Besonderer Lost Place: Die verwunschene Mühle im Wald
Die Mühle von Seppensen (Landkreis Harburg) steht idyllisch mitten im Wald. Einzelne Bauteile des „Dorothea“ genannten Fachwerkbaus stammen noch aus dem Jahr 1734. Denkmalschützer schwärmen von dem Gebäude-Ensemble am aufgestauten Seppenser Bach. Doch wer die alte Mühle genauer anschaut, der möchte heulen: Das herrliche Bauwerk ist dem Verfall preisgegeben.
Die Mühle von Seppensen (Landkreis Harburg) steht idyllisch mitten im Wald. Einzelne Bauteile des „Dorothea“ genannten Fachwerkbaus stammen noch aus dem Jahr 1734. Denkmalschützer schwärmen von dem Gebäude-Ensemble am aufgestauten Seppenser Bach. Doch wer die alte Mühle genauer anschaut, der möchte heulen: Das herrliche Bauwerk ist dem Verfall preisgegeben.
Auf den ersten Blick aber ist es wirklich die pure Idylle: Der Seppenser Bach plätschert an der alten Mühle vorbei. Die Morgensonne spiegelt sich auf der Wasserfläche des Mühlenteichs, ein Frosch quakt und Vögel singen. An der Mühle ergibt sich eine Szene perfekter Landschaft wie aus dem Bilderbuch.
Lost Place: Die Mühle von Seppensen verfällt
Doch sobald man näher herankommt, wird der Verfall sichtbar. Der Seppenser Bach fließt nicht durch das verklemmte und durch Baumstämme beschädigte Stautor, sondern hat sich seinen Weg durchs Mauerwerk der Mühle gebahnt. Die vermoderten Fenster im bröckelnden Mauerwerk sind blind oder zerschlagen.
- Florian Quandt Blick ins Innere der Mühle mit erhaltener Technik
Blick ins Innere der Mühle mit erhaltener Technik - Florian Quandt Das Wasser des Seppenser Bachs rauscht durchs Mauerwerk der Mühle.
Das Wasser des Seppenser Bachs rauscht durchs Mauerwerk der Mühle. - Florian Quandt Braucht mal ein wenig Öl: eine Antriebskette am Mühlengebäude
Braucht mal ein wenig Öl: eine Antriebskette am Mühlengebäude - Florian Quandt Zum Mühlen-Ensemble gehört auch ein Stall mit wunderbaren Holzbalken.
Zum Mühlen-Ensemble gehört auch ein Stall mit wunderbaren Holzbalken. - Florian Quandt Das Mühlengebäude wurde 1864 errichtet, es gibt aber auch Teile aus dem Jahr 1734.
Das Mühlengebäude wurde 1864 errichtet, es gibt aber auch Teile aus dem Jahr 1734.
Erstaunen ruft dann wiederum der Blick ins Innere der Mühle hervor: Große Teile der alten Technik sind noch vorhanden. Holzräder sind erkennbar, das Mahlwerk wirkt intakt, Bottiche stehen in den Ecken sind bedeckt von dicken Tampen und Mehlsäcken. Das MOPO-Lost-Place-Team wähnt sich in einem verstaubten Mühlen-Museum. Aber warum gibt es hier nicht tatsächlich ein Museum oder wenigstens ein Mühlen-Café? Auch eine Pension für stressgeplagte Hamburger wäre doch eine gute Idee. Wer ist so herzlos, dieses bauliche Kleinod so verfallen zu lassen?

Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Laut der „Kreiszeitung-Wochenblatt“ befindet sich die Seppenser Mühle im Eigentum einer Erbengemeinschaft. Und die scheint das Baudenkmal nicht zu interessieren. Nach Auskunft von Anwohnern rottet die Mühle schon seit Jahrzehnten vor sich hin. Sind die Erben zerstritten? Fehlt es ihnen am nötigen Geld für eine Sanierung oder haben die Eigentümer schlichtweg kein Interesse?
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Die verfallene Mühle zeigt beispielhaft, wie wenig amtlicher Denkmalschutz in Deutschland nutzt, wenn die Eigentümer nicht mitspielen. Vielleicht sollte der zuständige Kreis Harburg einmal über eine Enteignung nachdenken, um die Mühle zu retten. Höchste Zeit wäre es.