Lost Place: Hier lebte ein „wilder Mann“ auf Unmengen an Silber
Der „Wilde Mann“ mit seiner dicken Keule prangt noch auf dem Gaststättenschild, doch das Lokal „Zum wilden Mann“ im gleichnamigen Harz-Städtchen ist schon seit Jahren verwaist, und die Werbung für die „gutbürgerliche Küche“ verblichen. Viel Hoffnung, dass hier noch einmal aufgetischt wird, gibt es nicht.
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Der „Wilde Mann“ mit seiner dicken Keule prangt noch auf dem Gaststättenschild, doch das Lokal „Zum wilden Mann“ im gleichnamigen Harz-Städtchen ist schon seit Jahren verwaist, und die Werbung für die „gutbürgerliche Küche“ verblichen. Viel Hoffnung, dass hier noch einmal aufgetischt wird, gibt es nicht.
Bevor wir uns mit der verfallenen Gaststätte befassen, erst mal zum ungewöhnlichen Ortsnamen Wildemann. Mit knapp 800 Einwohnern ist dies die kleinste der sieben ehemals freien Bergstädte im Oberharz. Gegründet wurde der Ort 1529 von Bergleuten, die aus dem Erzgebirge zugezogen waren. Diese waren vom Welfen-Herzog angeworben worden, um den Bergbau im unwirtlichen Innerstetal anzukurbeln. So weit die Fakten.
Viele Häuser im Ort stehen leer
Nun zur Sage: Beim Vordringen ins Tal stießen die Bergleute auf einen „wilden Mann“, der lebte genau dort, wo man die größten Silbervorkommen vermutete. Vergeblich wurde versucht, den „Wilden“ zu fangen. Schließlich beschoss man ihn mit Pfeilen und konnte ihn verletzt festsetzen.
Die Bergleute beschlossen, ihn dem Herzog vorzuführen, doch der „Wilde“ starb vorher an seinen schweren Verletzungen. Am Ort aber, wo man ihn gefangen hatte, stieß man auf große Silbervorkommen und gründete die Ortschaft Wildemann.
Nun aber zum Gasthaus. Bis vor zehn Jahren wurden hier noch Busladungen von Touristen, aber auch viele Biker deftig bewirtet. Einheimische trafen sich im Sommer gerne in der „Stehbierhalle“ auf dem Parkplatz des Gasthofs. Gegründet wurde er schon 1917 und hieß damals „Zur grünen Tanne“. Die Übernachtung mit Frühstück kostete 2,50 Mark. Das entnehmen wir dem lesenswerten Führer „Lost & Dark Places Harz“ von Miriam Fuchs.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Wildemann ist heute leider in weiten Teilen selbst ein Lost Place geworden. Neben dem Gasthaus stehen diverse andere Gebäude leer, die immer mehr verfallen.
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Dabei liegt der Ort am Flüsschen Innerste ganz wunderbar. Goslar und Clausthal-Zellerfeld sind gleich um die Ecke. Doch es gibt Hoffnung, wieder mehr Besucher nach Wildemann zu locken. Das „Hotel Rathaus“ verfügt über entzückende Zimmer, teils direkt an der Innerste, und hier wird eine ausgezeichnete Küche angeboten. Und das ist im ganzen Harz immer noch eine Seltenheit.