• Der Grad zwischen alleine sein und Einsamkeit ist schmal. (Symbolbild)
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Single in Corona-Zeiten: Ich bin alleine, aber nicht einsam

Meinung –

Vor etwas mehr als einem Jahr bin ich wieder in meine Heimat Hamburg gezogen. Der Wunsch: Endlich eine eigene Wohnung, ohne Mitbewohner, ohne den Stress, über alltägliche Dinge im Haushalt zu streiten. Dann kam Corona – was erst so reizvoll war, verflog schnell. Alleinsein ist kein angenehmer Zustand, aber einsam bin ich darum noch lange nicht. 

Raus aus einer lauten, manchmal hektischen Redaktion, ran an den heimischen Schreibtisch war eine Umstellung. Plötzlich ist es still – die Kommunikation läuft über Chats, Video- oder Telefonanrufe, die Pausen verbringe ich in meiner Küche oder bei einem kurzen Spaziergang durch den Park. So arbeite ich mittlerweile seit März.

Singles während Corona: „Ich bin alleine, aber nicht einsam“

Doch schnell stellte sich heraus: Ich bin zwar alleine, aber nicht einsam. Alleinsein beschreibt den Zustand, Einsamkeit ist ein Gefühl, das wiederum Emotionen auslösen kann. Der Grad dazwischen ist allerdings schmal und ich stand diverse Male auf der Kippe. Irgendwann fängt man sogar an, mit den Gegenständen in der Wohnung zu sprechen – zum Beispiel, wenn die Klappe der Spülmaschine wieder klemmt. Getreu dem Motto meines Vaters: „Erst wenn sie antworten, solltest du dir Sorgen machen“ konnte ich mich aber von negativen Gedanken immer wieder befreien.  

Viel mit sich alleine zu sein, bedeutet auch viel nachzudenken, sich zu fragen, ob das Leben, welches man führt, richtig ist. Was besser sein könnte oder woran man unbedingt noch arbeiten muss. Diese Auseinandersetzungen sind aber nicht immer leicht und gerade die nicht vorhandene Ablenkung durch Kollegen im Büro oder Freunde bei einem Kinobesuch setzt manchmal ein Gedanken-Karussell in Gang. 

In Corona-Zeiten: Reden mit Freunden hilft

Geholfen haben mir da vor allem Gespräche mit Freunden. Zu einigen habe ich schon fast eine Standleitung aufgebaut – sich gegenseitig zu ermutigen weiter durchzuhalten oder sich einfach nur abzulenken. In kürzester Zeit hatte ich mein Telefon häufiger am Ohr, als ich mich vorher mit Freunden getroffen habe. Bindungen bauen sich durch digitale Nähe nicht auf, aber sie können eine bestehende Beziehung manchmal sogar festigen.

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Und trotzdem vermisse ich es mit Freundinnen auf der Couch zu liegen, einen Film zu schauen, Kaffee trinken zu gehen und über Gott und die Welt zu quatschen. Einfach wieder zusammen zu sein und meine Liebsten zu umarmen, das ist mein größter Wunsch für dieses Jahr.

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