Markanter Bau in Hamburg: Abriss trotz Denkmalschutz
Erst vor zwei Jahren ist das 1969 eröffnete Studentenwohnheim an der Billwiese (Lohbrügge) unter Denkmalschutz gestellt worden. Trotzdem rücken schon bald die Abrissbagger an. Die Hintergründe und die Geschichte des Wohnheims.
Mit den Gebäuden der 1960er und 70er Jahre ist das so eine Sache. Architekten und Denkmalschützer entdecken zunehmend den Reiz des damals angesagten Brutalismus. Der Normalbürger findet Gebäude in diesem Stil aber oft hässlich. Schönheit ist nun aber kein Kriterium für den Denkmalschutz. Hier geht es um „architekturhistorische“ Gründe, also darum, ob ein Gebäude ein bedeutender und möglichst unveränderter Vertreter einer Epoche der Architektur ist.
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Erst vor zwei Jahren ist das 1969 eröffnete Studentenwohnheim an der Billwiese (Lohbrügge) unter Denkmalschutz gestellt worden. Doch weil eine Sanierung zu teuer ist, rücken jetzt trotzdem bald die Abrissbagger an.
Mit den Gebäuden der 1960er und 70er Jahre ist das so eine Sache. Architekten und Denkmalschützer entdecken zunehmend den Reiz des damals angesagten Brutalismus. Der Normalbürger findet Gebäude in diesem Stil aber oft hässlich. Schönheit ist nun aber kein Kriterium für den Denkmalschutz. Hier geht es um „architekturhistorische“ Gründe, also darum, ob ein Gebäude ein bedeutender und möglichst unveränderter Vertreter einer Epoche der Architektur ist.
Beim Lohbrügger Studentenheim war das so. Für das Denkmalschutzamt erklärte Marianne Kurzer der MOPO: „Das Studierendenwohnheim Billwiese 22 dokumentiert in seinem hohen architektonischen Anspruch die Bedeutung von Bildungsbauten der 1960er/70er Jahren.“
Hamburg: Studentenheim soll abgerissen werden
Doch der Erhalt solcher Bauten ist teuer. Von 18 bis 20 Millionen Euro Sanierungskosten war beim Studierendenheim die Rede. „Zu viel! Das können wir nicht stemmen“, sagte Rolf Wolgast der MOPO. Er ist Kuratoriumsvorsitzender der Johann-Carl-Müller Stiftung, der die Immobilie gehört.
Die Stiftung ist nach dem Inhaber der Dresdner Zigarettenmaschinenfabrik „Universelle“ benannt. Die Erben des 1944 verstorbenen Müller hielten wegen seiner Patente eine stille Beteiligung des 1946 in Bergedorf von Kurt A. Körber gegründeten Maschinenbau-Unternehmens Hauni. Müller war ein sozial engagierter Unternehmer und ihm lag besonders die Hilfe für Studenten am Herzen.
Neubau für Studenten und Senioren geplant
Deswegen will die Stiftung auf dem Grundstück im geplanten Neubau auch wieder Wohnungen für Studierende errichten – diesmal aber in Kombination mit Service-Wohnen für Senioren.
Und der Denkmalschutz? Da gibt es beim Hamburger Denkmalschutzgesetz einen Passus, der besagt, dass bei einer „wirtschaftlichen Unzumutbarkeit“ einer Sanierung der Denkmalschutz zurückgestellt wird und abgerissen werden darf.
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Eigentümer-Vertreter Rolf Wolgast: „Wir sind dem Denkmalschutzamt sehr dankbar, dass das so gelaufen ist. Im kommenden Jahr rücken nun die Abrissbagger an und machen das bauliche Denkmal platt. Auch die Abrisskosten dürften in die Millionen gehen, die Stiftung geht nämlich von einem hohen Asbestgehalt hinter den Mauern des Bauwerks aus.