Hier verfällt ein Alstertaler Wahrzeichen
Wer etwas auf sich hielt in den Walddörfern und im Alstertal, der kam am „Restaurant Randel“ an der Poppenbüttler Landstraße nicht vorbei. Hier wurden seit mehr als einem Jahrhundert prächtige Hochzeiten, rauschende Geburtstagsfeiern und zahlreiche Konfirmationen gefeiert. Vorbei! Seit acht Jahren ruht der Betrieb und die denkmalgeschützte Anlage verfällt.
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Wer etwas auf sich hielt in den Walddörfern und im Alstertal, der kam am „Restaurant Randel“ an der Poppenbüttler Landstraße nicht vorbei. Hier wurden seit mehr als einem Jahrhundert prächtige Hochzeiten, rauschende Geburtstagsfeiern und zahlreiche Konfirmationen gefeiert. Vorbei! Seit acht Jahren ruht der Betrieb und die denkmalgeschützte Anlage verfällt.
Das Grundstück rund um das Restaurant ist ein Traum. Auf 30.000 Quadratmetern erstreckt sich hier eine ebenfalls denkmalgeschützte Parkanlage, die sich bis ans Ufer der Alster herunterzieht. Ganz entzückend auch die Brunnengruppe mit wasserspeienden Putten. Doch der Brunnen ist versiegt, verfällt immer mehr. Ebenso der Rest des ehemals prächtigen Hotels und Restaurants. Eine verschimmelte Speisekarte im Fenster („Scholle Finkenwerder Art, 18,50 Euro; Birnen, Bohnen und Speck, 13,50 Euro“) zeugt davon, dass hier noch vor gar nicht langer Zeit getafelt wurde. Genauer gesagt ist das erst acht Jahre her. Am 7. Oktober 2013 machte Stephan Randel das Traditionshaus dicht. Der Gastronom hatte den Betrieb in siebter Generation geführt.
Hamburg: Verfallenes Wahrzeichen im Alstertal
Alles begann 1840. Da wurde das Lokal „Waldhof“ von der Familie Randel eröffnet. Die Hamburger hatten damals bereits das Alstertal als reizvolles Ausflugsziel entdeckt und der „Waldhof“ lief prächtig. Doch 1899 schlug der Blitz in die Gaststätte ein. Das Lokal brannte ab und wurde viel größer und prächtiger von den in der Kaiserzeit zu Wohlstand gekommenen Randels neu gebaut. Das Hauptgebäude zierte ein Turm mit bronzenem Helm. Doch so ein mächtiger historischer Bau braucht Pflege und das konnte oder wollte Familie Randel im 21. Jahrhundert nicht leisten. Vermutlich deutlich mehr als drei Millionen Euro würde die denkmalgerechte Sanierung aktuell kosten.
- Florian Quandt Blick auf die Terrasse des Lokals.
- Florian Quandt Verblichene Pracht: Hier wurden hunderte Hochzeitsfeiern veranstaltet.
- Florian Quandt Dieser entzückende Brunnen ist seit Langem versiegt.
- Florian Quandt
- Florian Quandt Verschimmelt: die letzte Speisekarte aus dem Jahr 2013.
Die Menschen in Poppenbüttel und Umgebung fragen sich jetzt, was aus dem „Wahrzeichen des Alstertals“ wird. Vor vier Jahren schien alles auf einem guten Weg zu sein. Stephan Randel verkaufte einen Teil des riesigen Grundstücks, auf dem sich eine Tennisanlage befand, an den bekannten Hamburger Bauträger Otto Wulff. Der wollte dort mindestens 50 Wohnungen bauen.
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Um die teure Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes stemmen zu können, sollte Stephan Randel außerdem die Genehmigung bekommen, ein kleines Haus mit neun Mietwohnungen auf das Grundstück setzen zu dürfen. Doch seit Bekanntgabe dieser Pläne im Jahr 2017 ist an der Poppenbüttler Landstraße 1 nichts geschehen.
Die MOPO hat beim zuständigen Bezirksamt Wandsbek angefragt.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Eine Sprecherin erklärte, dass aktuell noch das Bebauungsplanverfahren läuft. Als Nächstes könne ein Planentwurf öffentlich ausgelegt werden. Erst danach kann es zur Feststellung des Bebauungsplans kommen. Übersetzt heißt das: Vor 2023 dürfte sich nichts tun bei Randel – und die Bausubstanz verfällt immer mehr.