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Angela Merkel bei ihrem erstem lang ersehnten TV-Auftritt als Altbundeskanzlerin.
  • Angela Merkel bei ihrem lang ersehnten ersten TV-Auftritt als Altbundeskanzlerin.
  • Foto: John MACDOUGALL / AFP

Merkels Auftritt: Eine große Enttäuschung

Hier ein Witzchen, da `ne kleine Flapsigkeit. Und ein eifriges Fan-Publikum, das jede Vorlage dankbar aufnahm, juchzte und klatschte, als wären es Teenies und auf der Bühne säße ein Popstar. So sehr Angela Merkel sich eine Anerkennung ihrer Lebensleistung verdient hat: Ihr langerwarteter erster TV-Auftritt als „a.D.“ war ein großes Ärgernis.

„Eine große Tragik“ sei der Krieg in der Ukraine sagt sie während dieses Interviews bei „Phoenix“. Und angesichts dessen, was dort zurzeit passiert und welche Folgen das für uns alle hat, klingt das fast lapidar. „Keine Rechtfertigung“, gäbe es dafür. Klar. Aber für ihre diplomatischen Bemühungen wolle sie sich nicht entschuldigen. Überhaupt habe sie sich nichts vorzuwerfen. Sie habe immer gesagt: Putin wolle Europa zerstören.

Sie hat sich nichts vorzuwerfen. Echt?

Warum unter ihrer Ägide dann die Abhängigkeit von russischem Gas massiv ausgebaut wurde? Warum Milliarden versenkt wurden, um dem als potenziellen „Europa-Zerstörer“ identifizierten russischen Präsidenten einen direkten Zugang ins Herz Europas zu legen? Und der Zustand der Bundeswehr? Ach, ja. Halt tragisch, alles. Aber da haben sich ja andere auch geirrt.

Es ist definitiv keine Schande, Fehler zu machen. Erst recht nicht, wenn man so unglaublich viele schwerwiegende Entscheidungen treffen muss, wie eine Bundeskanzlerin. Dass sich Merkel nach der langen Zeit des Überlegens nun aber einreiht, bei Steinmeier und Scholz und Schwesig und wie sie alle heißen. Dass sie es nicht über die Lippen bringt, zu sagen: Ich habe vieles richtig gemacht, aber hier habe ich schwerwiegend falsch entschieden und das tut mir wirklich leid – das ist eine große Enttäuschung und es ist unsouverän.

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