Die vergessene Burg von Billstedt: Hier liegt sogar ein Schatz versteckt
Diese Geschichte handelt von einer Geiselnahme im Mittelalter, einem vergrabenen Silberschatz und den Überresten einer Burg im trubeligen Zentrum Billstedts. Lesen Sie hier, was sich vor 800 Jahren auf der Spökelburg an der heutigen Billstedter Hauptstraße 120 abgespielt hat.
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Diese Geschichte handelt von einer Geiselnahme im Mittelalter, einem vergrabenen Silberschatz und den Überresten einer Burg im trubeligen Zentrum Billstedts. Lesen Sie hier, was sich vor 800 Jahren auf der Spökelburg an der heutigen Billstedter Hauptstraße 120 abgespielt hat.
Dort, wo jetzt die viel befahrene Billstedter Hauptstraße verläuft, genauer gesagt, wo der Schleemer Bach unter der Erde verschwindet, war ab dem 9. Jahrhundert ein strategisch wichtiger Ort. Hier verlief der Weg zur Ertheneburg bei Geesthacht, die wiederum den dortigen wichtigen Elbübergang sicherte. Kein Wunder, dass man an diesem Weg eine Burg errichtete. Sie hatte einen Durchmesser von 70 Metern und war durch einen 16 Meter breiten, knapp drei Meter hohen Wall gesichert.
Hamburger Geiseln und ein Silberschatz
Wir schreiben das Jahr 1224. Graf Albrecht II. von Orlamünde hatte Zoff mit den reichen Hamburgern. Worum es damals ging, ist unklar. Doch der Adlige nahm Hamburger Bürger als Geiseln. Erst gegen Zahlung von 1500 Mark in Silber kamen die Eingekerkerten frei. Die Silberstücke wiederum soll unser streitlustiger Graf vergraben haben, und zwar auf dem Gelände der Spökelburg. 1225 kam es zur Schlacht von Mölln zwischen Albrecht II. und dem Grafen Heinrich von Schwerin. Graf Albrecht verlor und Hamburger Truppen schleiften auf dem Rückweg vom Schlachtfeld die Spökelburg.
Doch den Menschen dort ging der vergrabene Silberschatz nicht aus dem Kopf, und sie sprachen über Jahrhunderte immer wieder davon. 1688 schließlich erhielt der Hamburger Kaufmann Henning Brand von Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein die Erlaubnis, nach dem Schatz zu graben. Der Hamburger buddelte bis 1667 an verschiedenen Stellen, fand aber nichts. Das ist urkundlich überliefert. Eine Legende aber ist, dass auf dem Gelände der Burg auch eine goldene Kinderwiege vergraben worden sei. „Spöken“ heißt auf Plattdeutsch „spuken“, und so reimten sich die Anrainer der Burg über die Jahrhunderte so einiges zusammen.
Das wurde aus der Burg von Billstedt
Die Überreste der Spökelburg verfielen immer mehr, im 16. Jahrhundert hausten vermutlich Raubritter in der Ruine. 1814 verschanzten sich hier Soldaten Napoleons vor den Russen, die schließlich Hamburg befreiten. Die Burg mit der bewegten Geschichte geriet in Vergessenheit.
1865 ist dann auf dem Gelände an der Billstedter Hauptstraße ein schönes Wohnhaus errichtet worden. Es steht heute unter Denkmalschutz. Die große gelbe Villa ist in drei Wohneinheiten aufgeteilt und eine knapp 100 Quadratmeter große Dachwohnung verfügt sogar über einen Whirlpool.
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Der Hauseigentümer scheint in der Bundeswehr gedient zu haben. Am Grundstückseingang weht die Bundesdienstflagge. Übrigens: 1880, 1935 und 1953 gab es archäologische Grabungen auf dem Burgberg, doch auch die förderten keinen einzigen Silbertaler zu Tage …