Ich war immer gegen Atomkraft – was für ein dummer Fehler
Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist, wie mein Vater mit knisterndem Geigerzähler in der Hand durch den Garten läuft. Danach durfte ich nicht mehr raus. Block 4 in Tschernobyl war in die Luft geflogen. Ich wuchs mit „Atomkraft, Nein Danke“-Aufklebern auf, der Atomstaat war böse, der Gau nur eine Frage der Zeit. Ich habe die Castor-Demos als Journalist begleitet, gegen die Atomkraft geschrieben. Ich lag leider falsch.
Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist, wie mein Vater mit knisterndem Geigerzähler in der Hand durch den Garten läuft. Danach durfte ich nicht mehr raus. Block 4 in Tschernobyl war in die Luft geflogen. Ich wuchs mit „Atomkraft, Nein Danke“-Aufklebern auf, der Atomstaat war böse, der Gau nur eine Frage der Zeit. Ich habe die Castor-Demos als Journalist begleitet, gegen die Atomkraft geschrieben. Ich lag leider falsch.
Der Klimawandel dürfte, neben dem Artensterben, aktuell das größte Risiko für die Menschheit sein. Ihn gilt es zu bekämpfen. Der Atomausstieg torpediert dieses Ziel.
„Sicher an der Atomkraft ist nur das Risiko“, postulieren die Grünen bis heute. Noch viel sicherer aber ist: Durch den Atomausstieg wird mehr Kohle verbrannt, wird mehr Gas verstromt, da können sich die Grünen die Sache noch so schönreden. Wenn wenig Wind weht, die Sonne nicht scheint, laufen die Kohlemeiler auf Anschlag. Und all die Wasserstoffkraftwerke, die jetzt als Backup für jedes Windrad und jede Solarzelle gebaut werden müssen, werden noch sehr, sehr lange mit Gas laufen.
Atomkraft und Erneuerbare sind keine Gegner, sondern Verbündete
Man muss nicht unseren Nachbarn von Frankreich bis Finnland folgen und für Unsummen neue Atommeiler bauen – aber wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass alle Länder mit signifikantem Atomstromanteil einen deutlich klimafreundlicheren Strommix haben, während unserer nach Jahren der Energiewende und gigantischen Kosten einer der dreckigsten des Kontinents ist.
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Atomkraft und Erneuerbare sind kein Gegensatz, sie sind Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Hätten wir noch alle Atommeiler von vor dem Ausstieg, wir bräuchten schon heute kaum noch Kohlekraft. Sechs Meiler könnten wir auch künftig noch in Betrieb haben, bis wir genug Wasserstoff haben. Doch wir fahren lieber alte Kohlemeiler hoch.
Der Atomausstieg ist starrsinnig und ideoligisch
Zu den großen Rätseln der Ampel-Koalition gehört, dass sie die Deutschen zurecht zwingt, Wärmepumpen in ihre Häuser einzubauen, aber kein Problem damit hat, mitten in einer Energiekrise auf eine CO₂-freie Energiequelle zu verzichten. Das ist ideologisch und starrsinnig und man sollte sich nicht wundern, wenn Populisten dies ausschlachten und der pragmatische Teil der Bevölkerung nur mit dem Kopf schüttelt.
Aber der Atommüll, heißt es dann. Ja, der ist ein Problem. Für das Länder wie die Schweiz pragmatische Lösungen finden, während wir ziellos streiten. Und während wir uns von einer Technologie verabschieden, in der wir weltweit führend waren, entwickeln andere Länder Meiler, die irgendwann Atommüll in sauberen Strom verwandeln werden.
Am Samstag stoßen im ganzen Land Menschen auf den Atomausstieg an. Die meisten werden graue Haare haben. Es ist eine Generation, die ihr Lebensthema erfolgreich abschließt – ohne zu merken, dass sich die Welt und ihre Probleme geändert haben.