Zoff um Neubau: Kult-Pizzaladen wird zum Lost Place
Fast 40 Jahre pilgerte halb Ottensen für Pizza und Pasta zum „Mamma Mia“, inzwischen sieht das verwaiste Restaurant an der Barnerstraße aus wie ein Lost Place. Dabei sollte dort, wo jetzt wildes Grün wuchert, längst ein schickes neues Wohnhaus stehen – aber die Nachbarn stellen sich quer. Doch es tut sich was.
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Fast 40 Jahre lang pilgerte halb Ottensen für Pizza und Pasta zu „Mamma Mia“, inzwischen sieht das verwaiste Restaurant an der Barnerstraße aus wie ein Lost Place. Dabei sollte dort, wo jetzt wildes Grün wuchert, längst ein schickes neues Wohnhaus stehen – aber die Nachbarn stellen sich quer.
Im April 2019 wurde die letzte Pizza in den Ofen geschoben, noch einmal kamen alle Stammgäste, verabschiedeten sich tränenreich von den Betreibern Luigi Collucia und Mario Della Negra – dann gingen in dem Flachbau die Lichter aus. Fast vier Jahre ist das jetzt her. Der Name steht noch über dem Eingang, aber die großen Restaurantfenster sind längst komplett vollgesprayt. Der „Schuhkarton“ gehört zu einem ganzen Ensemble, das vorne mit einem runden, gelben Altbau endet. In dem historischen Eckhaus war ganz früher einmal eine der vielen Ottenser Fischfabriken untergebracht. Heute hält hier ein Falafel-Laden einsam die Stellung.
„Mamma Mia“ in Ottensen: Abriss immer wieder verschoben
Die zusammengestückelten Gebäude auf dem 1700 Quadratmeter großen Grundstück hätten längst schon Platz machen sollen für das Neubauprojekt „Barner 42“ – stattdessen ist auf der einstigen „Mamma Mia“-Restaurantterrasse ein kleines Biotop entstanden, mit meterdickem Efeubewuchs, der auch die Wände des benachbarten Gitarrenladens überwuchert, ebenfalls seit Jahren verlassen. Zehntausende Autos rauschen jeden Tag an dem verwunschenen Ort vorbei.
Ist das Projekt seit 2019 etwa gestorben? Nein, sagt ein Sprecher der Köhler & von Bargen Unternehmensgruppe auf MOPO-Anfrage: „Der Wille zur Realisierung ist ungebrochen und die Zuversicht ist groß, dass dies bald starten kann.“ Allerdings in deutlich abgespeckter Form: Von den ursprünglich geplanten 66 Wohnungen sind laut Unternehmenssprecher nur noch 35 geblieben. Nach MOPO-Informationen waren besonders die Verhandlungen mit dem benachbarten Supermarkt langwierig: Ein Restaurant, das an einen lauten Supermarktplatz grenzt, ist etwas anderes als ein Wohnhaus mit Mietern, von denen Lärmbeschwerden zu befürchten sind. Der Köhler & von Bargen-Unternehmenssprecher drückt es so aus: „Die Abstimmung mit der Verwaltung und dem urbanen Umfeld ist langwierig und dauert an.“
Der Bezirk Altona steht dem Vorhaben ausdrücklich wohlwollend gegenüber. Für den ersten Bauabschnitt sei im Juni 2022 ein Bauvorbescheid erteilt worden, so Bezirksamtssprecher Mike Schlink. Der Abbruch der Altbauten wurde aber noch nicht genehmigt: „Das Bezirksamt kann einem Abbruch des Bestandsgebäudes erst zustimmen, wenn der Bauherr in der Neubauplanung die erforderlichen drei Ersatzwohnungen abbildet und dieser Ersatzwohnraum auch gesichert wird.“ Denn: Die soziale Erhaltungsverordnung schreibt für das Gebiet von Ottensen vor, dass Altmieter eines Abrisshauses einen Anspruch auf eine Wohnung zu denselben Konditionen in dem Neubau haben.
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Köhler & von Bargen hatte zu Beginn der Planungen einen Workshop unter Beteiligung langjähriger Mieter organisiert. Eines der Ergebnisse: Auch der Kulturverein „Villa Dunkelbunt“ wird in die „Barner 42“ einziehen. Wenn das Gebäude denn irgendwann einmal steht.