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Armin Laschet
  • Armin Laschet hat als Kanzlerkandidat das schlechteste Unions-Ergebnis aller Zeiten eingefahren.
  • Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Die Union braucht dringend eine Denkpause – in der Opposition

„Sie brauchen hier gar nicht so schlumpfig herumzugrinsen“ – so soll CSU-Chef Söder Olaf Scholz ja vor Monaten in einer dieser zermürbenden Corona-Sitzungen angegangen haben. Tja, wohl nie hatte Scholz mehr Grund zu quietschbläulicher Fröhlichkeit als heute. Denn es ist wahr geworden, was der SPD-Kandidat damals erwidert hatte: „Das mit den Schlümpfen gefällt mir super. Die sind klein, listig und gewinnen immer.“


Lange war es eng, erst am späten Abend war klar: Die SPD hat diese Wahl gewonnen. Zwei Dinge waren hingegen schon früh erkennbar: ein historisch schlechtes Ergebnis für Laschets Union. Hochverdient, nach einem Wahlkampf, der ob seiner pannenreichen Uninspiriertheit eine Beleidigung war für Wähler, die sich Antworten auf Zukunftsfragen erhofft hatten und doch meist nur abgespeist wurden mit dem Schüren von Ängsten vor einer roten Barbarei.   

Scholz hat sein Blatt exzellent gespielt

Und: eine dramatische Aufholjagd von Olaf Scholz. Der hat in den vergangenen Wochen Unglaubliches vollbracht. Noch im Juli, also vor wenigen Wochen, lag die SPD bei 15 Prozent. Ausgelacht wurde die SPD noch vor Monaten dafür, einen Kanzlerkandidaten zu stellen. 

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Der ehemalige Regierungschef Hamburgs hat eine Partei, die in Trümmern lag, gewinnfähig gemacht. Zum zweiten Mal, nach seiner triumphalen Wahl zum Bürgermeister im Jahr 2011. Aber diesmal in viel größerem Maßstab. Das liegt an der Schwäche der anderen. Aber eben auch daran, dass Scholz sein Blatt exzellent gespielt hat. Klare Botschaften zu Mindestlohn und der stärkeren Besteuerung sehr Wohlhabender. Durchgehend souveräne Auftritte, wo der Konkurrent und die Konkurrentin schlingerten. Menschlicher und sympathischer als früher trat er auf. 
Selbst heikle Verwicklungen in Cum-Ex und Wirecard und die berüchtigte Durchsuchung bei der von seinem Ministerium beaufsichtigten FIU durch die Staatsanwaltschaft konnten diesen Aufschwung nicht stoppen. Egal, ob’s nun am Ende für Platz 1 reicht – das ist für Scholz ein Riesen-Erfolg.

Anteil der Zweitstimmen - Hamburg Gesamt - Vorläufiges Ergebnis Statistikamt Nord
Anteil der Zweitstimmen – Hamburg Gesamt – Vorläufiges Ergebnis

Grüne und FDP müssen sich nun entscheiden

Die FDP holte ein gutes Ergebnis. Die Grünen erreichen trotz ihres brutalen Einbruchs im Endspurt ihr bisher bestes Resultat für den Bundestag. Jamaika oder Ampel? Habeck, Baerbock und FDP-Chef Christian Lindner werden es sein, die darüber entscheiden. Laschet beanspruchte derweil gestern das Kanzleramt. Dabei zeigt das miserable Ergebnis der Union doch vor allem eines: Sie braucht dringend eine Denkpause. In der Opposition.

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