Der Traum vom Hausboot: Mein exklusives Leben auf dem Wasser
Ein Leben auf dem Wasser ist für viele Menschen eine Sehnsuchtsvorstellung. Doch der Weg dahin ist voller Hürden: Hausboote stellen gerade Banken vor Probleme und ziehen einen Rattenschwanz an Bürokratie mit sich. Daran sollte sich schleunigst etwas ändern, sagt Hausboot-Pionier Wickersheim. Auch angesichts der Klimakrise. Der MOPO zeigt er sein traumhaftes Domizil, dass er selbst entworfen hat – und erzählt, wie es sich auf dem Wasser lebt. Teil 1 der Serie über Hausboote in Hamburg.
Es ist ein sonniger Nachmittag, als wir uns am Norderkai-Ufer in Hammerbrook zur Besichtigung der „Schwan“ einfinden. Verabredet sind wir mit Eigner Daniel Wickersheim, der das Hausboot mit seiner Frau bewohnt.
Hamburger Hausbootbesitzer: Ein „profunder Kenner der Szene“
Der „Schwan“ ist faszinierend: Da ist der röhrenförmige Aufbau, der auf dem Ponton sitzt. Beim Gehen schwankt das Boot leicht – und wirkt dadurch lebendig. „Mit einem Schritt über die Kaimauer“ sagt unser Gastgeber, „ändert sich schlagartig die Atmosphäre. Alles andere tritt in den Hintergrund.“

Ein Leben auf dem Wasser ist für viele Menschen eine Sehnsuchtsvorstellung. Doch der Weg dahin ist voller Hürden: Hausboote stellen gerade Banken vor Probleme und ziehen einen Rattenschwanz an Bürokratie mit sich. Daran sollte sich schleunigst etwas ändern, sagt Hausboot-Pionier Wickersheim. Auch angesichts der Klimakrise. Der MOPO zeigt er sein traumhaftes Domizil, dass er selbst entworfen hat – und erzählt, wie es sich auf dem Wasser lebt. Teil 1 der Serie über Hausboote in Hamburg.
Es ist ein sonniger Nachmittag, als wir uns am Norderkai-Ufer in Hammerbrook zur Besichtigung der „Schwan“ einfinden. Verabredet sind wir mit Eigner Daniel Wickersheim, der das Hausboot mit seiner Frau bewohnt.
Hamburger Hausbootbesitzer: Ein „profunder Kenner der Szene“
Der „Schwan“ ist faszinierend: Da ist der röhrenförmige Aufbau, der auf dem Ponton sitzt. Beim Gehen schwankt das Boot leicht – und wirkt dadurch lebendig. „Mit einem Schritt über die Kaimauer“ sagt unser Gastgeber, „ändert sich schlagartig die Atmosphäre. Alles andere tritt in den Hintergrund.“

Wer sich in Hamburg mit dem Thema Hausboote beschäftigt, kommt an Wickersheim kaum vorbei: Als „profunden Kenner der Szene“ beschreibt ihn Wolfgang Vocilka, Hausbootkoordinator des Bezirks Mitte. Der gelernte Zimmermann hat sein schwimmendes Zuhause selbst entworfen, auch beim Innenausbau packte er mit an: „Wenn man die Speerspitze einer neuen Entwicklung bildet, wird man schnell zum Experten“, sagt Wickersheim.
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Wie es dazu kam? Als Architekturstudent war Wickersheim 2007 auf der Suche nach einem Diplomarbeits-Thema. Irgendwann, so schildert er, fand er sich im Hafengebiet wieder: „Da wusste ich, ich muss was mit Wasser machen. Schon als Kind habe ich mir vorgestellt, am Wasser zu wohnen.“
Finanzierung für ein Hausboot: „War gezwungen, mir privat Geld zu leihen“
2009 startet er die Planungen für sein eigenes Hausboot, neben dem Architekturberuf. Nach dem langwierigen Genehmigungsprozess folgte 2013 der Bau der Strom- und Wasserleitungen am Norderkai-Ufer. Bevor es weitergehen konnte, musste der Grund nach Kampfmitteln abgesucht werden. Die Kosten dafür trug er selbst. Erst danach konnte 2014 schließlich der Bootsbau folgen.
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Die größte Schwierigkeit dabei: Eine Bank zu finden, die ihm Geld leiht. Denn ein Hausboot ist rechtlich keine Immobilie. Folglich gibt es auch keinen Grundbucheintrag, in dem die Bank eine Grundschuld eintragen kann: „Ich war gezwungen, mir aus meinem privaten Umfeld Geld zu leihen.“

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bodentiefe Fenster, eine schicke Küche, ein kleines, aber feines Bad mit Dusche. Wenn das Wetter im Winter schmuddelig wird, sorgt ein Pelletofen für wohlige Wärme, unter dem schnieken Parkett liegt dazu eine Fußbodenheizung. Das Beste aber: Wenn Wickersheim morgens die Fenster aufmacht, schwebt er beinahe über dem Wasser.
In Hamburg haben es Hausboote schwer
Im bisher noch wenig angesagten Stadteil Hammerbrook zu wohnen, daran stört sich der 50-Jährige nicht. Im Gegenteil: Die Hausboote brächten das Viertel erst wieder ins Gespräch.

Die Investitionskosten – ähnlich hoch wie bei einem Einfamilienhaus vergleichbarer Größe, dazu sagt Wickersheim: „Das als Luxus zu bezeichnen, halte ich für Quatsch.“ Dennoch plädiert der Architekt dafür, die nutzbaren Wasserflächen auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es brauche eine durchmischte Nutzung und nicht nur Privatbesitz.
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Mit Hausbooten waren im Hamburg der 2000er Jahre viele Erwartungen verknüpft. Der damalige Senat unter Bürgermeister Ole von Beust (CDU) signalisierte Aufgeschlossenheit, Pilotprojekte wurden gestartet: Erste Neubauten entstanden im Eilbekkanal, später folgten weitere in Hammerbrook. Amsterdam, mit seiner langen Hausboot-Tradition, galt dabei als Vorbild.

Manch einer hatte schon die Vorstellung, dass bald hunderte Boote die Kanal- und Flussufer Hamburgs säumen würden. Doch dazu kam es nicht. Nicht mehr als 50 bewohnte Hausboote liegen heute in der Stadt.
„Wir brauchen mehr schwimmenden Strukturen in der Stadt“
„Es ist nicht alles schiefgelaufen“, meint Wickersheim dazu. Die genehmigungsrechtlichen Grundlagen seien geschaffen und erprobt worden. Doch die Dauerkrisen seit 2015 hätten behördliche Ressourcen gebunden: „Da finde ich es verständlich, dass das Hausboot-Thema nicht vordringlich behandelt wurde.“
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Inzwischen jedoch sei es höchste Zeit, das Thema wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Auch mit Hinblick auf die Klimakrise. Denn die Möglichkeiten des Hochwasserschutzes seien begrenzt: „Wenn die Meeresspiegel wie prognostiziert ansteigen, brauchen wir viel mehr schwimmende Strukturen in der Stadt.“ Dazu braucht es allerdings auch den politischen Willen.