Hamburger will diesem „Schandfleck“ an der Ostsee neues Leben einhauchen
Wer an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns unterwegs ist, kommt an Wismar nicht vorbei: der beschaulichen Hansestadt mit hübschen Backsteinhäusern, einem kleinen Hafen und gotischen Baudenkmälern. Am Altstadtrand steht jedoch ein Gebäude, das viele Einwohner als den „Schandfleck“ ihrer Stadt bezeichnen. Die ehemalige Malzfabrik und VEB „Wismaria“ zerfällt zusehends. Ein Hamburger Investor will ihr neues Leben einhauchen – und hat große Pläne.
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Wer an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns unterwegs ist, kommt an Wismar nicht vorbei: der beschaulichen Hansestadt mit hübschen Backsteinhäusern, einem kleinen Hafen und gotischen Baudenkmälern. Am Altstadtrand steht jedoch ein Gebäude, das viele Einwohner als den „Schandfleck“ ihrer Stadt bezeichnen. Die ehemalige Malzfabrik und VEB „Wismaria“ zerfällt zusehends. Ein Hamburger Investor will ihr neues Leben einhauchen – und hat große Pläne.
Für Fotografen ist das Fabrikgebäude von 1899 ein schaurig-schönes Motiv: Alter Backstein mit bunten Graffitis, unheimliche verlassene Räume mit bemalten Fliesen, Fensterrahmen ohne Scheiben, kahle Bäume drum herum, ein massiver Schornstein reckt sich in die Höhe.
Der Stadt und einigen Bewohnern ist das Haus jedoch ein Dorn im Auge. Und so wollten es sich die politisch Verantwortlichen einfach machen und das „Problem“ quasi „durch die Hintertür“ loswerden. Ganz in der Nähe des Gebäudes steht nämlich eine in die Jahre gekommene Hochbrücke von 1970. Die Stadt will sie abreißen und plante eine neue Brücke – mitten durch das Grundstück der ehemaligen „Wismaria“, die für dieses Konzept hätte weichen müssen.
Doch die Politiker hatten die Rechnung ohne das Denkmalamt gemacht – und ohne einen Mann aus Hamburg, der das einzigartige Gebäude vor dem Abriss bewahren will.
Hamburger Investor will Wohnungen in Meck-Pomm bauen
Im Jahr 2019 bekamen die alte Fabrik und das fast einen Hektar große Gelände, auf dem sie steht, einen neuen Eigentümer. Den Hamburger Projektentwickler Wolfgang Röhr von der „Villa Vitalia AG“. Er sieht großes Potenzial in dem massiven Backsteingebäude und wandte sich an den Denkmalschutz, der die ehemalige „Wismaria“ als Einzeldenkmal einstufte. „Das Gebäude hat trotz fehlender Instandhaltung und mutwilliger Zerstörung sowie Brandstiftung in seinen wesentlichen Teilen Bestand. Sanierung und Umnutzung erscheinen möglich und wirtschaftlich sinnvoll“, erklärt Röhr im Gespräch mit der MOPO. Er hat bereits Erfahrung mit der Sanierung und Umnutzung von Baudenkmälern und legt viel Wert auf Denkmalschutz.
Der Plan für Wismar: Ein Quartier mit Wohnungen, Cafes, Lokalen, Büros und Gewerbeflächen. Röhr spricht über Werkstätten für Start Ups, Mikroapartments für Studenten, Seniorenwohnungen, Mehrgenerationen-Wohnen. 100 bis 150 neue Jobs könnten laut dem Investor entstehen. Klingt nach einer deutlichen Aufwertung für das Grundstück mit der eigentlich schon dem Zerfall preisgegebenen Fabrik.
Doch obwohl es Wolfgang Röhr schon unter den Nägeln brennt, kann er mit der Entwicklung noch nicht beginnen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Hansestadt Wismar wollen zunächst die Planungen für die neue Hochbrücke abschließen, die knapp an der ehemaligen „Wismaria“ vorbeilaufen soll.
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Der Investor hat dazu beigetragen, dass das möglich ist, indem er die angrenzenden Grundstücke mit leerstehenden Hallen und Wohnhäusern aufgekauft hat. So können sie abgerissen und der Hochbrückenneubau realisiert werden.
Stadt und Land treten bei Quartiersplanung auf die Bremse
Doch die Brückenplanungen können laut Wolfgang Röhr noch bis 2024 dauern. Er klingt frustriert. Denn der Investor hat nicht nur sein Quartier vor Augen, er sieht auch die Vorteile, die sich aus der Nähe zu der neuen Brücke ergeben können. Damit könne das Grundstück optimal an den Verkehr angebunden werden, die dort lebenden Studenten schnell in die Innenstadt gelangen. Unter der Brücke könnten Parkplätze für PKW und Fahrräder sowie E-Bike-Ladestationen entstehen. Sogar von „Shuttle-Station für autonome E-Mobilität“ spricht Röhr.
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Doch bis er all das realisieren kann, muss der Investor auf Land und Stadt warten – und die haben es ganz offensichtlich nicht so eilig wie Wolfgang Röhr.