Multimillionär lässt dieses ehemalige Hotel verrotten
Der 21 Meter hohe Turm am Krummsee in Malente ist von weit her zu sehen. Wanderer fragen sich oft, ob das wohl ein Schloss ist, das sich dort auf einer Anhöhe erhebt. Nein, mitnichten. Es ist das ehemalige Erholungsheim „Bruhnskoppel“ des Altonaer Spar- und Bauvereins (altoba) – oder besser: die Ruinen, die davon übrig geblieben sind. Früher gab es hier für bestimmte Leute einen 14-tägigen Urlaub – kostenlos!
Der 21 Meter hohe Turm am Krummsee in Malente ist von weit her zu sehen. Wanderer fragen sich oft, ob das wohl ein Schloss ist, das sich dort auf einer Anhöhe erhebt. Nein, mitnichten. Es ist das ehemalige Erholungsheim „Bruhnskoppel“ des Altonaer Spar- und Bauvereins (Altoba) – oder besser: die Ruinen, die davon übrig geblieben sind. Früher gab es hier für bestimmte Leute einen 14-tägigen Urlaub – kostenlos!
Erholung für ihre Mitglieder war der 1892 gegründeten Altoba schon immer ein Anliegen. Vor rund 100 Jahren organisierte die Wohnungsbaugenossenschaft zunächst preiswerte Reisen nach Hahnenklee im Harz für Mitglieder, die oft aus der Ottenser Arbeiterschaft stammten. Doch auch diese Urlaube konnten sich viele Mitglieder nicht leisten. Deswegen suchte der Altoba-Vorstand nach einem eigenen Ferienobjekt. Das wurde dann 1939 mit dem 1870 errichteten „Berghotel Bruhnskoppel“ in Malente (Kreis Ostholstein) gefunden. Der „Verein der vereinigten Gastwirte Hamburgs“ hatte die Immobilie der altoba preisgünstig überlassen. „Unser Erholungsheim ist eine Krönung genossenschaftlichen Tuns“, lobte die Vertreterversammlung der Genossenschaft damals.
- Quandt Dieses Nebengebäude auf dem 60.000 Quadratmeter großen Grundstück ist einsturzgefährdet.
Dieses Nebengebäude auf dem 60.000 Quadratmeter großen Grundstück ist einsturzgefährdet. - Quandt Verrottete Laterne an der Hausfront
Verrottete Laterne an der Hausfront - Quandt Diese Plakette weist auf die altoba, den früheren Betreiber der Anlage, hin.
Diese Plakette weist auf die altoba, den früheren Betreiber der Anlage, hin. - Hirschbiegel Das war einmal der Speiseaal des 1870 als Hotel errichteten Bauwerks.
Das war einmal der Speiseaal des 1870 als Hotel errichteten Bauwerks. - hfr Diese Ansichtskarte mit Foto des Ferienheims „Bruhnskoppel“ stammt aus den 1960er Jahren.
Diese Ansichtskarte mit Foto des Ferienheims „Bruhnskoppel“ stammt aus den 1960er Jahren.
Dann kam der Zweite Weltkrieg – und die Gebäude wurden als Marine-Lazarett genutzt. Nach 1945 übernahm das Krankenhaus Kiel die Einrichtung. Erst 1950 konnte die Anlage endlich ihrer Bestimmung übergeben werden. Aus diesem feierlichen Anlass wurde entschieden, dass Genossen mit 50-jähriger Wohndauer bei der Altoba einen kostenlosen 14-tägigen Urlaub in der Ferienanlage erhielten.
Eigentümer ist Bremer Multimillionär
Später wurde Geld verlangt, doch auch wer zahlen musste, kam recht gut davon: 1988 kostete ein siebentägiger Aufenthalt mit Vollverpflegung gerade mal 315 Mark (157,50 Euro) pro Person. Auf Dauer rechnete sich das nicht, auch weil die Gebäude wiederholt saniert werden mussten. 2006 verkaufte die altoba die Immobilie. An wen, ist unbekannt. 2010 kam es zu einer Zwangsversteigerung. Der Verkehrswert wurde damals wegen des schlechten Zustands mit lediglich 700.000 Euro angesetzt.

Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Heutiger Eigentümer ist der 1962 geborene Bremer Unternehmer Marco Romed Fuchs. Doch der italienische Honorarkonsul in der Stadt an der Weser lässt das Ensemble verfallen.
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