Luxusquartier statt Flüchtlingsunterkunft: Der harte Kampf um Hamburgs Flächen
Mehr als 40.000 Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine nach Hamburg gekommen. Eine Zahl, auf die die Stadt nicht eingestellt war. Schutzsuchende wurden auch in Hotels untergebracht. Dass das keine Dauerlösung ist, zeigt das Beispiel des ehemaligen „Sofitels“ am Alten Wall 40 – dort scharren die Investoren schon mit den Hufen, weil sie ein neues Luxusquartier eröffnen möchten. Und was ist mit den Geflüchteten?
- Deutsch (Deutschland)
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Mehr als 40.000 Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine nach Hamburg gekommen. Eine Zahl, auf die die Stadt nicht eingestellt war. Schutzsuchende wurden auch in Hotels untergebracht. Dass das keine Dauerlösung ist, zeigt das Beispiel des ehemaligen „Sofitels“ am Alten Wall 40 – dort scharren die Investoren schon mit den Hufen, weil sie ein neues Luxusquartier eröffnen möchten. Und was ist mit den Geflüchteten?
Von der einen Hälfte des Gebäudekomplexes am Alten Wall stehen nur noch die Grundmauern. Hier wird bereits fleißig renoviert – mit dem Ziel, ein neues Luxusquartier mit Hotel und Wohnungen mit Alsterfleetblick zu errichten. Die andere Hälfte ist noch bewohnt. Hier leben seit vergangenem März 800 geflüchtete Ukrainer, die bisher keine andere Unterkunft in Hamburg finden konnten. Wie lange sie noch bleiben? Ungewiss. „Wir hängen hier total in der Luft“, sagt eine Mitarbeiterin der Flüchtlingsunterkunft vor Ort der MOPO.
Hamburg: 45.000 Geflüchtete in öffentlichen Unterkünften
Bislang ist das 2021 geschlossene ehemalige „Sofitel“ nur bis zum 28. Februar als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen. 2026 soll das neue Luxusquartier fertig sein. „Wir sind weiterhin mit dem Vermieter des ehemaligen ,Sofitel’ im Gespräch, ob wir das Gebäude noch über das genannte Enddatum hinaus länger nutzen können“, sagt eine Sprecherin der Sozialbehörde auf MOPO-Anfrage. „Sofern das Objekt nicht mehr genutzt werden kann, werden wir die Schutzsuchenden aus der Ukraine an anderen Standorten unterbringen.“
Dafür seien genügend Kapazitäten vorhanden, da man aktuell „jede Liegenschaft“ nutze, „die für einen Standort geeignet ist“. 42.495 Menschen sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges aus der Ukraine nach Hamburg gekommen. Dafür wurden 4678 in andere Bundesländer „verteilt“, wie es vonseiten der Stadt heißt. Die Hälfte der Verbliebenen lebt in öffentlich-rechtlichen Unterbringungen. Zusammen mit den Geflüchteten aus allen anderen Ländern kommt man am Ende auf rund 45.000 Menschen, die in Unterkünften der Stadt leben – im Gegensatz zu 30.000 Schutzsuchenden Ende 2021.
Und welche „Liegenschaften“ meint die Sprecherin? Knapp 8000 Geflüchtete sind in (ehemaligen) Hotels wie dem „Sofitel“ untergebracht. Außerdem gibt es noch Zelt- und Containerunterkünfte, Sport- und Messehallen, leerstehende Gewerbe- und Wohneinheiten. Klar ist aber: Die Standorte werden auf Dauer nicht ausreichen. „Durch die andauernden Kriegshandlungen in der Ukraine und einem nicht zu erwartenden schnellen Ende des Krieges steigt neben den Zugängen aus anderen Ländern die Zahl Schutzsuchender aus der Ukraine in Hamburg weiter an, woraus ein hoher Bedarf an Unterbringungsplätzen resultiert“, sagt die Sprecherin.
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Die Stadt hat bereits mehrere Szenarien aufgestellt, wie sich der Zustrom aus der Ukraine entwickeln könnte. Im besten Fall endet der Krieg Mitte dieses Jahres und es braucht noch 5300 zusätzliche Plätze für Geflüchtete aus der Ukraine nach Hamburg. Im schlechtesten Fall aber kommen nochmal so viele wie im vergangenen Jahr und die Stadt muss noch 16.300 Menschen unterbringen. Als Mittelwert will man deshalb noch mindestens 10.000 Plätze aufbauen. Keine leichte Aufgabe – da wäre es sicher sinnvoll, wenn im ehemaligen „Sofitel“ doch noch etwas länger Platz wäre.