Dieser Grusel-Tunnel führt zu einem Stück Hamburg-Geschichte
Die wenigen historischen Reste des 1893 eröffneten Hafenbahnhofs Hamburg Süd liegen versteckt am Niedernfelder Ufer. Um dorthin zu gelangen, muss man einen ziemlich gruseligen und düsteren Fußgängertunnel passieren. Der unterquert den Veddeler Damm und auf der anderen Seite gibt es als Belohnung den Blick auf ein Stück Stadt- und Verkehrsgeschichte.
Die wenigen historischen Reste des 1893 eröffneten Hafenbahnhofs Hamburg Süd liegen versteckt am Niedernfelder Ufer. Um dorthin zu gelangen, muss man einen ziemlich gruseligen und düsteren Fußgängertunnel passieren. Der unterquert den Veddeler Damm und auf der anderen Seite gibt es als Belohnung den Blick auf ein Stück Stadt- und Verkehrsgeschichte.
Dort am Veddel-Kanal steht man vor einem alten Häuschen, das sicher noch aus der Gründungszeit des für den Hamburger Hafen so wichtigen Bahnhofs stammt. Wir schreiben das Jahr 1880, als erstmals an diesem Ort Gleise zur Erschließung der Hafenbecken in Betrieb genommen werden. 1886 dient die Gleisanlage schon im größeren Stil der Sortierung der Güterwagen. 1893 wird der Rangierbahnhof dann offiziell in Betrieb genommen und stößt schon bald an die Grenzen seiner Kapazität. So kommt es während des Ersten Weltkriegs zu einem Ausbau. Fünf Stellwerke und 20 Einfahrgleise entstehen bis 1920.
Hafenbahnhof Süd: Schwere Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wird der kriegswichtige Bahnhof wiederholt bombardiert und fast völlig zerstört. Das kleine Bahnhofsgebäude, vor dem wir jetzt stehen, ist eines der wenigen Bauwerke, die stehen geblieben sind.

Doch der Wiederaufbau geht schnell. 1956 ist mit einem Verkehrsaufkommen von täglich 2400 Güterwagen schon wieder der Stand von 1929 erreicht. Vier Millionen Tonnen des gesamten Hamburger Seegüterumschlags von knapp 30 Millionen Tonnen laufen jedes Jahr über diesen Hafenbahnhof. In den 1950er Jahren werden die Güterzüge noch von Dampfloks gezogen. Erst ab 1960 kommt es schrittweise zur Elektrifizierung der 41 Kilometer Gleise.

Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.

1962 bei der Großen Flut erweisen sich diese Gleise für Hamburgs Bahnverkehr plötzlich als extrem wichtig. Wilhelmsburg ist beinahe komplett überflutet und damit auch der direkte Bahnverkehr zwischen Hamburg und Harburg unterbrochen. Eine Woche lang wird daraufhin der gesamte Zugverkehr über den Hafenbahnhof Süd umgeleitet. Bei der Flut 1976 wiederum steht der Hafenbahnhof Süd komplett unter Wasser. Erst zehn Jahre später wird er durch eine „Einpolderung“ vor Sturmfluten geschützt.
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Am 2. Juli 2006 bekommt der Hafenbahnhof Hamburg Süd mit einem Schlag durch eine Tragödie bundesweit Aufmerksamkeit: Der als „Himmelsschreiber“ bekannte Hamburger Pilot Jörg Steber versucht mit seinem 44 Jahre alten Wasserflugzeug „Beaver DHC-2 de Havilland“ eine Notlandung auf dem Bahnhof.

Der damals 51 Jahre alte und sehr erfahrene Pilot war mit fünf Passagieren zu einem Rundflug über den Hafen gestartet. An Bord der Maschine befand sich auch ein zwölfjähriger Junge, der den Flug zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. In 600 Metern Höhe setzt über dem Veddeler Damm nach einem Brand der Motor aus. Eine Wasserfläche kann der Pilot nicht mehr erreichen und so versucht er, zwischen den Gleisen zu landen. Das Flugzeug schlägt zwischen Kesselwagen und Container-Waggons auf und brennt aus. Der Zwölfjährige und drei weitere Passagiere sterben. Pilot Jörg Steber wird schwer verletzt und stirbt wenig später in einer Klinik. Nur ein 38-jähriger Passagier überlebt das Unglück mit schwersten Verbrennungen.