Wütender Herzog steckte Burg bei Hamburg an – heute ist hier ein Aussichtspunkt
Ein Bischof wurde hier einst eingekerkert, ein sächsischer Herzog starb und „Heinrich der Löwe“ ließ die Gemäuer niederbrennen: Die Rede ist von der Ertheneburg, die unweit von Lauenburg lag. Dort wo die stolze Burg stand, befindet sich heute, hoch über der Elbe, ein reizvoller Aussichtspunkt.
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Ein Bischof wurde hier einst eingekerkert, ein sächsischer Herzog starb und „Heinrich der Löwe“ ließ die Gemäuer niederbrennen: Die Rede ist von der Ertheneburg, die unweit von Lauenburg lag. Dort wo die stolze Burg stand, befindet sich heute, hoch über der Elbe, ein reizvoller Aussichtspunkt.
Direkt an der Ortschaft Schnakenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) geht es schnurstracks in einen schönen Mischwald und dann weisen die Reste eines ehemals vier Meter hohen Burgwalls dem Wanderer den Weg zum früheren Standort der Burg. Von dieser ist leider nur noch ein 65 mal 100 Meter großes Plateau zu sehen. Wir überqueren die Fläche und erreichen eine Aussichtskanzel, von der wir einen Blick auf die Elbe und die Einmündung des Elbe-Seitenkanals haben.
Irgendwann nach dem Jahr 1000 wurde die Festung errichtet. Für Historiker ist klar, warum gerade an dieser Stelle. Denn bei Schnakenbek befand sich der Elbübergang der wichtigen Salzstraße zwischen Lüneburg und Lübeck.
Um 1100 wird die strategisch günstig am Nordufer der Elbe gelegene Burg erstmals urkundlich erwähnt. Der Steilhang zur Elbe hin ist hier rund 30 Meter hoch. Eroberer hatten kaum eine Chance hier von der Elbseite anzugreifen. Die Rückseite der Burg wurde im Wald vom bereits erwähnten hohen Wall und einem tiefen Graben gesichert.
1106 starb Herzog Magnus von Sachsen auf der Burg. Spätestens 1147 regierte der Welfenherzog „Heinrich der Löwe“ auf der Burg und lagerte hier mit einem Heer, um einen Kreuzzug gegen die Slawen zu beginnen. Danach hält sich der Herzog immer wieder auf der Ertheneburg auf, stellt Urkunden aus und nutzt die Festung aber auch als Gefängnis. Der Welfe hält hier nämlich den armen Bischof von Halberstadt gefangen. Der streitlustige Herzog gerät schließlich sogar mit Kaiser Friedrich Barbarossa in Fehde und muss aus der Ertheneburg flüchten. Danach lässt er sie in Brand setzen.
Aus den Trümmern wurde die Lauenburg errichtet
Bernhard von Sachsen macht sich später über die Ruine her und errichtet mit ihren Steinen nur ein paar Kilometer weiter um 1181 die Lauenburg, nach der das gleichnamige Elbstädtchen benannt ist.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (re.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Seitdem gruben immer wieder Archäologen auf dem Plateau der Ertheneburg, sie fanden Reste von Waffen und eine Münze aus der Zeit „Heinrich des Löwen“.
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Doch vor allem Kinder und Karnevalisten im Kreis Herzogtum Lauenburg verbinden mit der Ertheneburg heute nicht historische Ereignisse und archäologische Funde. Nein, sie denken an den jedes Jahr stattfindenden Karnevalsbrauch, die Erstürmung der Ertheneburg. Im Ort Schnakenbek nämlich gibt es den rührigen „Carnevalsverein von 1990“. Und die Mitglieder errichten jährlich im November zur Karnevalszeit mitten im Ort eine Ertheneburg aus Holz. Darin verstecken sich dann die Bürgermeister von Schnakenbek und Lauenburg. Wackere Karnevalisten in historischen Uniformen feuern dann mit einer Konfetti-Kanone auf die „Burg“, die beiden Insassen versuchen vergeblich sich mit Kamellewürfen zu wehren. Schließlich wird die Holzburg gestürmt und die „Soldaten“ entreißen den Bürgermeistern den Schlüssel der Burg und rufen fröhlich: „Schnakenbek Alaaf“!