Besitzer will marodes Haus originalgetreu neu bauen – Bezirk ist dagegen
Die beiden Gründerzeitvillen an der Kielmannseggstraße in Marienthal wurden 1905 erbaut. Sie stehen direkt nebeneinander und gleichen sich beinahe wie ein Ei dem anderen. Beide gehören demselben Eigentümer. Doch ein Haus ist top gepflegt, das andere völlig verwahrlost. Was ist da los?
Ernst Pfaff (80), Gründer einer Firma für „schwere und schwierige Transporte“ in Billbrook, ist es gewohnt, harte Nüsse zu knacken. Doch am Bezirksamt Wandsbek hat er sich beinahe die Zähne ausgebissen: Schon seit 40 Jahren lebt er in der gepflegten Villa an der Kielmannseggstraße und machte sie zu einem Schmuckstück. Gleichzeitig musste er zusehen, wie das identische Nachbarhaus immer mehr verfiel.
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Die beiden Gründerzeitvillen an der Kielmannseggstraße in Marienthal wurden 1905 erbaut. Sie stehen direkt nebeneinander und gleichen sich beinahe wie ein Ei dem anderen. Beide gehören demselben Eigentümer. Doch ein Haus ist top gepflegt, das andere völlig verwahrlost. Was ist da los?
Ernst Pfaff (80), Gründer einer Firma für „schwere und schwierige Transporte“ in Billbrook, ist es gewohnt, harte Nüsse zu knacken. Doch am Bezirksamt Wandsbek hat er sich beinahe die Zähne ausgebissen: Schon seit 40 Jahren lebt er in der gepflegten Villa an der Kielmannseggstraße und machte sie zu einem Schmuckstück. Gleichzeitig musste er zusehen, wie das identische Nachbarhaus immer mehr verfiel.
Die Erben stritten sich, die Hamburger Villa verfiel
Dort lebte lange Zeit eine alte Dame, die das Gebäude immer mehr verfallen ließ, nicht sanieren konnte oder wollte. Nachdem sie gestorben war, gab es Streit ums Erbe. Das ging jahrelang so, die Villa stand leer und verfiel immer mehr. Schließlich kam es 2010 zur Zwangsversteigerung – und Ernst Pfaff erhielt den Zuschlag.
„Da war das Gebäude schon abrissreif“, sagt der Firmenchef zur MOPO. Pfaff ließ die MOPO ins Gebäude; der Zustand ist tatsächlich desolat. Das Dach war über die Jahre undicht geworden und eindringende Feuchtigkeit hatte schon zum Einsturz von Zimmerdecken geführt.
Pfaff wollte nun abreißen, doch das Bezirksamt sagte nein und verwies auf die „städtebauliche Erhaltungsverordnung“. Das Gebäude sei prägend für die Wohnstraße und müsse erhalten werden. Ernst Pfaff ließ über seinen Anwalt erklären, ein Erhalt des Gebäudes sei wirtschaftlich nicht zumutbar und ging vor das Verwaltungsgericht. Der Richter wollte zwischen Bürger und Amt vermitteln und schlug vor, dass der Kläger doch nach dem Abriss einen identischen Neubau errichten könne. So könnte der einheitliche Charakter der Villen-Bebauung an der Kielmannseggstraße gewahrt werden.
Jahrelanger Streit mit dem Bezirksamt Wandsbek
Doch das Amt sagte nein, so Pfaff. Es folgten jahrelange Auseinandersetzungen. Ernst Pfaff fühlt sich schikaniert. So sei er vom Amt gezwungen worden, teure Gutachten erstellen zu lassen, und es seien immer neue Bedingungen für Abbruch und Neubau gestellt worden.
Auf MOPO-Anfrage teilte das Bezirksamt Wandsbek mit, dass aktuell ein „Abrissgenehmigungsvorbehalt durch die städtebauliche Erhaltungsverordnung“ bestehe. Man prüfe nun aber den Antrag auf Neubau an „gleicher Stelle und in gleicher Art wie das Bestandsgebäude“.