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  • 100 Millionen Impfdosen wollte Gesundheitsminister Jens Spahn, mit 57 Millionen kann er rechnen.
  • Foto: imago images/Pixsell

Mammut-Projekt: Was in der Freude über den Corona-Impfstoff ein wenig unterging

Börsenkurse steigen, Vorfreude weltweit: Die Pressemitteilung der deutschen Impfstoff-Entwickler von Biontech und des Pharma-Riesen Pfizer war der langersehnte Lichtblick in der Corona-Krise. Besserung in Sicht! Aber bei aller Euphorie: Sind die immensen Erwartungen eigentlich realistisch? An welchen Stellen drohen Probleme? Und wie kann man so viele Menschen eigentlich schnell impfen?

Die Bestellung ist raus:

200 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs wird die Europäische Union kaufen. Außerdem gibt es eine Option auf 100 Millionen weitere. Die EU-Kommission segnete gestern formal den Rahmenvertrag mit den beiden Firmen ab. Damit stehen Deutschland und den übrigen EU-Staaten Bezugsrechte für den Impfstoff zu, sobald dieser eine Zulassung bekommt. Wann es so weit ist, ist offen.

Was Deutschland abbekommt:

In der EU hat man grundsätzlich vereinbart, dass Impfstoffe nach Bevölkerungszahl verteilt werden. Nach dieser Regelung kann Deutschland auf knapp ein Fünftel der Menge zugreifen, das wären bis zu 57 Millionen Einheiten. Das sind weniger, als Jens Spahn wollte. Er hatte im Vorfeld von 100 Millionen Impfdosen gesprochen.

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Warum braucht man mehr Dosen, als Deutschland Bewohner hat?

Der Impfstoff muss drei Wochen nach der ersten Impfung bei jedem Menschen ein zweites Mal verabreicht werden.

Wie soll das eigentlich klappen?

In den bundesweit geplanten Impfzentren sollen je nach Größe bis zu 4000 Menschen am Tag den Wirkstoff verabreicht bekommen können, berichtet „Business Insider“. Erste Anlaufstelle für Menschen, die geimpft werden wollen, soll zudem der ärztliche Bereitschaftsdienst sein, der bundesweit unter 116 117 zu erreichen ist.

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Wer sich einen Impftermin geben lassen will, muss zunächst einige Fragen beantworten, anhand deren ermittelt wird, ob die entsprechende Person überhaupt impfberechtigt ist. Nach dem Anruf soll man in so einem Fall in ein Callcenter zur Vereinbarung eines Termins in einem Impfzentrum gestellt werden. Für ein Hamburger Impfzentrum sind die Messehallen und ein Terminal am Flughafen im Gespräch.

Gibt es dafür genug Personal?

Pro Impfzentrum sind rund 100 Mediziner notwendig, heißt es aus Kreisen der Kassenärztlichen Vereinigungen, mit denen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) morgen über die konkreten Details der Impfstrategie sprechen will.

Dauert das nicht alles ewig?

Wenn’s blöd läuft, ja. Experten befürchten, dass es bei dem logistisch extrem herausfordernden Prozess so einer Massenimpfung Engpässe beim Personal geben könnte. Auch rechnen manche damit, dass es eineinhalb Jahre dauern könnte, bis durch die Impfung eine Herden-Immunität erreicht ist. Vermutlich wird es allein ein Jahr dauern, Risikogruppen und besonders gefährdete Berufsgruppen zu impfen.

Was gibt es noch für Probleme?

Unklar ist bisher, wie der Impfstoff bei älteren Menschen wirkt, deren Immunsystem weniger ansprechbar ist. Auch weiß man nicht, wie lange eine Immunität nach einer Impfung anhält. Wenn’s schlecht läuft, kann man nach einem Jahr wieder von vorne anfangen, weil bei den Ersten die Wirkung schon wieder verpufft ist.

Ist der Impfstoff leicht zu handhaben?

Eher nicht. Gelagert werden muss er bei minus 70 Grad. Und Kühl- und Lagerkapazitäten in diesem extrem tiefen Bereich für solche riesigen Mengen gibt es bisher kaum. Auch hier wird es umfangreiche Investitionen geben müssen.

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