Norderstedt hatte mal einen eigenen Zoo – bis ein Löwe ein Kind anfiel
Vor knapp 50 Jahren eröffnete vor den Toren Hamburgs ein kleiner Zoo. Vor allem Kinder erfreuten sich an Affen, Ziegen, Waschbären, Pumas oder Luchsen. Sogar drei Löwen wurden hier unweit der Schleswig-Holstein-Straße in Norderstedt gehalten – unter unwürdigen Bedingungen. Doch nicht die Haltung der Tiere, sondern ein schlreckliches Unglück sorgte schließlich dafür, dass der Tierpark schließen musste. Als „Lost Place“ sind auch heute noch Überreste des Zoos mitten im Wald zu entdecken.
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Vor knapp 50 Jahren eröffnete vor den Toren Hamburgs ein kleiner Zoo. Vor allem Kinder erfreuten sich an Affen, Ziegen, Waschbären, Pumas oder Luchsen. Sogar drei Löwen wurden hier unweit der Schleswig-Holstein-Straße in Norderstedt gehalten – unter unwürdigen Bedingungen. Doch nicht die Haltung der Tiere, sondern ein schlreckliches Unglück sorgte schließlich dafür, dass der Tierpark schließen musste. Als „Lost Place“ sind auch heute noch Überreste des Zoos mitten im Wald zu entdecken.
Die Gebäude sind nicht leicht zu finden. Wir starten von der Wohnstraße Kringelkrugweg und gehen über einen Fußweg ins Waldgebiet. Gleich hinter einer Bahnlinie stehen wir vor einem Schild: „Privatweg. Freilaufende Tiere. Langsam fahren!“ Aha. Wir sind auf der richtigen Spur und nach etwa hundert Metern sehen wir links zwischen Bäumen die Reste von Stallungen und Käfigen auf einem verwilderten Gelände. Ein Transportanhänger für größere Tiere ist bereits komplett überwuchert.
- Quandt In diesem Käfig waren vermutlich einmal kleinere Tiere wie Dachse oder Marder untergebracht.
- Quandt Überwucherte Radnabe eines alten Anhängers
- Quandt Unklar, was das einmal für ein Fahrzeug war, durch das nun ein Baum wächst.
- Quandt Dieses Schild am Waldweg weist noch auf die frühere Nutzung des Geländes hin.
Gegründet wurde der Zoo im August 1974 von einem Ehepaar K. Die Eheleute hatten ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück vom „Rauhen Haus“ in Hamburg gepachtet und zunächst privat einige Tiere gehalten. Doch es kamen immer mehr Tiere dazu: Wildschweine, Raubvögel, Papageien. Der Platz wurde zu klein und die Futterkosten wohl auch irgendwann zu groß. So reifte die Idee der Zoo-Gründung.
Die Stadt Norderstedt gab einen Zuschuss, Strom kam vom eigenen Generator und schon bald strömten die Besucher in den kleinen Tierpark mitten im Grünen. Das Ganze rechnete sich und bald wurden hier von den beiden Betreibern schon 450 Tiere gehalten.
Zoo Norderstedt: 1982 griff Raubkatze Kind an
Doch dann kam der 27. Februar 1982. Ein Ehepaar aus Pinneberg besuchte mit seinem Sohn den Zoo. Der Vierjährige war fasziniert von zwei Löwen, die in einem kleinen, für heutige Verhältnisse viel zu engen Käfig lebten. Die Tiere mussten hinter einem massiven Stahlgitter leben, welches zusätzlich mit engmaschigem Draht gesichert war.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (re.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Der Junge lief seinen Eltern voraus und kletterte unter einer Holzabsperrung durch direkt zum Löwenkäfig. Dort gab es eine kleine Lücke im Gitter und durch die steckte der neugierige Junge seinen Kopf. Der zweijährige Löwe Zimba schnappte sofort zu und biss dem Kind den Unterkiefer ab. Dem entsetzten Vater gelang es, seinen Sohn vom Käfig wegzuziehen. Er fuhr mit dem stark blutenden Jungen im eigenen Auto zum Krankenhaus Ochsenzoll. Dort operierte ein Chirurgen-Team den Vierjährigen 14 Stunden lang und rettete ihn.
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Alle drei Löwen aus dem Zoo wurden erschossen und der Zoobetreiber wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht gestellt. Doch die Haltung der Raubkatzen war nach damaligem Standard korrekt, entschieden die Richter und sprachen den Angeklagten frei.
Der Vorfall, der bundesweit Schlagzeilen machte, sorgte dafür, dass die Besucher wegblieben. 1985 schloss der Zoo. Die größeren Gebäude wurden abgerissen, nur ein paar Käfige blieben stehen.
Das Gelände befand sich zuletzt im Eigentum einer Stiftung. Laut „Kieler Nachrichten“ hat der Kreis Segeberg das Areal 2015 als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Kreisstraße 113 in Harksheide übernommen.