens haltbar bis“- und kein „sicherlich tödlich ab“- Datum. In anderen EU Ländern wird längst gesetzlich gegen diese Form der Lebensmittel-Verschwendung vorgegangen – Frankreich hat beispielsweise 2016 als erstes Land der Welt Supermärkten das Wegwerfen von Lebensmitteln gesetzlich verboten, Überschuss muss gespendet werden.

Eigeninitiative ist gut, aber es braucht Gesetze gegen den Müll

Auch in Deutschland gibt es schon erste Ansätze: Supermärkte verkaufen abgelaufene Ware zum reduzierten Preis, unverkäufliche Lebensmittel werden der Tafel gespendet, ich selbst nutze häufig die App „Too good to go“, über die man kurz vor Feierabend Essen von Restaurants kaufen kann, das diese sonst wegschmeißen müssten. Sogar eine Initiative vom Bund gibt es mittlerweile. All das kann zwar helfen, wird das Problem aber nicht allein lösen.

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Um wirklich etwas zu verändern, braucht es auch in Deutschland Gesetze zur Müllvermeidung. Denn das eigentliche Problem sind eben nicht diejenigen, die den Müll aus den Containern klauen, sondern diejenigen, die überschüssige Lebensmittel in den Containern versenken. Wie wär’s, Hamburg, gehen wir da als rot-grünes Bundesland mal mit gutem Beispiel voran?

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