• Protestplakate hängen an der Brücke.
  • Foto: Florian Quandt

Mega-Neubau in Hamburg: Kommentar: Kein Abriss, rettet die Sternbrücke!

„Hamburg hat mehr Brücken als Venedig.“ Dieser Satz gehört zum Standard-Programm jedes Stadtführers. Gut 2500 gibt zwischen Alster, Bille und Elbe. Darauf können wir ein bisschen stolz sein. Und nun will uns die Bahn mit der Sternbrücke ein ganz besonderes Exemplar klauen. Okay, kein besonders schönes, auch die geschichtliche Bedeutung hält sich in Grenzen. Doch die Sternbrücke gehört zu Altona wie das Rathaus an der Max-Brauer-Allee, der Altonaer Balkon oder Altona 93. 

Und diese Brücke an der Stresemannstraße soll durch einen 21 Meter hohen klotzigen Neubau ersetzt werden. Pfui! Hände weg von der Sternbrücke! Nehmt Hamburg nicht schon wieder ein Identität stiftendes Bauwerk weg!

Das Deutschlandhaus am Gänsemarkt ist abgerissen, dem historischen Commerzbank-Bau am Neß (Altstadt) droht das gleiche Schicksal. Und auch die Jahre der Köhlbrandbrücke sind gezählt. Nun also die Sternbrücke. Und die Abriss-Fetischisten kommen mit der immer gleichen Leier, nicht mehr zeitgemäß, im Unterhalt zu teuer, zu schmal, nicht normgerecht…usw. Ich kann es einfach nicht mehr hören.

Die Sternbrücke ist ein Gesamtkunstwerk

Die Sternbrücke ist für mich ein Gesamtkunstwerk. Dazu gehören die Clubs wie Waagenbau, Fundbureau oder Astra-Stube. Dazu gehört auch dieser angeschmuddelte Backstein-Charme und die  leicht angerostete alte Stahl-Konstruktion. Hollywood-Regisseure würden so eine urige „Location“ sofort nachbauen lassen. Man fühlt sich nach Brooklyn oder ins alte London versetzt.

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Die Sternbrücke soll durch ein neues Modell ersetzt werden – einfach nur gruselig, findet MOPO-Chefreporter Thomas Hirschbiegel.

Foto:

Florian Quandt

Kluge Stadtväter wären weltweit froh über den urbanen Charme so eines magischen Ortes. Die Sternbrücke ist in ihrer Gesamtheit einmalig. Denkmalschutzamt, Oberbaudirektor (gibt es den wirklich?) und die Stadtentwicklungssenatorin sollten darum kämpfen. Stattdessen wird der Bahn das Feld überlassen und die präsentierte nun so mir nichts, dir nichts diesen Horrorentwurf, der wirkt, als sei ein Ufo mitten auf der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße gelandet.

Der Neuentwurf für die Sternbrücke: Gruselig!

Einfach nur gruselig finde ich das!

Man möchte die Verantwortlichen ordentlich schütteln und schreien: „Kommt doch mal zur Vernunft! Das könnt ihr doch nicht ernst meinen mitten in diesem urbanen Stadtteil!“ Tun sie aber doch und viel zu oft kommen solche Technokraten damit durch. 

Wuchtig: So soll die neue Sternbrücke aussehen.

Wuchtig: So soll die neue Sternbrücke aussehen.

Foto:

Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

Doch es regt sich Gottseidank Widerstand. Erste Protestplakate hängen schon an der Brücke. Eine „Initiative Sternbrücke“ wurde gegründet. Kristina Sassenscheidt, die rührige Chefin des Denkmalvereins, kämpft für den Erhalt der Sternbrücke. Richtig so!

Ihr Ziel: den Verantwortlichen bei der Stadt einmal klar machen, dass es hier nicht um eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung geht. Die Sternbrücke hat eine gesamtstädtische Bedeutung, sie muss unbedingt erhalten bleiben. Teurer als die 125 Millionen, die der Neubau-Klotz verschlingen soll, wird es sicher nicht. 

Video: Planungsstopp gefordert

Ich habe zuletzt im Alter von zwölf an einer Straßenblockade teilgenommen – als Schüler gegen Fahrpreiserhöhungen Anfang der 70er Jahre. Jetzt würde ich es wieder tun und mich vor die Abrissbagger auf die Max-Brauer-Allee setzen. Und ich hoffe, tausende Altonaer machen mit. Retten wir gemeinsam die Sternbrücke und damit ein Stück des alten Altonas! Freuen wir uns auf eine große Party zu ihrem 100. Geburtstag im Jahr 2026!

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