Marketing-Gag oder die Zukunft? Darum gibt es Bier jetzt in der Holzflasche!
Die beige Flasche mit grünem Logo erinnert an ein Spielzeugprodukt, um den guten alten Kaufmannsladen zu füllen. Sie darf auch mal aus den Händen rutschen, ohne dass sich Flüssigkeit und Glassplitter auf dem Boden verteilen. Kunststoff? Nein, die neue Flasche der Carlsberg-Brauerei ist alles andere als künstlich: Sie besteht aus Holzfasern. Wie bitte schmeckt Bier aus Holzflaschen?
Die beige Flasche mit grünem Logo erinnert an ein Spielzeugprodukt, um den guten alten Kaufmannsladen zu füllen. Sie darf auch mal aus den Händen rutschen, ohne dass sich Flüssigkeit und Glassplitter auf dem Boden verteilen. Kunststoff? Nein, die neue Flasche der Carlsberg-Brauerei ist alles andere als künstlich: Sie besteht aus Holzfasern. Wie bitte schmeckt Bier aus Holzflaschen?
Zahnbürsten aus Holz, Trinkbecher aus Holz, Kugelschreiber und Co. – wann immer ein Unternehmen Kunststoffe ersetzen will, um nachhaltiger zu werden, fällt der Blick auf den nachwachsenden Rohstoff. Diesem Trend schließt sich nun auch die dänische Brauerei „Carlsberg“ an, der unter anderem die Hamburger Holsten-Brauerei gehört: Neben Bierflaschen aus Glas werden nun auch Holzflaschen produziert.
Brauerei „Carlsberg“ arbeitet seit Jahren an nachhaltiger Flasche
Seit mittlerweile sieben Jahren tüffelt „Carlsberg“ an seiner nachhaltigen Bierflasche herum. Das Ergebnis: „Fibre Bottle 2.0“ – so heißt die neue Flasche der Brauerei. Es ist die weltweit erste Flasche aus nachhaltig erzeugten Holzfasern, fast vollständig biobasiert und recyclebar. Wer bei bei der neuen Erfindung an ein schweres, grob behauenes Trinkgefäß denkt, ist allerdings auf dem Holzweg: Die Flasche ist leichter als Glas, fühlt sich an wie Plastik und ähnelt optisch einem Pappkarton in Flaschenform.

Die MOPO sprach mit dem Experten Michael Braungart über die Holzflasche. Er ist unter anderem wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts und Jurymitglied des deutschen Nachhaltigkeitspreises. „Bitte kein neuer Tetra Pack“, reagiert Braungart zunächst auf die Flasche. „Der Umwelt tut man mit Tetra Packs nämlich keinen Gefallen. Trinkverschluss und Co. enthalten viele unökologische Stoffe, wie Aluminium und Kunststoffe“ sagt er. Deswegen sei auch bei den Holzflaschen Vorsicht geboten.
„Flaschen aus Holz sind eigentlich eine gute Idee“
„Flaschen aus Holz sind eigentlich eine gute Idee. Viel besser als Glas. Glas führt aufgrund des Gewichts zu einem hohen Energieverbrauch beim Transport. Außerdem können sie kaputt gehen. Und aus PET-Flaschen können sich bei hohen Temperaturen Weichmacher und andere Schadstoffe lösen und in die Lebensmittel übergehen. Und sie werden erst nach mehreren hundert Jahren in der Natur abgebaut“, sagt Braungart.
Solange also die Holzflasche von „Carlsberg“ vollständig in den biologischen Kreislauf übergehen kann, ist sie eine umweltfreundliche Lösung. „Die Flaschen können dann sogar Nahrung für Würmer und andere kleine Tierchen sein“, sagt Braungart. Es müsse allerdings darauf geachtet werden, dass wirklich alles an der Flasche für den biologischen Kreislauf geschaffen ist: Farben, Etikette, Klebstoffe und Co.. Ist das bei den neuen Holzflaschen von „Carlsberg“ so?
Aus diesen Stoffen besteht die neue Holzflasche
Während das Äußere der Flasche aus nachhaltig erzeugten und recyclebaren Holzfasern besteht, wird für die innere Abdeckung der Flaschen eine dünne Kunststofffolie aus 100 Prozent biobasiertem Polymer PEF (Polyethylenfuranoat) verwendet. Das ist ein PET-Kunststoff-Ersatz aus regenerativen Quellen. Es ist mit Kunststoffrecyclingsystemen kompatibel und kann in der Natur abgebaut werden, falls es nicht ordnungsgemäß entsorgt wird.
Auf Klebstoff wird verzichtet. „Aufgrund der Form bleiben die beiden Schichten zusammen, ohne dass ein Klebstoff erforderlich ist“, sagt Fabienne Gützkow, Sprecherin bei „Carlsberg“.
Es gibt jedoch auch einen Haken
Bis ins Letzte ausgereift ist die Idee aber noch nicht: Der Verschluss der Holzflasche ist nicht abbaubar. „Gemeinsam mit dem Verpackungsunternehmen ‚Paboco‘ und anderen Partnern erforscht ‚Carlsberg‘ bereits alternative Flaschenverschlüsse auf Faserbasis, wobei eine Lösung für 2023 erwartet wird“, so Gützkow.
Bei Bierflaschen aus Holz könnte außerdem der Gedanke aufkommen, ganze Wälder seien nun von der Abholzung bedroht. Ganz im Gegenteil, sagt das Unternehmen. Laut „Carlsberg“ stammen die Holzfasern von Lieferanten, die „verantwortungsvolle Forstwirtschaft“ betreiben. Für jeden geernteten Baum sollen zwei bis drei neue Bäume gepflanzt werden.
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Und ganz ersetzen soll die Holzflasche bestehende Verpackungen wie Glasflaschen und Dosen zunächst nicht. Das Angebot soll lediglich ergänzt werden.
Ob Dose, Glas oder Holz: Im Geschmackstest konnte die MOPO-Reporterin keinen wesentlicher Unterschied zu Bieren aus anderen Verpackungen feststellen. Der Geruch ist malzig, der Geschmack zunächst fruchtig, leicht bitter im Abgang – so wie Erfahrene das Bier nun mal kennen. Es liegt nur etwas leichter in der Hand.