Nahe Hamburg: Klinik für atomaren Ernstfall – so schnell könnte sie in Betrieb gehen
Unter der einen Meter dicken Stahlbetondecke war Platz für 226 Patienten, es gab fünf OP-Säle, einen 38 Meter tiefen Brunnen und eine „Fäkalpumpe“: Im Bunker-Krankenhaus von Stade war man auf den atomaren „Ernstfall“ vorbereitet. Kurz vor dem endgültigen Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Untergrund-Klinik 1988/89 fertiggestellt. Die MOPO durfte exklusiv einen Blick unter die Erde werfen – in eine Klinik, die man sehr schnell wieder in Betrieb nehmen könnte.
Unter der einen Meter dicken Stahlbetondecke war Platz für 226 Patienten, es gab fünf OP-Säle, einen 38 Meter tiefen Brunnen und eine „Fäkalpumpe“: Im Bunker-Krankenhaus von Stade war man auf den atomaren „Ernstfall“ vorbereitet. Kurz vor dem endgültigen Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Untergrund-Klinik 1988/89 fertiggestellt. Die MOPO durfte exklusiv einen Blick unter die Erde werfen.
Der Standort des Bunkers befindet sich auf dem Gelände der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises Stade in Wiepenkathen. Wir gehen zu einer Einfahrt, die wie der Zugang zu einer Tiefgarage aussieht. Doch schon das stählerne massive Gittertor zeigt uns, dass es hier zu einer Einrichtung geht, die im Kalten Krieg geplant wurde. Bundeswehr und Zivilschutz richteten sich noch bis 1989 auf Atombomben-Angriffe ein und sogar eine Bombardierung des naheliegenden Atomkraftwerks Stade wurde in Planspielen in Erwägung gezogen.

Verletzte wären im Kriegsfall dann im Untergrund behandelt worden. Schon seit Ende der 1960er Jahre gab es Planungen, dass im Rahmen des Schutzraumkonzepts des Bundes jeder der 294 deutschen Landkreise so eine Bunker-Klinik bauen sollte.
Bunker-Krankenhaus von Stade: Tür wiegt sechs Tonnen!
Daniel Beneke, Pressesprecher des Landkreises Stade, ist unser „Fremdenführer“ und er braucht ordentlich Kraft, um die Bunkertür zu öffnen. Das blaue Ungetüm aus Stahl wiegt sechs Tonnen. Dahinter befindet sich eine „Schleuse“, in der gemessen wurde, ob Patienten mit atomarer Strahlung in Berührung gekommen waren. In diesem Fall wurden ihre Kleider in einen abgesonderten Raum hinter dicken Betonmauern gelagert, die Menschen mussten danach ausgiebig in einer Gemeinschaftsdusche unter die Brause. Erst dann durften sie in den eigentlichen Kliniktrakt – und der ist erstaunlich gut erhalten.

In den OP-Sälen befinden sich Beatmungsgeräte, Behälter mit Lachgas, olivgrüne Kisten mit Aufschriften wie: „Satz Knochenbohrgerät. Hilfskrankenhaus“ oder komplette Operationsbestecke. Etwa ein Dutzend Ärzte und rund 100 weitere Mitarbeiter kümmerten sich in der 3000 Quadratmeter großen Anlage um die Patienten, die in dreistöckigen Betten schlafen mussten. Bis zu drei Monate hätten die Menschen hier aushalten können.
Bunker-Klinik von Stade könnte nach drei Monaten wieder in Betrieb genommen werden
Eher kurios wirken heute ein altertümlicher Gynäkologie-Stuhl oder Dutzende Pappkartons mit Bundeswehr-Wolldecken, die laut Aufdruck 1969 produziert wurden.
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Dank gefüllter Heizöltanks, funktionsfähiger Notstromaggregate und eines Brunnens kann der Bunker nach etwa drei Monaten wieder in Betrieb genommen werden. Doch das war im friedlichen Landkreis Stade über Jahrzehnte nach dem Mauerfall nie ein Thema, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine könnte sich das jedoch geändert haben.