Mega-Minus bei der Hochbahn: Werden jetzt die Tickets teurer?
Hamburg-Takt, Bau der neuen U-Bahn-Linie U5, die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg und seine Folgen: Die Hamburger Hochbahn erwartet für 2022 ein sattes Minus von 313,3 Millionen Euro – ein so großes Defizit wie noch nie zuvor. Werden die Tickets für HVV Kunden dadurch teurer?
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Hamburg-Takt, Bau der neuen U-Bahn-Linie U5, die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg und seine Folgen: Die Hamburger Hochbahn erwartet für 2022 ein sattes Minus von 313,3 Millionen Euro – ein so großes Defizit wie noch nie zuvor. Werden die Tickets für HVV Kunden dadurch teurer?
Die 313,3 Millionen Euro stammen aus vertraulichen Unterlagen für die geplante Aufsichtsratssitzung am Mittwoch, über die das „Abendblatt“ zunächst berichtet hatte. Der Betrag deckt sich mit MOPO-Informationen. Dazu kommt: Der Kostendeckungsgrad, also der Anteil am Defizit, den das Unternehmen selbst trägt, ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Übernahm die Hochbahn 2018 noch 92,2 Prozent dieser Kosten, sind es im kommenden Jahr nur noch 66,1 Prozent. Den Rest gleicht der Steuerzahler aus.
Hamburger Hochbahn: Woher kommt das Rekord-Defizit?
Der Grund für das Rekord-Defizit liegt laut Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum vor allem am Hamburg-Takt. Dieser sieht vor, dass allen Hamburgern bis 2030 innerhalb von fünf Minuten ein Verkehrsangebot zur Verfügung steht. Mehr Buslinien, eine höhere Taktung der U-Bahn – das bedeutet auch mehr Kosten. „Es ist ein politischer Beschluss, dass wir dafür mehr investieren“, sagt Kreienbaum der MOPO. Ein Großteil ginge zusätzlich für die Umstellung der Dieselbusflotte auf E-Busse drauf. 120 davon hat die Hochbahn bereits angeschafft, weitere 1000 folgen.
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Dazu brach zu Beginn der Pandemie der Fahrgastanteil in Bussen und U-Bahnen massiv ein. „Inzwischen sind wir wieder auf 72 Prozent des Vor-Corona-Niveaus“, berichtet Kreienbaum. „Gleichzeitig haben wir unser Angebot nie heruntergefahren, sondern sogar erweitert. Das ist in Zeiten einer Pandemie natürlich sinnvoll, erhöht aber natürlich die Kosten.“
Hamburger Hochbahn hofft auf Rettungsschirm vom Bund
Der Krieg in der Ukraine sorge zudem für erhöhte Energie- und Spritpreise. Ein Großteil der Busflotte ist immer noch mit Diesel unterwegs und der Betrieb der elektrischen Busse sowie der U-Bahn wird so deutlich teurer. „Diese beiden Krisen – Corona und der Ukraine-Krieg – ändern aber nichts daran, dass wir unseren Beitrag zum Klimawandel leisten wollen und dafür mehr investieren“, so Kreienbaum. Das Unternehmen hofft wie schon in den vergangenen zwei Corona-Jahren auf einen Rettungsschirm vom Bund.
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Übrigens sind bei den 313,3 Millionen Euro die 1,8 Milliarden Euro, die der geplante Ost-Abschnitt der U5 kosten soll, noch gar nicht mit einberechnet. Das hat aber laut dem Hochbahn-Sprecher einen Grund: „Die 1,8 Milliarden Euro verteilen sich auf die nächsten 50 Jahre. Die Belastung wird dadurch pro Jahr deutlich geringer, dazu werden 70 Prozent davon vom Bund übernommen“, sagt der Sprecher.
U5 in Hamburg hat jetzt eine eigene Projektgesellschaft
Damit das Milliarden-Großprojekt auch wirklich auf die Strecke kommt, wurde dafür jetzt eine eigene Projektgesellschaft „PRG U5 Projekt GmbH“ ins Handelsregister eingetragen. Dort sollen laut Hochbahn-Sprecherin Pia Seidel „alle Kräfte gebündelt werden“. Diese Gesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter der Hochbahn. Um im Kosten- und vor allem Zeitplan zu bleiben, kann in der Projektgesellschaft im Bedarfsfall ein Risikobeirat einberufen werden. Wie dieser sich zusammensetzt steht laut Seidel noch nicht final fest, für die Hochbahn wird Chef Henrik Falk Mitglied in dem neuen Risikobeirat sein.
Um das Millionen-Defizit erst einmal etwas auszugleichen hofft die Hochbahn – wie schon in den vergangenen zwei Jahren – auf einen Rettungsschirm vom Bund. Alle Fahrgäste können erstmal aufatmen, in nächster Zeit dürften die Tickets nicht teurer werden. „Der HVV ist derzeit noch nicht mit der Fragestellung der aktuellen Tarifgestaltung befasst“, sagte HVV-Sprecherin Silke Seibel der MOPO. Zumal hatte der Verkehrsverbund auch erst im Dezember 2021 die Preise um 1,3 Prozent erhöht – zum nächsten Fahrplanwechsel könnte es dann wieder soweit sein.