Denkmalgeschützte Mühle: Hier sollen Wohnungen, Büros und ein Spa entstehen
Knapp 4000 Menschen leben in der Gemeinde Bad Kleinen am Schweriner Außensee in Mecklenburg-Vorpommern. Idyllisch ist es hier, verschlafen, farblos bis langweilig – doch dann stoßen wir auf die mehr als 100 Jahre alte Mühle. MOPO erzählt die Geschichte des eindrucksvollen Gebäudes.
Dass die Kaufmannsbrüder Wilhelm und Werner Janssen sich Anfang des 20. Jahrhunderts entschieden, ihr Mühlenwerk von Schwerin nach Bad Kleinen zu verlegen, hatte infrastrukturelle Gründe: In dem kleinen Ort gab es einen Eisenbahnknoten und direkten Zugang zum See – perfekt für den Transport von Getreide und Mehl. 1916 wurde die hochmoderne, industrielle Mühle im Ziegelbau in Betrieb genommen.
Das imposante Hauptgebäude aus Backstein steht neben dem alten Kornspeicher, der mit seinen knapp 40 Metern Höhe schon von Weitem zu sehen ist.
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Knapp 4000 Menschen leben in der Gemeinde Bad Kleinen am Schweriner Außensee in Mecklenburg-Vorpommern. Idyllisch ist es hier, verschlafen, farblos bis langweilig – doch dann stoßen wir auf die mehr als 100 Jahre alte Mühle. MOPO erzählt die Geschichte des eindrucksvollen Gebäudes.
Dass die Kaufmannsbrüder Wilhelm und Werner Janssen sich Anfang des 20. Jahrhunderts entschieden, ihr Mühlenwerk von Schwerin nach Bad Kleinen zu verlegen, hatte infrastrukturelle Gründe: In dem kleinen Ort gab es einen Eisenbahnknoten und direkten Zugang zum See – perfekt für den Transport von Getreide und Mehl. 1916 wurde die hochmoderne, industrielle Mühle im Ziegelbau in Betrieb genommen.
Das imposante Hauptgebäude aus Backstein steht neben dem alten Kornspeicher, der mit seinen knapp 40 Metern Höhe schon von Weitem zu sehen ist.
Die kombinierte Weizen- und Roggenmühle lief gut und bekam 1924 Gesellschaft von einer weiteren Weizenmühle. 1932 kamen ein Verwaltungsgebäude und ein Getreidesilo hinzu, es entstanden eine Fabrikantenvilla, Werkswohnungen und Garagen. Beim Mahlprozess einer industriellen Mühle entsteht nicht nur Mehl, sondern auch Dunst, Grieß, Kleie, Grießkleie, Schrot, Futtermehl, Grütze und Graupen.
DDR-Zeit: Mecklenburger Mühlenbesitzer enteignet
1945 übernahm die Sowjetunion die Führung in Ostdeutschland. Wie so viele wurden auch die Brüder Janssen enteignet und flohen nach Lübeck, wo sie ein weiteres Mahlwerk besaßen. In Bad Kleinen stand zu diesem Zeitpunkt der größte Mühlenbetrieb im Norden der DDR – ab 1948 „VEB (Volkseigener Betrieb) Mühlenwerke Bad Kleinen“ genannt. Hier wurden auch Getreideimporte unter anderem aus Polen, Ungarn und der Sowjetunion verarbeitet, um die Nord-Bezirke der DDR mit Weizen-, Roggenmehl und Grieß zu versorgen. 1989 sind noch 72 Menschen in der Mühle beschäftigt, die Jahresproduktion beträgt 22.000 Tonnen Getreide.
Nach dem Ende von Sowjetunion und DDR wird der Mühlenbetrieb 1993 eingestellt, das Gelände kommt unter Denkmalschutz. Deshalb kann man noch heute einige originale Maschinen in den Räumlichkeiten und Schriftzüge in altdeutscher Schrift an den Türen erkennen, von denen die Farbe abblättert. Beim Durchqueren der Zimmer muss man darauf achten, nicht durch ein Loch im Boden zu stürzen. Auch die Fenster sind teilweise zerstört.
Doch schon bald soll es hier ganz anders aussehen. Die Käufer, eine Wismarer Finanzgruppe, versprechen, aus dem Mühlengelände einen „zweiten Ortskern“ und Bad Kleinen zu einem „Standort für die regionale und überregionale Dienstleistungsbranche“ zu machen.
Ein neues Parkhaus wurde bereits errichtet. Im alten Kornspeicher sollen fast 50 Eigentumswohnungen entstehen, die laut einem NDR-Bericht bereits fast alle verkauft sind – für mehr als 4000 Euro pro Quadratmeter. Im Souterrain will man einen Wellness- und Spa-Bereich einrichten.
Das imposante Mühlen-Gebäude soll nicht nur für Wohn-, sondern auch für Gewerbezwecke genutzt werden – für Unternehmen „z.B. aus der Digital-/Kreativwirtschaft, der Gesundheitsbranche etc.“, wie es auf der Webseite heißt. An ein Bistro und ein Mühlenmuseum hat man ebenfalls gedacht; im „Mühlenpark“ daneben sollen Mietreihenhäuser und Wohnungen neu gebaut werden.
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Für die alte Mühle fehlt laut dem NDR noch die Baugenehmigung. Doch sollte die kommen, könnte Bad Kleinen in einigen Jahren nicht mehr ganz so verschlafen sein, wie es heute ist.