Blick in leeren Sternbrücken-Club: Das Geheimnis um den Tresor im Boden
Die Sternbrücke war ein zentraler Ort der Hamburger Clubkultur – die Szeneläden „Astra Stube“, „Bar 227“, „Fundbureau“, „Beat Boutique“ und „Waagenbau“ hatten hier ihre Heimat. Doch das ist nun alles Geschichte: Weil die Eisenbahnbrücke bald abgerissen wird, mussten die Clubs raus. Übrig geblieben sind karge Gewölbe mit einem besonderen Charme. Die MOPO warf einen Blick in einen leerstehenden Club – und stieß auf einen geheimnisvollen Tresor...
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Die Sternbrücke war ein zentraler Ort der Hamburger Clubkultur – die Szeneläden „Astra Stube“, „Bar 227“, „Fundbureau“, „Beat Boutique“ und „Waagenbau“ hatten hier ihre Heimat. Doch das ist nun alles Geschichte: Weil die Eisenbahnbrücke bald abgerissen wird, mussten die Clubs raus. Übrig geblieben sind karge Gewölbe mit einem besonderen Charme. Die MOPO warf einen Blick in einen leerstehenden Club – und stieß auf einen geheimnisvollen Tresor.
Ein Besuch in einem der Sternbrücken-Clubs war wie eine Flucht in eine andere Welt. Draußen der kalte Großstadtwinter, drinnen umhüllten einen die warmen, tiefen Bässe der Nacht. Über einem rauschten die Züge entlang, während man unten das Gefühl von Raum und Zeit verlor.
Leerstehende Sternbrücken-Clubs: Spinnen, Schimmel und Bierdosen
Heute ist das Club-Ensemble wohl der jüngste „Lost Place“ Hamburgs. Die letzten Partys an der Max-Brauer-Allee, Ecke Stresemannstraße fanden Silvester statt. Wenn man durch das leergeräumte „Fundbureau“ geht, ist es kaum vorstellbar, dass es vor zwei Monaten noch ein Raum voller Leben war. Es ist kalt, es riecht muffig, verschimmelt. Eine tote Spinne hängt an der Wand. Man steigt über zertretene Bierdosen, eine leere Zigarettenschachtel liegt daneben.
Etwa 900 Regional- und Fernverkehrszüge sowie S-Bahnen fahren täglich über die Brücke. Jedes Mal füllt ein ohrenbetäubender Lärm die Gewölbe. Ein massives Pendel gleicht die Schwingungen aus, die durch die Züge entstehen.
- Florian Quandt Über 20 Jahre lang wurde im „Waagenbau“ gefeiert.
- Florian Quandt Der Schlüssel zum Tresor im Boden des „Fundbureaus“ ging im Laufe der Zeit verloren.
- Florian Quandt Kurze Pause – und dann schnell wieder rauf auf die Tanzfläche: Die Herrentoilette im „Fundbureau“.
- Florian Quandt Rund 900 Züge fahren täglich über die Brücke: Dieses massive Pendel gleicht die Schwingungen aus.
- Florian Quandt Karg und kalt: Es ist schwer vorstellbar, dass hier vor zwei Monaten noch wilde Partys stattfanden.
- Florian Quandt Ein Astra für drei Euro: Auch die „Fundbureau“-Getränketafel ist mit Graffiti besprüht.
Das „Fundbureau“ bekam seinen Namen, weil sich dort bis in die 1990er Jahre das Fundbüro der Bundesbahn befand. Heute erinnert ein in den Boden gelassener Tresor an diese Zeit. Was sich darin befindet – ein Geheimnis, das vielleicht niemals gelüftet wird: Der Schlüssel ging im Laufe der Zeit verloren.
Die Frage, welche Schätze sich in dem Tresor befinden, wird sich bald aber sowieso nicht mehr stellen: Die knapp 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke und die umliegenden Gebäude werden abgerissen, weil eine neue gebaut werden soll. Die Sternbrücken-Clubs verlieren somit ihre Heimat – und Hamburg einen wichtigen Kultur-Standort.
Sternbrücke: Ein wenig Charme von Berlin
Kleine Bands bekamen hier seit mehr als 20 Jahren eine Bühne. Abseits der schrillen Reeperbahn war es ein rauer Ort, der ein wenig den Charme von Berlin versprühte.
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Der Abriss der Eisenbahnbrücke sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Ärger. Kritiker halten das Projekt für überdimensioniert – immerhin soll die Brücke mit 26 Metern bis zu viermal höher als ihre Vorgängerin werden.
Eine Initiative versucht, den Neubau zu verhindern – und will klagen. Die Aussicht auf Erfolg ist dabei äußerst gering. In der vergangenen Woche starteten die ersten Arbeiten für den Abriss. Auch rund 40 der insgesamt 86 Bäume entlang des Bahndamms sollen recht bald gefällt werden. Das neue Bauwerk soll in etwa drei Jahren stehen.
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Die Clubs sollten eigentlich in einem „Kulturhaus“ um die Ecke unterkommen – doch der Bau wurde immer wieder verschoben, die Zeit drängte. Deswegen wurde eine vorübergehende Lösung gefunden: Die „Beat Boutique“ und das „Fundbureau“ ziehen in die Kasematten an den Deichtorhallen in der Nähe des Hauptbahnhofs. Dort sollen sie für erst mal zwei Jahre bleiben, danach ziehen sie in andere Gewölbe ganz in der Nähe. Die Eröffnung ist im April geplant.