Eklat um Kabarettistin Lisa Eckhart: Kommentar: Was für ein Kommunikations-Desaster …
Es sind komplizierte Zeiten, in denen wir leben. Viele Missstände, viele Menschen, die sich dagegen engagieren. Die fordern, zum Teil über Jahrhunderte eingeschliffene Verhaltensmuster zu überdenken und zu korrigieren. Mit Feminismus, Tierschutz, Umwelt- und Klimaschutz, Anti-Rassismus, Anti-Faschismus, der Bekämpfung von Antisemitismus.
Manchmal schießen die, die Veränderung wollen, übers Ziel hinaus, manchmal wehrt sich die Mehrheit massiv dagegen, die Nöte der Minderheit als relevant genug zu erachten, als das sie die Mehrheit damit behelligen sollte. Es soll aber hier nicht darum gehen, wie vor diesem Hintergrund das Tun der Satirikerin Lisa Eckharts, die bei einem Auftritt auf der Bühne antisemitische und rassistische Klischees reproduziert hat, zu bewerten ist. Diese Diskussion wurde schon geführt.
Das könnte Sie auch interessieren: Wende im Skandal um Auftritt von Kabarettistin Lisa Eckhart
Wichtig ist allerdings, festzuhalten, was in der Debatte um ihren abgesagten Auftritt fatal schief gelaufen ist. Wenn die Betreiber des „Nochtspeichers“ und die Veranstalter des „Harbour Front Literaturfestivals“ erst suggerieren, dass es linke Gruppen gäbe, die konkret mit Gewalt gedroht hätten, für den Fall, dass Eckhart auf St. Pauli auftritt, wenn die Rede ist von „Weimarer Verhältnissen“, von „Straßen-Scharmützeln“, die bevorstünden, von einer Gefahr für Leib und Leben, und sich das alles bei genauerer Betrachtung wenige Tage später in Luft auflöst und eine „Warnung aus der Nachbarschaft“ bleibt, dann ist das verheerend.
Die Mär von dem gewalttätigen Mob, der den Auftritt verhindert, ist in der Welt. Die AfD kann ihr Framing über „Linke Zensurwächter“ platzieren. Die Korrektur ist leiser als die vorangegangene Empörung. Alle sind beschädigt, Zerrbilder verstärkt. Was für ein Kommunikations-Desaster.