Denkmalgeschütztes Werk im Norden verfällt: Das Geheimnis des Holzgerippes
Wer einen Spaziergang durch den Lüneburger Kurpark unternimmt, steht irgendwann vor einem fast 60 Meter langen Holzgerippe und fragt sich, was das wohl ist. Lesen Sie hier, was die MOPO-„Lost Places“-Reporter über die verfallene Konstruktion herausgefunden haben.
Wer einen Spaziergang durch den Lüneburger Kurpark unternimmt, steht irgendwann vor einem fast 60 Meter langen Holzgerippe und fragt sich, was das wohl ist. Die Antwort: ein Gradierwerk, auch „Leckwerk“ genannt. Das sagt Ihnen nichts? Dann lesen Sie hier, was die MOPO-„Lost Places“-Reporter über die verfallene Konstruktion herausgefunden haben.
Lüneburg ist auf Salz erbaut. Der brüchige Salzstock führt bis heute dazu, dass sich an Häusern Risse bilden. Im Jahr 965 erwähnte König Otto der Große erstmals die Existenz einer Saline. Und fast 1000 Jahre später war der Bergrat Otto von Sachse Salinendirektor in Lüneburg. Der Mann erkannte, dass dort, wo Salz gewonnen wird, auch gut Kureinrichtungen betrieben werden können. Die Stadt Lüneburg übergab dem Bergrat 1907 mal eben ein 23 Hektar großes Gelände und dort wurde neben einem imposanten Badehaus auch besagtes Gradierwerk errichtet.
Gradierwerk diente der Gesundheit
Aber was hat es mit diesem komischen Bauwerk auf sich? Das Prinzip ist einfach erklärt. In das Holzgerüst, welches heute leer ist, gehört ein dichtes Geflecht an Schwarzdornzweigen. Innerhalb dieser Konstruktion wird salzhaltige Sole hochgepumpt. Diese Flüssigkeit rieselt dann über die Schwarzdornzweige herunter, das wird auch „lecken“ genannt. Daher kommt der auch verwendetet Begriff „Leckwerk“. Während die Sole nun herunterträufelt, verdunstet Wasser. Die umgebende Luft wird mit Salz angereichert, es entsteht eine Art „Salznebel“. So können Kurgäste fernab von Nord- oder Ostsee wohltuende „Meeresluft“ genießen. Und diese sorgt ja bekanntlich für eine Verbesserung bei Atemwegserkrankungen oder Pollen-Allergien.

Dieser Aspekt wurde aber erst spät entdeckt. Ursprünglich dienten Gradierwerke ab dem 16. Jahrhundert der Gewinnung hochkonzentrierten Salzes. Erst als andere Salzgewinnungsverfahren aufkamen, dienten Gradierwerke als Kureinrichtung.
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Doch diese Anlagen sind selten geworden, viele stehen unter Denkmalschutz. In Lüneburg steht seit 1989 sogar der ganze Kurpark unter Schutz. Und warum verfällt das Gradierwerk? Die „Kurmittel-GmbH“ hat kein Geld für den Schwarzdorn-Reisig und so ist nicht vor 2024 an die dringend nötige Sanierung zu denken.