Wagenknecht Schwarzer
  • Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, die Initiatorinnen der „Aufstand für Frieden“-Demo in Berlin
  • Foto: Imago

Die wohl peinlichste „Friedensdemo“ aller Zeiten

Die gute Nachricht zur Wagenknecht-Schwarzer-Demo zuerst: Die Demokratie in Deutschland funktioniert. Man kann mit 13.000 Leuten in Berlin gegen die Regierung protestieren, allerlei Lügen über den russischen Angriffskrieg ventilieren, die Teilnehmerzahl gnadenlos übertreiben – und bekommt alle mediale Aufmerksamkeit, die man sich wünschen kann, auch wenn man seit Monaten jammert, Kritiker würden mundtot gemacht. In Moskau säße man, das nur zur Erinnerung, längst im Knast.

Was unverständlich bleibt: Wieso nennt man das ganze „Friedensdemo“, wenn es doch im Kern darum geht, dem Angriffsopfer die Unterstützung zu entziehen und den Aggressor triumphieren zu lassen? Aber gut, wenn Björn Höcke Sarah Wagenknecht in die AfD einlädt, die Linken-Fraktionschefin mit Rechtsextremen, Reichsbürgern und Querdenkern marschiert und dabei ergriffen John Lennons „Imagine“ trällert, scheinen einige Parameter verrutscht.

Wagenknecht wütet gegen die „Kriegsbesoffenen“ – und meint damit nicht die Russen

Es ist diese Ignoranz gegenüber dem Selbstbehauptungswillen der Ukrainer, die omnipräsente Täter-Opfer-Umkehr, die Schamlosigkeit, mit der der eigene Wunsch nach einem von äußerem Unbill unbehelligten Leben über die Existenz der Ukrainer gestellt werden, die so irritiert an der Querfront-Veranstaltung. „Frieden schaffen ohne Waffen“ wird da skandiert – aber es geht nicht gegen das faschistoide Regime in Moskau, es geht gegen die „Kriegsbesoffenen“ im Westen, wie Wagenknecht es auf der Bühne formuliert, fröhlich beklatscht von prominenten Hamburger Abgeordneten von AfD und Linken.

Es gab eine Zeit in Deutschland, da waren Friedensdemos nicht so peinlich und verdorben. Vor genau 20 Jahren, im März 2003, griffen die USA den Irak an. Es gab die größten Anti-Kriegs-Proteste, die die vereinte Bundesrepublik bis dahin gesehen hatte. Niemand forderte dort den Irak auf, sich gefälligst umgehend zu ergeben. Es ging selbstverständlich gegen den Aggressor.

SPD und Grüne müssen Konsequenzen ziehen

Wagenknecht und ihre neuen Freunde protestieren heute gegen das Opfer und werben um Verständnis für den Täter. Für Grüne und SPD muss sich jetzt die Frage stellen: Sind mit dieser Linken noch Koalitionen möglich? Die Antwort kann nur lauten: Eine Linke mit derart starker chauvinistisch-nationalistischer Strömung und Nähe zur AfD kann keine Partnerin sein.

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