Mehrweg statt Müll!: Lieferdienste: Hamburg plant neues System für Essens-Verpackungen
Essen bis an die Tür liefern zu lassen ist schnell, bequem – aber verursacht viel Müll. Zu viel davon kann nicht wiederverwertet werden, wurde aber mit hohem Energieaufwand hergestellt. Der rot-grüne Senat will das jetzt ändern und ein Mehrwegsystem für Alu-Schalen, Pappteller und Co. einführen.
Knapp sechs Prozent mehr Leichtverpackungen aus Kunststoff, Metall oder anderen Materialien als im Vorjahr landeten 2020 im Müll, hat der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft errechnet. Pro Jahr sorgt jede*r Deutsche für 30 Kilogramm Verpackungsmüll.
Hamburg: SPD und Grüne fordern Mehrwegsystem für Lieferdienste
Dabei können gar nicht alle Verpackungen recycelt werden. „So gehen nach Nutzungszeiten von meist unter einer Stunde wertvolle Rohstoffe durch Verbrennung verloren“, schreiben die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen in einem gemeinsamen Antrag, der der MOPO vorliegt. Das soll sich ändern – und Hamburg ein Mehrwegsystem für Liefer- und Abholdienste bekommen.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Politiker wollen Wegwerf-Verbot für Lebensmittel
Die Fraktionen nutzen damit gewissermaßen die Gunst der Stunde: Ab dem 3. Juli verbietet ein neues EU-Gesetz Einweg-Plastikartikel. Dazu gehören auch Styroporverpackungen und Teller oder Besteck. 2023 soll auf Bestreben von Bundesumweltministerin Svenja Schultze (SPD) eine Pflicht für Restaurants, Bistros und Co. folgen, Mehrwegverpackungen anzubieten.
EU-Gesetz verbietet Einweg-Plastik ab Sommer 2021
„Ein starkes Zeichen für nachhaltigeres Wirtschaften“, findet Alexander Mohrenberg, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Allein auf die Pläne im Bund wolle sich Hamburg aber nicht verlassen. Stimmt die Bürgerschaft dem Antrag zu, muss sich der Senat noch in diesem Jahr um erste Schritte zu einem Mehrwegsystem kümmern.
Das könnte Sie auch interessieren: Gesetz soll für weniger Müll sorgen – was Sie wissen müssen
Auf eine Pflicht zur Umsetzung verzichtet der Antrag. Stattdessen soll der rot-grüne Senat die Gastronomie dazu ermutigen, selbst die Initiative zu ergreifen. Die Stadt Hamburg stehe dann als Partner zur Seite. „Damit die neuen Mehrwegsysteme für Lebensmittel genauso erfolgreich angenommen werden, starten wir jetzt in einem ersten Schritt Beratung, Kommunikation und Vernetzung“, sagte Mohrenberg weiter.
Hamburg: „Kehrwieder“-System für Becher ist Vorbild
Ein Vorbild dafür gibt es längst in den eigenen Reihen. Seit 2018 gibt es das „Kehrwieder“-System für Kaffeebecher. Knapp zwei Millionen Einwegbecher für das schnelle Heißgetränk unterwegs seien so schon eingespart worden. „Die Erfahrungen aus diesem Bereich wollen wir nutzen, um auch ein Mehrwegsystem für Essensportionen in der Hamburger Gastronomie zu etablieren“, sagte Ulrike Sparr, Umweltsprecherin der Grünen in der Bürgerschaft.