Mann vermietete mir eine Wohnung, die ihm gar nicht gehört!
Eine Eimsbütteler Freiberuflerin sehnt sich nach 13 Jahren in ihrer Wohnung nach einem „Tapetenwechsel“. Eine neue Bleibe in der Nachbarschaft soll es sein. Doch ein scheinbarer Glücksfund entpuppt sich als Betrug – am Ende ist die Betroffene akut von Obdachlosigkeit bedroht. Die Masche der Täter ist gerissen – und es gibt weitere Opfer.
Eine Eimsbütteler Freiberuflerin sehnt sich nach 13 Jahren in ihrer Wohnung nach einem „Tapetenwechsel“. Eine neue Bleibe in der Nachbarschaft soll es sein. Doch ein scheinbarer Glücksfund entpuppt sich als Betrug – am Ende ist die Betroffene akut von Obdachlosigkeit bedroht. Die Masche der Täter ist gerissen – und es gibt weitere Opfer.
„Es sollte einfach etwas Neues sein“, sagt Lena W. Die 46-Jährige arbeitet als systemischer Coach und lebt schon beinahe ihr halbes Leben in Eimsbüttel. Doch vor einer langwierigen Suche grauste es ihr. Umso erleichterter war sie, als sie auf dem Immobilienportal „Salz & Brot“ eine ansprechende Zwei-Zimmer-Wohnung in der Nähe fand: 55 Quadratmeter für 880 Euro warm. Ein attraktives Angebot, preislich noch im Rahmen. Der Anbieter: eine Immobiliengesellschaft mit Handelsregistereintrag.
„Die Maschen werden leider immer raffinierter“
Lena W. füllt die Selbstauskunft aus und wird zur Besichtigung eingeladen. Diese findet kontaktlos statt, der Wohnungsschlüssel liegt in einem gesicherten Kasten außerhalb des Hauses bereit. Der jetzige Mieter sei im Ausland und über den Termin informiert.
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Die 46-Jährige ist von der Wohnung angetan – sie sagt zu. Ihre alte Wohnung kündigt sie. Sie bekommt einen Hamburger Mietvertrag per E-Mail zugesandt, den sie unterschrieben zurücksendet. Für den Vertragsabschluss telefoniert sie mehrfach mit einem Mann. Er klang wohl wie „ein stinknormaler Businesstyp“, sagt W.. Dann kommt die Zahlungsaufforderung: Binnen zehn Tagen soll sie die erste Monatsmiete plus Kaution auf ein Commerzbank-Konto überweisen – insgesamt rund 3000 Euro. Lena W. überweist.
Hätte sie da schon argwöhnisch werden müssen? „Die Maschen werden leider immer raffinierter“, sagt Sylvia Sonnemann von „Mieter helfen Mietern“: „Der Hamburger Mietvertrag, das deutsche Konto und die Besichtigung weisen auf ein professionelles Vorgehen hin“. Dennoch sei ein kontaktloser Austausch unüblich: Spätestens bei Vertragsunterzeichnung wollten sich Vermieter meist ein eigenes Bild machen.
Das böse Erwachen kommt durch einen Zufall zustande
Doch dann erfährt die in Eimsbüttel bestens vernetzte W. durch Zufall, dass alle Wohnungen des fraglichen Mehrfamilienhauses in einer Hand liegen und damit keine der Wohnungen der Immobilienfirma gehört und auch keine von ihr verwaltet wird. Vergeblich versucht sie, den Anbieter zu erreichen.
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Dann wird ihr klar, dass sie nicht nur einem Betrüger aufgesessen ist und rund 3000 Euro verloren hat – schlimmer noch, sie ist akut von Obdachlosigkeit bedroht: Ihre alte Wohnung ist bereits gekündigt, am 15. Juli muss sie ausziehen.
Die Polizisten-Tochter bringt den Betrug zur Anzeige, sie ist nicht die einzige Geschädigte: „Bislang sind uns neun weitere Opfer bekannt“, sagte ein Polizei-Sprecher der MOPO. Die Ermittlungen dauerten noch an. Die Kripo bittet W., den Namen der Immobiliengesellschaft noch nicht zu nennen.
Lena W.: „Ich bleibe Uroptimistin!“
Der Fall wirft Fragen auf: Wie kamen die Betrüger an den Wohnungsschlüssel? Offenbar wurde sie schon häufig untervermietet, ein ehemaliger Mieter könnte einen Schlüssel nachgemacht haben. Auch müssen die Betrüger von der Abwesenheit des aktuellen Mieters gewusst haben.
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Für Lena W. geht die Wohnungssuche jetzt erneut los. Auf Instagram startete sie einen Hilferuf, um auf ihre Not aufmerksam zu machen. Die Resonanz ist riesig, sie erhält zahllose Hilfsangebote. Und überhaupt lässt sie sich nicht unterkriegen: „Auch wenn mir mal die Puste ausgeht – ich bleibe Uroptimistin!“, sagt sie.