Gigantisches Tunnel-Projekt: Wird das die „Revolution“ für Hamburgs Nahverkehr?
Sein Name ist harte Kost, aber der Verbindungsbahnentlastungstunnel soll schon bald Hamburgs Nahverkehr erleichtern. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) stellte am Montag fünf mögliche Varianten vor. Welche Viertel auf einen S-Bahn-Anschluss hoffen können, welche bisherigen Stationen gefährdet sind und welche Hürden noch überwunden werden müssen.
Sein Name ist harte Kost, aber der Verbindungsbahnentlastungstunnel soll schon bald Hamburgs Nahverkehr erleichtern. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) stellte am Montag fünf mögliche Varianten vor. Welche Viertel auf einen S-Bahn-Anschluss hoffen können, welche bisherigen Stationen gefährdet sind und welche Hürden noch überwunden werden müssen.
Wie es ist, wenn Bahnen optimal aufeinander abgestimmt sind, hat Anjes Tjarks erst vor kurzem selbst erlebt. Der Verkehrssenator war in der Schweiz und hatte bei zwei Umstiegen keine Probleme – trotz knapp bemessener Zeit. Das soll der Deutschlandtakt irgendwann auch leisten können. Erst einmal steht allerdings nach den Worten den Senators eine „Revolution“ im Hamburger Bahnverkehr an: der Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET).
Eine am Montag bei der Deutschen Bahn vorgestellte Machbarkeitsstudie von Bund und Stadt zeigt: Fünf verschiedene Varianten sind für einen neuen S-Bahn-Tunnel in Hamburg möglich. Die rund sechs Kilometer lange Röhre soll in rund 35 Metern Tiefe den Hauptbahnhof mit dem künftigen Fernbahnhof Altona am Diebsteich verbinden.
Hamburg: Tunnel soll Verbindungsbahn ersetzen
Der neue Tunnel quer durch die Stadt soll die oberirdische Streckenführung ersetzen, wo die Linien S11, S21 und S31 über die Bahnhöfe Dammtor, Sternschanze, Holstenstraße und Altona verlaufen. Ein „Schlüsselprojekt“, um Hamburg auf den künftigen Deutschlandtakt vorzubereiten, sagt Anjes Tjarks.
Am Hauptbahnhof soll dafür östlich der bisherigen S-Bahn-Gleise eine neue Station entstehen. Auf den Gleisen 3 und 4, aktuell noch durch die S-Bahnen genutzt, entstehen dann mehr Kapazitäten für den Regional- und Fernverkehr. Bis zu 150 Züge mehr könnten täglich am Hauptbahnhof halten, rechnet der Verkehrssenator vor. Die Entscheidung sei bewusst für einen neuen S-Bahn-Tunnel gefallen, um über das Projekt weitere Stadtteile und somit mehr Menschen an das Streckennetz anzuschließen.
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Wie könnte die Strecke des neuen Tunnels verlaufen? Die erste Variante könnte nach dem Dammtor-Bahnhof nördlich über zwei neue Haltestellen beim Schlump und am Alsenplatz führen und an das vorhandene Abzweigbauwerk am Kaltenkircher Platz anschließen. Alternativ wäre ein Verlauf über Schlump und Holstenstraße möglich.

Die Süd-Variante würde über einen neuen Dammtor-S-Bahnhof, der südlich des aktuellen entstünde, über die neuen Haltestellen Feldstraße und Max-Brauer-Allee führen. Als Alternative könnte der Tunnel nach der Feldstraße über die Holstenstraße weiter nach Altona verlaufen. Ebenfalls denkbar: Der VET wird entlang der aktuellen Verbindungsbahn gebaut.
Regionalzüge ab Sternschanze und Holstenstraße denkbar
Für die oberirdischen Bahnhöfe Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße muss das längst nicht ihr Ende bedeuten. Je nach Tunnel-Variante könnten sie für Regionalzüge zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen genutzt werden. „Elmshorn ist der starke Nahverkehrsast im Norden, Lüneburg der Ast im Süden“, erklärt Anjes Tjarks.
Bisher sprächen Kapazitäten und mögliche Verspätungen dagegen, doch: „Mit neuer Infrastruktur ist es eine Variante, die ganz neue Fahrbeziehungen ermöglicht.“ Der VET sei dazu geeignet, die Metropolregion„viel enger zusammenwachsen zu lassen“.
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Bislang standen Kosten von rund 2,7 Milliarden Euro und ein Baubeginn 2028 im Raum – aktuelle Zahlen nannte Tjarks bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie nicht. Nur, dass mehr Geld benötigt würde. Zu klären ist auch noch die Beteiligung des Bundes an den Gesamtkosten: Dort heißt es, der VET sei ein regionales Verkehrsprojekt. Der Bund wolle deswegen nur 75 Prozent übernehmen – zu wenig, findet Tjarks. „Wir verlegen die S-Bahnen in den Tunnel, damit mehr Fernverkehr fahren kann.“
Denn auf Hamburg kämen mit dem Tunnel-Bau noch weitere Maßnahmen zu: „Wir brauchen neue und breitere Elbbrücken, sowohl im Norden als auch im Süden, und zwei Gleise dazwischen“. Das Projekt starte also am Bahnhof Harburg und ende erst auf der Strecke zwischen Pinneberg und Elmshorn, wo ein weiteres Gleis gebaut werden soll.
Neuer S-Bahn-Tunnel verbindet Metropolregion Hamburg
Bis zum Jahresende sollen die fünf Varianten auf eine bis zwei zusammenschmelzen. An der Auswahl sollen sich neben der Bürgerschaft und den Bezirken auch die Hamburger:innen beteiligen.