Mahnwache gegen Leerstand: „Wenn das auf St. Georg so weitergeht, dann Gute Nacht“
Es ist ein trauriges Jubiläum: Vor genau einem Jahr musste die kultige „Contact-Bar“ aus der Danziger Straße auf St. Georg ausziehen. Als habe man ihm „das Herz herausgerissen“, beschrieb der Gastronom Micco Dotzauer das Ende seiner Bar, ein Treffpunkt der schwulen Community. Aber nicht nur er, auch drei weitere Ladenbesitzer erhielten damals die Kündigung. Am Freitag veranstalteten die Anwohner vor dem Gebäude eine Mahnwache, sie machen dem Bezirk schwere Vorwürfe.
Es ist ein trauriges Jubiläum: Vor genau einem Jahr musste die beliebte „Contact-Bar“ aus der Danziger Straße auf St. Georg ausziehen. Als habe man ihm „das Herz herausgerissen“, beschrieb der Gastronom Micco Dotzauer das Ende seiner Bar, ein Treffpunkt der schwulen Community. Aber nicht nur er, auch drei weitere Ladenbesitzer erhielten damals die Kündigung. Am Freitag veranstalteten die Anwohner vor dem Gebäude eine Mahnwache – sie machen dem Bezirk schwere Vorwürfe.
„Wir kämpfen weiter für die Lebendigkeit unseres Stadtteils“, kündigt Michael Joho vom Einwohnerverein St. Georg an. An diesem Tag haben sich um die 60 Menschen vor dem großen Gebäudekomplex in der Danziger Straße versammelt. Dort gab es neben Mietwohnungen auch Gewerbe, unter anderem die „Contact-Bar“.
Nach einem Jahr: Protest in St. Georg gegen Leerstand
Heute ist es hinter den dreckigen Scheiben dunkel und verlassen, seit einem Jahr stehen die Geschäfte leer. „Es ist wirklich traurig, als ob ein Stück Heimat stirbt“, sagt die 43-jährige Laura Mans, die selbst seit Jahren in St. Georg wohnt. „Ich habe das bunte Treiben immer sehr gerne beobachtet.“

Im April 2021 stimmte der Bezirk Hamburg-Mitte den Plänen der neuen Eigentümerin zu, die Miet- in Eigentumswohnungen umwandeln zu lassen. Diese habe sich verpflichtet, die Wohnungen innerhalb von sieben Jahren „ab der Begründung des Wohnungseigentums nur an die Mieter zu veräußern“, so Sprecherin Sorina Weiland. Riesige Wut darüber bei den Demonstranten: Viele Mieter könnten es sich gar nicht leisten, ihre Wohnung zu kaufen. „Bislang ist noch nichts passiert, aber wir harren verunsichert der Dinge“, berichtet einer der Mieter, der lieber anonym bleiben will.
Alle Gewerbetreibende in der Danziger Straße müssen gehen
Ende 2021 flatterte die Kündigung bei Dotzauer und den drei anderen Gewerbetreibenden ins Haus – ohne nähere Begründung: Betroffen waren neben der „Contact-Bar“ auch ein kleines Trödel-Geschäft mit Goldschmuck, eine Änderungsschneiderei sowie ein Laden für Fototechnik. Dotzauer, der seine Bar elf Jahre lang in der Danziger Straße betrieb, ging als erster im Juni 2022. „Meine Stammgäste fühlten sich hier zu Hause. Einige von ihnen treffe ich immer noch auf der Straße“, erzählte der 65-Jährige. „Das war, als hätte man mir ein Stück Herz rausgerissen.“

Im September folgten dann die nächsten zwei Gewerbetreibenden. Übrig ist jetzt nur noch Goldschmied Mohamad Shafaad (64), der in seinem Laden allerlei Krams, darunter goldene Uhren, Schmuck, Lampen und Dekoartikel anbietet. Er steht kurz vor seinem Räumungsprozess.
Protest gegen Leerstand – Betroffene fühlen sich allein gelassen
Das Problem: Bei Geschäftsräumen gibt es im Gegensatz zu Mietwohnungen keinen gesetzlichen Kündigungsschutz. Ist in diesen Verträgen kein genauer Zeitraum definiert, kann er ohne besonderen Grund gekündigt werden. Auch die soziale Erhaltungsverordnung, nach der in einem Viertel die Zusammensetzung der Bevölkerung bestehen bleiben soll, gilt nicht für Gewerbeflächen.
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„Wenn das auf St. Georg weiter so geht, dann Gute Nacht“, sagt Dotzauer. „Ich bin immer noch sehr wütend. Außer vom Einwohnerverein habe ich damals keinerlei Unterstützung bekommen. Das darf nicht sein, wir müssen das Viertel in seiner Lebendigkeit erhalten.“