Die geheimnisvolle Grotte mitten in Altona
Geisterhäuser! Verfallene Fabriken! Verlassene Kinderheime! Und Bunker und Tunnel natürlich sowieso: In dieser „Lost Place“-Reihe sind Dutzende Artikel zu allen möglichen geheimnisvollen Orten erschienen. Aber eine Grotte? Die hatten wir noch nicht – und dabei befindet sie sich mitten in Altona!
Ich will es ein bisschen spannend machen und gehe in der Zeit zurück bis ins Jahr 1797. Am 10. Februar wurde damals in Neumühlen Günther Ludwig Stuhlmann geboren. Der Vater war „Kammerrat“ und Besitzer einer Kalkbrennerei am Elbstrand.
Die Grotte am Elberg
- Deutsch (Deutschland)
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Geisterhäuser! Verfallene Fabriken! Verlassene Kinderheime! Und Bunker und Tunnel natürlich sowieso: In dieser „Lost Place“-Reihe sind Dutzende Artikel zu allen möglichen geheimnisvollen Orten erschienen. Aber eine Grotte? Die hatten wir noch nicht – und dabei befindet sie sich mitten in Altona!
Ich will es ein bisschen spannend machen und gehe in der Zeit zurück bis ins Jahr 1797. Am 10. Februar wurde damals in Neumühlen Günther Ludwig Stuhlmann geboren. Der Vater war „Kammerrat“ und Besitzer einer Kalkbrennerei am Elbstrand.
Die Grotte am Elberg
Stuhlmann junior war also gut versorgt. Er bildete sich zu einem Fachmann für die Gas- und Wasserversorgung weiter, seinen ersten Job bekam er in Kopenhagen. Dort leitete er eine Gasanstalt, die das dortige Kasino erleuchtete. Stuhlmann arbeitete und studierte in England, Frankreich und Belgien und kehrte erst 1854 nach Altona zurück – mit dem Ziel, hier eine Gasanstalt und ein Wasserwerk zu bauen.
Die Gasanstalt wurde 1857 auf dem Gelände der Kalkbrennerei der Familie Stuhlmann an der Großen Elbstraße eröffnet. Das Wasserwerk ging 1859 in Betrieb – allerdings in Blankenese. In Neumühlen befanden sich die Sielausflüsse von Hamburg und Altona, kein guter Ort also für eine Trinkwasserentnahme aus der Elbe.
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1872 starb Günther Ludwig Stuhlmann in Nizza. Er hinterließ ein Vermögen. Einen Teil davon vermachte er der Stadt Altona mit der Maßgabe, davon unter anderem eine Leichenhalle, einen Park und für die Christianskirche einen neuen Turm zu bauen.
Warum ich das alles schreibe? Weil der edle Spender auch festgelegt hatte, dass ein prächtiger Springbrunnen errichtet werden möge – und zwar am heutigen Altonaer Balkon.
Doch unter anderem durch die Umwandlung des nahen Altonaer Rathauses zum Bahnhof wurde der Brunnen erst Pfingsten 1900 errichtet, allerdings am Kaiserplatz, dem heutigen Platz der Republik.
Der Stuhlmannbrunnen sorgte damals bei seinen Betrachtern für ziemliches Erstaunen. Kein Wunder: Dargestellt sind zwei Zentauren (halb Mensch, halb Pferd), die wütend um einen gefangenen Fisch ringen.
Harz-Gefühl in Altona
Der Brunnen verbrauchte ordentlich Wasser, das zu jener Zeit einfach über Rohre in die Elbe geleitet wurde. So kamen Altonas Stadtväter 1902 auf die Idee, das Wasser „besser“ zu nutzen – für einen kleinen Wasserfall am Elbhang unterhalb des Altonaer Balkons. Und weil die Herrschaften wohl etwas romantisch veranlagt waren, bauten sie am Wasserfall gleich noch die passende Grotte aus Kalksandstein dazu. Voilà! Schon konnten sich die Altonaer wie im Harz fühlen.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Ich war wohl so zehn Jahre alt, als ich die Grotte entdeckte. 1970 gab es natürlich keinen Wasserfall mehr. Aber die Höhle im Elbhang konnten wir Kinder damals noch erkunden und uns dort tüchtig gruseln. Heutzutage ist das den kleinen Altonaern verwehrt. Seit 2004 versperrt ein Gitter den Zugang.